martin Skipper
Anmeldungsdatum: 05.11.2005 Beiträge: 392 Wohnort: Europa
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Verfasst am: 04.02.2006 21:52 Titel: Türkei Törnbericht Herbst 2004 |
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Mit freundlicher Genehmigung von www.yachtskipper.net
Herbstreise 2004 „Lady M“
Am Montag, den 6. September kommen wir spät nachts in Bodrum an. „Lady M“ scheint in Ordnung zu sein, auch die Arbeit von „Yachtworks“, dem örtlichen Ferrettistützpunkt, macht einen guten Eindruck.
„Lady M“ in der D-Marina Turgutreis
Mit „Yachtworks“ hatten wir einige Meinungsverschiedenheiten. Der Inhaber bezeichnete Mängelrügen als „Sensibilitäten, denen sie nicht gewachsen sind“, ignorierte schriftliche Abmachungen und verhielt sich wie ein beleidigtes Kind, wenn ich etwas anmahnte, hielt selbst aber vereinbarte Termine nicht ein. Im Frühjahr hatte er uns beispielsweise einen Umweg über Kos fahren lassen um dort Teile abzuholen, die dann nicht da waren oder zollfreies Tanken in der Marina zugesagt, das es auch nicht gab, ohne nur einmal „sorry“ zu sagen. Er scheint sich wohl in Motorbootkreisen noch nicht so bewegen zu können - man hatte den Eindruck, dass manche Situationen seinem Partner eher peinlich waren.
Ziemlich frostig gehen wir auseinander. Damit geben wir auch unsere Überlegung auf, im Winter in Turgutreis zu bleiben. Ganz abgesehen davon, dass die Marina sich als ungeschützt erwiesen hat und verkehrstechnisch ungünstig gelegen ist, denn es gibt im Sommer nur wenige und im Winter überhaupt keine Direktflüge für uns.
Der Meltemi macht uns mal wieder einen Strich durch die Rechnung, er bläst ohne Pause Tag und Nacht und hält uns im Hafen fest. Wir lernen Turgutreis kennen, gehen fast täglich zu „Semih“, unserem Lieblingslokal. Ausflug mit dem Dolmus nach Gümüslük - Fischlokale mit Anmache ohne Ende in einer Bucht, durch die der Meltemi voll pfeift. Von wegen nach allen Seiten gut geschützt, wie das Hafenhandbuch schreibt.
Aber am Montag können wir endlich auslaufen. Eine Woche D-Marin reicht uns, obwohl sie langsam voller wird und es schon was zu sehen gibt. Erstaunt sind wir über die Anzahl der Motoryachten. Auch scheint es in der Türkei üblich zu sein, selbst auf kleineren Motoryachten Crews zu haben. Ich habe den Eindruck, wir werden heimlich belächelt, weil wir alles selbst machen.
13.9.2004 Turgutreis - Kusadasi 56 sm
Wir fahren erst noch etwas nach Norden und laufen Kusadasi an, um Efesus zu besichtigen.
Richtung Samos
Auf der Fahrt ist alles geboten: die See wird vor Samos rauer und der Wind nimmt auf 30 kn zu, so dass wir schon Schlimmeres befürchten und auf den inneren Steuerstand wechseln, aber ab der Samos-Enge herrscht dann Windstille. „Lady M“ liegt super und alle Systeme arbeiten.
SETUR-Marina in Kusadasi
Die Marina ist ziemlich leer, wie wohl viele türkische Marinas, wir werden beim Anmelden gleich auf einen Jahresvertrag zu besonderen Konditionen angesprochen.
Das Stadtzentrum von Kusadasi beherrschen Touristen-Einkaufsstraßen mit dem üblichen Basarangebot.
Wir besichtigen Ephesus. Ein Highlight! Die Fahrt dahin machen wir mit dem Dolmus, dem türkischen Sammeltaxi für umgerechnet 1,50 Euro. Auf der Straße wird jeder mitgenommen, der winkt und kann auch wieder aussteigen, wo er will. Der Dolmus hält an der Hauptstraße vor Efesus am Taxistand. Die Taxifahrer wollen uns sofort eine Rundfahrt mit vollem Programm aufschwätzen, wir lassen uns aber nur bis zum oberen Eingang fahren und kommen zu Fuß nach der Besichtigung wieder unten, wenige Meter von der Haltestelle entfernt, an.
