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Griechenland Törnbericht Frühjahr 2005



 
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Autor Nachricht
martin
Skipper


Anmeldungsdatum: 05.11.2005
Beiträge: 392
Wohnort: Europa

BeitragVerfasst am: 04.02.2006 21:35    Titel: Griechenland Törnbericht Frühjahr 2005 Antworten mit Zitat

Mit freundlicher Genehmigung von www.yachtskipper.net


23.5. Korfu – Gaios/Insel Paxos 33sm, 300,5h



Paxos ist eine entzückende kleine Insel. Hier klarieren wir bei einem jungen, weltoffenen und ausgesprochen sympathischen Hafenkapitän ein. Abends wird es voll mit Charterern, aber das kann den Charme nicht zerstören. Hier ist Griechenland, wie wir es uns vorgestellt haben.

Frappe im Hafen gegenüber vom Boot.


Paxos/Gaios





24.5. Paxos - Lefkas Marina 43sm, 304h



Wir machen noch einen Abstecher nach Preveza ans Festland, aber das gefällt uns nicht so sehr, so dass wir direkt Lefkas ansteuern. Vor Lefkas ist eine Drehbrücke, die stündlich geöffnet wird und dann den Weg in den Kanal nach Lefkas freigibt. Wir machen in der Marina fest, weil am Stadtkai alles voll ist. Nachts dann Aktion, Starkwind, Ausbringen von zusätzlichen Leinen, an Schlaf kaum zu denken.



Bummel durch Lefkas. Vor allem gibt’s hier viele gut sortierte Schiffausrüster. Abends dann Pizza am Piazza.





25.5. Lefkas Marina - Lefkas Bucht Vlychon 10sm, 305,2h



Der Wind lässt nach und um 13:30 Uhr legen wir ab, um in der Bucht zu ankern. Am Eingang der Bucht trifft uns der Schlag, hunderte Ankerlieger in der ersten Bucht. Wir fahren ganz hinter und ankern vor 50 m Kette. Unser neuer Bügelanker hält wie der Teufel.

Mit „Speedy“ geht’s an Land und Abendessen gibt´s in einer urigen Taverne, „Hipocampus“, mit wirklich hervorragendem Essen. So schön kann Buchteln sein, auch die Nacht bleibt ruhig.





26.5. Lefkas - Meganissi/ Spartakori Bucht 5sm, 306,1h



Eine riesige Entfernung von 5 sm. Wir wollen nur kurz bei Segelfreunden vorbeischauen, die dort liegen und dann weiter nach Süden. Aber dort ist es so schön und wir bekommen einen Superplatz ganz alleine längs an einer Pier, so dass wir spontan beschließen zu übernachten.




Spartakoribucht





Die Bucht liegt genau gegenüber der Insel von Onassis. Ein hübscher Ort thront über der Bucht. Mit herrlichem Ausblick genießen wir unseren Sundowner.




Am Abend mittelmäßiges Essen in der Taverne im Hafen, klitzekleine Portionen.



Endlich wird es auch wärmer, der Sommer kommt. Wird aber Ende Mai auch Zeit. Wir waren noch nicht einmal baden.





27.5. Meganissi – Fiskardo/Keffalina 18sm, 308,5h



Wir kommen schon um 10:00 Uhr an und der Hafen ist noch voller Flotillenboote.



Also ankern wir erst mal im Hafen und warten, bis einige ausgelaufen sind und machen dann vor Buganker am Schwimmsteg fest.



Fiskardo ist ein hübscher Vorzeigeort, besteht aber nur aus überteuerten Lokalen und Nepp überall. Am Nachmittag dann die übliche Invasion von Booten. Bis auf die letzte Lücke wird alles voll. So gefällt uns das nicht. Das hatten wir in Kroatien zur Genüge.



Allerdings fällt eines angenehm auf: die Kenntnisse der Charterer sind allgemein wesentlich besser als in der Adria, sie können weitgehend ohne Probleme auch vor Buganker festmachen und wir haben noch keine grölende Saufcrew erlebt.



Und endlich auch eine große Zahl von Eignern, die unterwegs sind. Viele disziplinierte Engländer. Irgendwie hat man den Eindruck, hier sind noch Seefahrer unterwegs, die nicht nur billig auf dem Wasser campen wollen.



Der Stempel beim Hafenmeister geht problemlos, 5 Minuten und 7 Euro. Die Liegegebühren in den griechischen Stadhäfen sind spottbillig. Uns fällt auf, dass selbst langjährige Dauerankerer und Buchtlieger plötzlich die Häfen und halbfertigen kostenlosen Marinas für sich entdecken.