Efesus
15.9.2004 Kusadasi - Samos /Pythagorion 20 sm
Wir laufen zuerst den Stadthafen von Pythagorion an, der leider voll belegt ist und gehen dann in die neue halbfertige Marina 1 sm daneben, wo wir gut und sicher längsseits liegen.
Mal wieder Griechenland! Wir genießen Stifado, Tsatsiki und das gute Mythos in den Henkelgläsern.
Die halbfertige Marina von Pythagorion, Samos
16.9.2004 Samos – Yalikavak 66 sm
Eigentlich wollten wir in einer der nördlicheren Buchten ankern, aber so richtig hat uns keine gefallen und so machen wir in dem neuen Yachthafen Yalikavak fest. Kurz vor Einfahrt in die Bucht kriegen wir noch eine große Welle ab, sitzen patschnass auf der Fly - Boot putzen ist mal wieder fällig.
Die Marina gefällt uns auf Anhieb. Irgendwie liebenswert, sehr gepflegt. Nette Leute und schon eine richtige Bootsszene. Aber in keinem Fall ein Platz zum überwintern, zu ungeschützt. Am Abend wirklich gutes Essen im Restaurant „Alibaba“, umgeben von Hunden und Katzen, die wir natürlich am Essen teilhaben lassen müssen.
17.9.2004 Yalikavak - Gökova Körfezi/Caty Koyu 51sm
Wir laufen wie üblich früh aus, mit Sonnenaufgang kurz vor 7:00 Uhr, denn wir wollen weit in den Golf von Bodrum fahren. Dort finden wir fast ganz am Ende eine kleine Bucht und machen vor Buganker und mit Landfeste in paradiesischer Umgebung fest.
Caty Koyu
18.9.2004 Caty Koyu - English Harbour (Degirmen Bükü) 18 sm
Wir gehen um die Ecke in die nächste Bucht, wo angeblich während des 2. Weltkrieges die englische Marine ihre Boote versteckte. Wieder Anker und Landleine.
Später der erste und einzig negative Kontakt mit Gülets. Will doch einer quer durch die Bucht seinen Anker auslegen, direkt über unseren, obwohl ausreichend Platz wäre ihn anders zu legen, wie die anderen Gülets auch im rechten Winkel zum Ufer. Ein richtiger Anfänger!
Ich düse mit dem Beiboot hin und kann ihn nur schwer davon abhalten. Es eskaliert, schließlich aber sieht er es wohl ein oder weicht einfach meiner Sturheit und legt seinen Anker auch im rechten Winkel zum Ufer. Die Gäste auf dieser Gület passen gut dazu, Rumgegröle den ganzen Abend, aber schon bald sind sie so „hacki“, dass sie ruhig werden.
Aber diese Gület ist die Ausnahme. Sonst haben wir die Besatzungen als gute Seeleute kennen gelernt und keine Probleme mit ihnen gehabt. Das Geschäft scheint auch rückläufig zu sein, denn es sind längst nicht so viele unterwegs wie befürchtet.
19.9.2004 English Harbour – Bodrum 38 sm
Der Urlaub für unseren Besucher ist leider vorbei und so steuern wir die Marina Bodrum an. Hektisch, laut, dreckig wie kaum eine türkische Marina. Abends Abschiedsessen im „06 Locanda“, das in verschiedenen Führern für seine authentisch türkische Küche gelobt wird. Schnellimbiss zu teuren Preisen, wir fühlen uns abgezockt.
20.9.2004 Bodrum - Marti Marina 63 sm
Auslaufen um 7:00 Uhr, an Kos vorbei ziemlich Seegang. Eigentlich wollten wir nach Knidos oder Palamut, aber entweder ist kein Platz vorhanden oder der triste Hafen voller Charterer gefällt uns nicht. Kurz entschlossen steuern wir 30 sm weiter östlich die Marti Marina an. Ein Paradies erwartet uns dort. Das ist die Türkei, wie wir sie uns vorgestellt haben: südsee-ähnliche Umgebung, Bäume bis ans Wasser, ein Traum. Wie Palmizana in Kroatien, nur ohne Charterchaoten und mit Hinterland.
Wir haben ein kleines technisches Problem mit der Gangway, das der technische Service der Marina in kürzester Zeit löst: der Mechaniker von „Gino-Yachting“ kommt sofort und sagt er gehe nicht heim, ehe die Gangway wieder funktioniere! Und so ist es dann auch!
Wir haben einen tollen Liegeplatz längsseit. In der Marina mehrere Trawler und nette Atmosphäre. Hier könnten wir es auch länger aushalten!
Abendessen im Marinarestaurant. Die Marina hat uns einen Tag Liegegebühr in Höhe von 53 Euro erlassen, wenn wir im Restaurant essen gehen. Ein gutes Geschäft für uns – und es schmeckt auch spitze (zur Abwechslung mal wieder Pasta und Steak).
Marti Marina
22.9.2004 Marti Marina – Selimiye-Bucht 6 sm
Langsam werden wir fauler und laufen erst um 11:00 Uhr aus. Wir haben aber auch nur die weite Strecke von 6 sm in die nächste Bucht vor uns.
Festmachen vor dem Fischlokal „Sardunya“. Eine wirklich gute Empfehlung! Wir haben selten so gut gegessen zu ausgesprochen fairen Preisen. Und dazu dieses fantastische Ambiente!
Restaurant „Sardunya“, Selimiye-Bucht
Für uns ist der Hisarönü-Golf ein Highlight und alleine eine Reise wert. Kilometerweit nur Natur, keine Häuser und ein geschütztes „Fast-Binnenrevier“. Ideal zum Bummeln.
23.9.2004 Selimiye – Marmaris 48 sm
Wie üblich legen wir früh ab, runden das Kap Karaburun und wollen entweder in der Bozuk- oder Serge-Bucht ankern. Aber wie so oft: es gefällt uns nicht, denn die Buchten werden von Bojen und Stegen beherrscht, wo im Hafenhandbuch Ankermöglichkeiten angegeben sind.
Also fahren wir weiter entlang beeindruckender Felskulisse und steuern Marmaris an. Der Bootsverkehr nimmt enorme Ausmaße an, die Küsten sind vollgebaut mit Betonklötzen, ein Schock nach der wunderschönen Natur.
In der Netsel-Marina weist uns der Marinero eine Lücke an, in die ich wegen der Enge erst nicht fahren will, aber dann geht es doch und wir liegen gut. Marmaris ist ein nautisches Zentrum und es gibt alles hier: Elektroniker, Werkstätten, was ein Yachtie auch braucht.
Wieder fällt uns auf, dass die Türken zwar vom Reinhalten ihrer Häfen reden, aber die Praxis anders aussieht. Gut, WC´s werden wohl nicht abgepumpt – aber sonst alles. Und der Marinero, der mit einem langen Kescher Dreck aus dem Wasser fischen soll, ist mehr Staffage und wird den Plastiktüten und dem Abfall nicht Herr.
Blick von der Burg auf die Netsel-Marina, Marmaris
Neben uns legt ein großes Segelboot an mit Klaviermusik life beim Anlegen. Später taucht ein weltbekannter Pianist aus dem Niedergang auf, der gerade seine tägliche Übungsstunde hatte. Wir plaudern sehr nett mit ihm und seinem südafrikanischem Skipper.
Zwei Tage Wind und zum ersten Mal Regen auf dieser Reise halten uns fest. Radausflug ans Buchtende bis zum „Magic-Life Club“, wo wir schon mal ein paar Tage verbrachten.
26.9.2004 Marmaris – Fethiye-Körfezi 50 sm
Gemütlich dampfen wir Richtung Golf von Fethiye und sind dort erst mal erschlagen. Im Golf herrscht mehr Betrieb als am Starnberger See am Sonntag. Keine Bucht ohne jede Menge Ankerlieger, Beiboote. Jetskis düsen rum. In der Kapibucht die Sunsailflotte.
Was wollen wir in der Türkei? So was jedenfalls nicht!
Wir fahren alle Buchten Richtung Norden ab und finden schließlich in der Boynuz Bükü einen Platz. Moni soll Landfeste machen, aber das Rudern übersteigt mit Leine ihre Kräfte.
So muss ich blitzartig übernehmen. Barfuss, von den Büschen völlig zerkratzt und mit zerrissenem Hemd kann ich endlich eine Landleine ausbringen. Diese Aufgabe wird mir wohl bleiben!
Boynuz Bükü
„Gesang“ von den Charterbooten, die am Steg vor dem Lokal festgemacht haben, „Wanne-Eickel macht Ausflug“, das kann ja heiter werden! Das soll die Bucht sein, von der Bobby Schenk so begeistert berichtete?