Am Abend essen wir an Bord, mit selbstgebackenem Vollkornbrot. Ein Genuß.



Dann noch ein riesen Spektakel. Hubschrauber, Dinghi, hektischer Funkverkehr. Die englische Megayacht „Braveheart“ läuft ein, wirft Anker und macht am Fähranleger fest.



Wir bangen, dass ihre Kette über unserem Anker liegen könnte, aber am Morgen dann zum Glück kein Problem.





28.5. Fiskardo - Patras 61sm, 311,9h



Zuerst 40 sm ruhige See, ab Eingang des Golfes von Patras wird es unruhig. Wir können noch 21 kn fahren, aber bei dann 40 kn Wind wird es unangenehm. „Lady M“ spielt U-Boot. Total eingesalzen und durchgeschüttelt kommen wir in Patras an. Werden am Steg schon erwartet, auch der Tankwagen bietet sich an.


Marina Patras





Der Wind frischt noch mehr auf und ein Segler nach dem anderen gibt die Weiterfahrt auf und läuft ein. Nette Leute. Ein deutsches Eck entsteht.



Boot putzen ist leider schon wieder angesagt.



Am Abend laufen wir durch Patras. Ein „Köpi“ zum Aperitif. Das tut gut! Zwar sind viele Restaurants gut besucht, aber kaum einer isst etwas, alle trinken nur.



Wir finden kein so richtig passendes Lokal und essen im Restaurant gegenüber der Marina. Unerwartet gut.



Als wir zurück auf´s Boot kommen der Schock: Aus dem Maschinenraum schlägt mir der typische Knallgasgeruch entgegen. Die Batterien kochen. In letzter Zeit waren sie immer schwächer geworden und der Generator musste öfter laufen. Aber nun sind sie wohl ganz hinüber. Was tun? Sie sind kochendheiß und zwei sind leer.



Wir klemmen die zwei ganz defekten ab und beschließen, so bis Athen weiter zu fahren und sie dort zu wechseln.



Wir lernen einen netten Norweger kennen, der sich eine Bavaria 38 gekauft und alles zuhause aufgelöst hat, und nun allein auf große Fahrt geht. Mit viel Elan aber ebensoviel Naivität. Er erzählt uns, dass er Patras nicht gefunden hat, aber dann einem anderen Boot einfach hinterher gefahren ist.



Am Morgen weht es immer noch aus der falschen Richtung und wir bleiben noch einen Tag länger.


Die neue Brücke bei Patras





30.5. Patras - Trizonia 21sm, 313,8h



Am nächsten Morgen dann fast Windstille. Unsere Wetternavigation bewährt sich wieder. Ohne Stress und ganz gemütlich fahren wir nach Trizonia.



Östlich von Patras muss man unter der neuen, im Bau befindlichen Brücke durchfahren und sich über Funk bei „Rio Traffic“ anmelden. Die koordinieren dann äußerst professionell die Durchfahrt zwischen den Pfeilern.



Trizonia hat eine Marina, deren Ausbau irgendwann eingestellt wurde. Wir finden einen schönen Platz längsseits. Ca. 5 Yachten liegen bereits, die alle die Transocean-Flagge führen. Alle schauen interessiert zu wie wir festmachen, aber einer 18m-Motoryacht die Leinen anzunehmen fällt keinem ein, obwohl jeder unsere kleine Crew sieht und die Stege sehr hoch sind. Na ja, ich weiß schon, warum ich diesem Verein den Rücken gekehrt habe und zur SSCA gewechselt bin.



Die Marina erinnert uns an Gibraltar, hier liegen menschliche Schicksale, wohl weil das Liegen nichts kostet.


Marina Trizonia



Der Ort ist reizend und für ein Spottgeld essen wir auf dem Dorfplatz. Wir fühlen uns richtig wohl. Über dem Ort thront Lizzie´s Yachtclub, wo der Frappe zwar typisch englisch schmeckt, aber die Aussicht entschädigt.



Auch unser Wikinger legt wieder an.“ Did you find this place at once?”. “No”

.



31.5. Trizonia - Korinth 61sm, 318,4 h



Eigentlich wollten wir nach Galxeidi fahren, aber ein par Meilen weiter ist die halbfertige Marina Itea, wo es Strom geben könnte, den wir dringend brauchen.



Beim Ablegen scheppert etwas, die Seitenscheibe auf der Fly ist lose: Festschrauben. Wir drehen eine Besichtigungsrunde durch Galaxeidi, ein hübscher Ort, und dann weiter nach Itea.