Wir lassen uns die Laune nicht vermiesen, baden bei noch immer 30°C Wassertemperatur, lesen, rudern an Land und sitzen auch spät nachts noch kurzärmlig auf der Fly. Das Klima hier entschädigt für vieles!
27.9.2004 Boynuzbükü – Gözek 6 sm
Wir verlegen nach Gözek, wollen mal eine Nacht in die mondäne Camper & Nicholsons Marina, von der Bobby Schenk auch immer schwärmte. Eine wirklich schöne Marina, aber mit 90 Euro Liegegebühr/Tag wohl etwas überzogen und auch überreglementiert, denn der Wachdienst weist mich schon bald darauf hin, dass ich mein Fahrrad am Steg schieben muss. Und sehr geschützt liegt man auch nicht, bei Südwind wohl sogar schlecht.
Ansteuerung der Camper & Nicholsons Marina, Gözek
Gözek ist ein einziger Yachtliegeplatz, alles ist auf den Yachttourismus abgestimmt. Megayachten, wie wohl sonst kaum in der Türkei.
Zum Aperitif auf der Hafenterrasse gönnen wir uns zwei kleine Glas Wein, 16 Euro.
Anschließend bummeln wir durch den Ort und irgendwie gefällt´s uns nicht so recht. Da stolpern wir in der zweiten Reihe in ein Kebap-Haus, eine Art Schnellimbiss, und essen wirklich hervorragend zu zivilen Preisen, 15 Euro für uns beide. Gibt’s auch noch.
28.9.2004 Gözek - Kuyruzak Büküi 8 sm
Das beständige schöne Wetter bedeutet Buchteln, wir fahren ganz gemütlich Richtung Süden, klappern eine Bucht nach der anderen ab und finden ein schönes Plätzchen. Vor einer steilen Felswand machen wir Landfeste und können fast bis an den Felsen zurückgehen.
Kristallklares Wasser. Nur wenige Boote in Sichtweite. Das ist wieder die Südtürkei, wie man sie vom Hörensagen kennt.
Am Abend dann noch Stress, denn der Wind hört nicht wie üblich auf, sondern frischt in der Bucht auf, so dass wir etwas Bedenken für die Nacht bekommen. Wir treffen Vorbereitungen, um schnell auslaufen zu können. Boot klarieren, Landleinen auf Slip, d.h. harte Arbeit.
Als wir fertig sind, schläft der Wind doch ein. Hätten wohl doch noch etwas warten sollen, aber wir haben in den letzten Wochen zu oft erlebt, dass der Wind durchsteht. Es wird eine traumhafte Vollmondnacht.
29.9.2004 Fethyie 13 sm
Am nächsten Morgen tuckern wir die paar Meilen nach Fethyie und machen längsseits in der neuen Ece-Marina fest. Sie war uns von Seglerfreunden empfohlen worden und ist wirklich schön. Geräumig, schön ins Stadtbild integriert, modernst ausgestattet, bis zum Wellnesshotel ist alles vorhanden. Sogar zwei Meeresschildkröten „wohnen“ inmitten all der Boote!
Fethyie gefällt uns am besten von allen bis jetzt besuchten türkischen Orten. Tourismus und echtes türkisches Stadtleben nebeneinander. Die Innenstadt ist sehr begrünt und wirklich reizvoll. So bleiben wir zwei Tage, besuchen die lykischen Felsengräber, den Basar. In der Marina gibt’s sogar WLAN, auch der Laptop kommt endlich wieder zum längeren Einsatz.
Lykische Felsgräber in Fethyie
Markt in Fethyie
Der farbenfrohe Markt ist ein Muss. Dort kann man Fisch oder Fleisch kaufen und gleich an Ort und Stelle in verschiedenen Restaurants zubereiten lassen, frischer geht nicht! Wir lassen uns zwei Fische schmecken, als Vorspeise natürlich mein geliebtes Antep Ezme, die scharfe Gemüsepaste. Super Essen zu zivilen Preisen.
1.10.2004 Fethyie – Boynuz Bükü 23 sm
Der Wetterbericht spricht von 5-6 Windstärken. Wir stecken die Nase aus der Bucht auf das offene Meer, haben nach der Abdeckung aber gleich Wind und Welle gegenan. Also zurück! Nach einigem Suchen landen wir wieder in der Boynuz Bükü, auch unser Lieblingsplatz ist noch frei!
Ein Tief über Zypern und ein Hoch westlich davon liegen fest und so wird der Starkwind wohl noch etwas bleiben. Rolf von Intermar berichtet täglich von Meltemi. Kein Problem, hier liegen wir sicher und schön, die Wassertemperatur ist immer noch um 30 Grad, die Luft wärmer.
Während unsere Seglerfreunde in Kroatien jetzt einpacken, ist hier beste Saison für richtig faule Buchttage.
Boynuz Bükü
Neben uns macht mit viel Krawall eine ältere türkische Motoryacht fest. Und wieder beobachten wir das gleiche Phänomen: der reiche Türke rührt keinen Finger. Zwei Mann Besatzung haben echten Stress mit dem großen Boot, aber von den daneben stehenden sechs Türken rührt sich keiner, noch nicht mal eine Leine wird angenommen. Überwertigkeitskomplexe? Natürlich wird auch gleich der Jet-Ski und alles, was sonst noch Lärm machen kann, in Betrieb genommen.
Wir liegen zwei Tage nebeneinander und werden konsequent ignoriert. Kein Gruß, kein Wort. So geht das fast in jedem Hafen mit türkischen Nachbarn. Eine fremde Welt.
Am Abend essen wir in dem Strandlokal von Boynuz Büku, werden mal wieder abgezockt. 42 Mio. für zwei Bier und zwei kleine Fleischspieße mit Salat. Das ist ja wie bei „Goro“ in Kroatien, nur die Lage ist noch idyllischer und der Service netter.
„Strandlokal“ in der Boynuz Bükü
Der Meltemi bleibt und wir auch, es gefällt uns hier im Golf von Fethyie nach anfänglichen Zweifeln mittlerweile gut. Wir sind erstaunt über die Vielzahl der Motoryachten. Dieses Revier ist auch kein Segelrevier, eher ein Binnenrevier - und um auf dem Wasser zu wohnen ist nun mal ein Motorboot komfortabler.
Wir baden, Faulenzen, backen Brot, wandern in die Berge und genießen die traumhafte Aussicht. So vergehen die Tage im Nu.
4.10.2004 Fethyie-Golf – Kalkan 43 sm
Wir laufen direkt nach dem Hellwerden aus. Das Ablegen mit Landleinen geht immer schneller, ich werde noch Wettkampf-Ruderer.
Vorbei an der Gemiller Reede geht es gemütlich Richtung Kalkan. Die Landschaft entlang der sieben Kaps und die Sanddünen von Patara beeindrucken uns schwer.
Auf den letzten Meilen dann mal wieder über 30 Knoten Wind, der aber in Hafennähe nachlässt, so dass wir ohne Stress vor Buganker in dem kleinen Hafenbecken festmachen.
Kalkan ist ein kleiner reizvoller Ort. Enge Gassen den Berg hinauf. Der Hafen ist klein und gegen Abend voll belegt. Gülets und Segler werfen ihre Anker kreuz und quer, der Salat am nächsten Morgen vorprogrammiert. Wir haben Glück, müssen aber als erste Ankommer warten bis alle weg sind.
Kalkan
Wir folgen der Empfehlung des einheimischen Seglers neben uns und essen gegenüber dem Taxistand „türkisch wie bei Muttern“.
Ankersalat in Kalkan
5.10.2004 Kalkan – Kekova 30 sm
Weiter geht´s Richtung Osten, zunächst zur griechischen Insel Kastelorizon. Als malerisches Puppenstübchen präsentiert sich der Ort, aber es herrscht leider zu viel Schwell um gemütlich zu liegen. Also türkische Gastlandflagge wieder rauf und weiter Richtung Kekova. Zum Glück keine große Distanz, denn wir haben erhebliche See und Wind auf die Nase. Ganz hinten in der Westbucht, vorbei am legendären Restaurant von Hassan, „bester Koch vom Mittelmeer“, ankern wir fast ganz alleine. Hier werden wir etwas bleiben, denn es gibt sehr viel zu sehen.
Am Abend natürlich Besuch bei Hassan, der hier seid 20 Jahren sein Restaurant betreibt. Vorspeisenbuffet, zwei Fische, Wein, Raki – vorzüglich und zu zivilen Preisen. Hassan ist nicht nur ein ausgesprochen sympathischer Mensch, er zeigt auch, dass man langjährig gleichbleibende Qualität liefern und erfolgreich sein kann ohne abzuheben. Wir freuen uns schon auf den nächsten Tag und verabreden uns zur Fischsuppe.
Am Schiff noch ein Absacker und dann gute Nacht – denkste!
Um 3:00 Uhr Ankeralarm, piep, piep, piep ...! Gewitter, Wind bis zu 40 kn und Regen. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. „Lady M“ tanzt um den Anker, unsere zwei Beiboote rechts und links. Ein Gewitter jagt das andere, es hört einfach nicht auf. Der Wind ist so stark, dass es unseren großen außenhängenden Fender ins Cockpit weht. Wir sind bald so durchgefroren, dass die Zähne klappern.
Diese Nacht beweist wieder einmal, dass die Wahl des Bügelankers richtig war - er hält bombenfest. Danke, Herr Kaczirek!
Was man von manch anderen Ankern nicht sagen kann. Segler und Gülets kreisen in der Bucht und ankern neu.
Obwohl hinter uns die Bucht frei ist, legt sich ein Segler so dicht neben uns, so dass wir Sorge haben, er rammt uns. Na ja, TO Flagge. Wohl einer deren vieler Schreibtischsegler.
Ankerwache am Kartenplotter
unser Ruckdämpfer
Der Wind steht den ganzen Tag durch, wir kommen nicht von Bord. So macht das Buchteln nicht direkt Spaß! Wir hatten mehr an Baden und Faulenzen gedacht!
Ausgerechnet gestern hatte der DWD Datenprobleme, wie wir hinterher erfahren, Intermar sendete nicht und der türkische WX hilft ohnehin nicht viel! So war die Wettersituation für uns nicht vorherzusehen.
Die Bucht wird rappelvoll. Ich schätze hundert Schiffe. Rundum werden wir zugeparkt. Warum halten die bei diesem Wind nicht etwas Abstand? Platz wäre genug.
Aber als Gipfel der Rücksichtslosigkeit empfinde ich, dass einige Segler im dichten Feld kein Ankerlicht einschalten, ihr Boot bei 30 kn Wind zum Abendessen verlassen und nicht zu sehen sind für die Ankommer, die sich bei Regen und Wind mühsam durchtasten müssen.
Rolf von Intermar verspricht mir am Abend weniger Wind, aber Gewitter und Schauer für die nächsten Tage. Wir wollen weiter nach Finike in die Marina.
7.10.2004 Kekova - Finike 19 sm
Mit Sonnenaufgang Anker auf. Wir bringen ihn mit der Winch nicht aus dem Boden, erst unsere beiden MAN´s schaffen das bei mehrmaligem Überfahren.
Dutzende Augen beobachten uns hinter Fenstern und Persenningen. Wir sind die einzige Motoryacht in der Bucht. Aber Winken oder Grüßen...? Sind wir in diesem Revier langsam gewohnt, leider!
Nur Gülets und wir sind heute morgen unterwegs. Die See ist ruhig, es beginnt aber bald zu regnen und zu blitzen. Nicht schon wieder! Wir steuern von innen und düsen mit 28 Knoten Richtung Finike.
Im strömenden Regen und Gewitter werden wir sofort von fachkundigem Personal im Lotsenboot empfangen und bekommen einen Platz längsseits am ersten Steg ganz hinten. Da liegen wir sicher.
Die Marina selbst macht einen etwas verwahrlosten Eindruck. An unserem Steg noch nicht mal CE-Stecker, sondern Schuko, bei den roten und blauen Dosen nur gähnende Leere.
Aber die Marina ist preiswerter als Kemer, weswegen einige Segler hierher gewechselt haben, wenn sie auch als Grund die kürzere Entfernung zum „Revier“ Fethyie-Golf angeben. Für mich wieder ein Beweis, dass hier nicht segeln, sondern Camping auf dem Wasser praktiziert wird.
SETUR-Marina Finike
Wir sind nach den Ankerwachen doch etwas geschafft und lassen den Tag erst mal langsam angehen. Nachmittags kaufe ich 25 m Wasserschlauch, der beim ersten Anschluss aus diversen Löchern spritzt. Die Rückgabe ist nicht einfach und beschäftigt uns den Rest des Tages, erst die Intervention des netten Herrn im Marinabüro hilft weiter. So radle ich zum wiederholten Male mit dem Schlauch über der Schulter zum Laden und bekomme endlich mein Geld zurück.
Wir essen erstaunlich gut und preiswert gleich im Restaurant gegenüber der Marina.
9.10.2004 Finike – Kemer 43 sm
Die Sonne lacht wieder, die See ist wie ein Spiegel und wir tuckern gemütlich Richtung Kemer. Zum Abschluss erwartet uns der reizvollste Küstenabschnitt unserer Reise. Dunkles Blau, sattes Grün, dahinter die Berge des Atlasgebirges... Ein Hochgenuss nach den letzten Tagen!
Wir kommen in Kemer an und tanken erst mal. Vor der Marina müssen wir noch eine halbe Stunde warten, dann können wir auf den reservierten Platz, wo wir ausgesprochen nett empfangen werden von einem ganzen Komitee aus Hafenkapitän, Bürochef und Marineros. Ruck zuck sind wir fest, nicht mal die Muring müssen wir selbst machen. Das ist Service!
Angekommen am Ziel! Nette Nachbarn, rechts das Segelboot eines deutschen Frachtschiffreeders, links eine deutsche Motoryacht. Man kommt schnell in Kontakt. Hier herrscht wieder Hafenleben!
WLAN an Bord läuft noch am ersten Tag, am nächsten Morgen folgt der TV-Anschluss. Wir richten uns häuslich ein, denn „Lady M“ wird hier überwintern.
Winterliegeplatz in Kemer
Nur nachts ist es kaum auszuhalten hier: Diskomusik bis morgens um 5:00 Uhr in unvorstellbarer Lautstärke. Der Marinachef sagt, da kann man nichts machen, auch die Hotels regen sich auf. Diese Stranddiskos terrorisieren den ganzen Ort! Zum Glück läuft die Saison aus und der Lärm wird täglich weniger, hört auch früher auf.
Die Atmosphäre im Hafen gefällt uns. Die Marinaleitung fördert das „live-aboard“ wie noch nirgendwo in Europa so erlebt. Einladung zum Cocktail, Ausflüge, Winterprogramm. Man kennt und trifft sich bei der täglichen „Happy Hour“. Wir lernen Rolf kennen, den Erfinder des Bügelankers, der ein paar Plätze weiter mit seiner „Törner“ liegt. Ein ausgesprochen sympathischer Mann, echter Seemann von altem Schrot und Korn.
Kemer selbst erschließt sich auf den zweiten Blick. Um den Hafen in Gehweite Tourismus von der schlimmsten Art, weiter hinten und in den Vororten schmucke Häuschen in ruhigen Straßen. Gefällt uns langsam.
Wir finden auch schnell unsere Stammlokal, das „Lavash“, einfache türkischen Küche zu äußerst günstigen Preisen. Ein weiteres Highlight ist das „Monte Kemer“, betrieben von Jasna, einer Kroatin. Super Küche, aber auch sehr gehobene Preise.
Wir mieten einen Leihwagen, besichtigen Phaselis und Anthalyas Altstadt. Mehrmals fahren wir auch nach Belek zum Golfen, einer der Hauptgründe, warum wir hier her gekommen sind.
MAN kommt und macht unseren Kundendienst. Das „Tecnical Office“ der Marina erledigt einige kleine Arbeiten, sehr schnell und sehr sorgfältig.
Insgesamt sind wir noch zwei Wochen in Kemer.
Wir beschließen, nächstes Jahr noch in der Türkei zu bleiben. Sicher ist ein Jahr „easy going“ und „buchteln“ auch mal schön, muss ja nicht immer Strecke sein - wir werden sehen.
Fazit:
Während wir auf unserer ersten Tour diese Jahr Strecke zurückgelegt haben, war der zweite Törn Buchtenbummeln (meist) ohne Probleme.
Landschaftlich gefällt uns die Türkei sehr gut, aber keinesfalls besser als Kroatien, nur ist es wärmer. Kroatien empfanden wir als abwechslungsreicheres und seglerisch besseres Revier, wenn nur die Saison nicht so kurz wäre.
So schön hier die Buchten hier sind, das Leben an Land kann man nicht ausklammern. Wir vermissen die kleinen historischen Altstädte von Kroatien wie Trogir oder Starigrad, einen Bummel durch gepflegte Orte ohne Anmache....
Gefahrene Meilen: 600
18 angelaufen Stationen, so wenig wie noch nie
Schäden: Keine, außer ein paar Glühlampen und einem angeschmorten Kabel
Betriebsstunden: ca. 50
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