Wundern uns wieder einmal über die doch häufigen falschen Angaben im „Heikell“. Wo ein einzelner Baum und ein weisser Schuppen sein soll, sind drei Bäume und eine verfallene braune Ruine. Der war wohl lange nicht mehr da. Kein Strom und eine triste Marina. Die Batteriespannung geht auf 18V, also kaputt. Kurz entschlossen steuern wir Korinth an, dort gibt es bestimmt Ersatz. Leider können wir so das historische Delphi nicht mehr besichtigen.



Unterwegs spinnt der Watermaker, schaltet dauert aus. Die Anzeige zeigt sogar weniger Wasser im Tank. Was ist los, läuft alles in die Bilge ? Auch das noch.



Ich frage mich mal wieder warum ich mir das antue. Golfspielen ist so schön. Jeden Tag ist hier etwas anderes kaputt.



Inzwischen sind wir fünf Wochen unterwegs. Meist schlechtes Wetter, immer kalt. Wir waren noch nicht einmal baden, haben noch nicht einmal abends auf der Fly gesessen.



Bis jetzt war die Reise wirklicher Stress und keinesfalls eine Urlaubsreise. Dazu dauernd etwas kaputt. Das nervt, und heute ist so ein Tag, wo mir das besonders schlimm vorkommt.



Die kaputten Batterien bedeuten nachts jede Stunde nachsehen wie die Spannung ist, dann ggfs. den Generator starten und eine Stunde laufen lassen. Oder den Generator durchlaufen lassen, das freut die Nachbarn noch mehr, die ohnehin schon leiden müssen.



Wir haben Energiebedarf wie ein Einfamilienhaus, den kann man nicht ganz auf Null runterfahren.



Der Hafen von Korinth wird nahezu völlig von Einheimischen belegt, aber wir haben Glück und finden einen freien Platz am Kopfsteg.



Kaum haben wir fest kommt ein Mann und bietet uns günstigen Diesel an, für 0,69 Euro, aber wir hatten ja in Patras schon getankt.



Aber ich frage ihn „can you supply batteries“? „ No problem captain, I deliver“ . Fünf Minuten später kommt sein fachkundiger Sohn, vermisst die Batterien und verspricht, bis morgen neue zu liefern.



Das ist Service, der Tag beginnt mir wieder zu gefallen.



Auch Korinth entwickelt sich auf den zweiten Blick. Hübsche Straßencafes, wirklich gut sortierte Supermärkte und viel Leben junger Leute.



Uns fällt in Griechenland überhaupt auf, wie viele junge Leute das Straßenbild und die Cafes, Restaurants bestimmen. Und sie machen durchweg einen wenn ich so sagen darf „netten, symphatischen“ Eindruck.



Am Abend bekommen wir noch Nachbarn. Engländer, die ihre Motoryacht – eine Azimut 46 - am Morgen in Athen übernommen haben machen längsseits an uns fest. Aber sie scheinen doch erschöpft zu sein und man hört nichts mehr von ihnen. Sie gehen nicht mal mehr an Land. Morgen wollen sie weiter, ihr Ziel sind die Kanarischen Inseln.



Ich teste den Watermaker. Er geht, aber ist irgendwie empfindlicher geworden. Schaltet öfter aus, der Druckregler wandert. Ich habe den Eindruck, dass hier unser Service in Portoroz etwas falsch gemacht hat. Na ja, in Piräus soll auch ein Service sein.



Nachdem wir noch einen Tag bleiben, dürfen wir heute glatt mal länger schlafen, so bis 7:15 Uhr.



Hoffentlich klappt das heute mit den Batterien!



Um 14:00 Uhr keiner da. Um 15:00 Uhr der Anruf „Little delay, coming soon“. Immerhin, sie rufen an und außerdem haben sie einen wirklich zuverlässigen Eindruck gemacht. Dann endlich fährt ein Auto vor und 4 Batterien werden ausgeladen. Vor unseren Augen werden sie mit Säure befüllt und eine halbe Stunde später professionell eingebaut. Natürlich sind sie nicht billig, kosten insgesamt 820 Euro. Aber Sonderpreise waren in einer Notsituation auch nicht zu erwarten. Wir sind heilfroh, sie zu haben.



Am Abend funke ich auf Kurzwelle mit Intermar, dem Verein der skippernden Funker in Deutschland und Rolf sagt mir „vor Dir liegt Peter, geh doch mal rüber“. Tatsächlich, vor mir liegt eine Segelyacht mit Kurzwellenantenne, auch Intermarfunker. Wir trinken ein Glas Wein und tauschen Erfahrungen aus. Amateurfunk verbindet auch heute noch und ist auf Langfahrt nach wie vor sinnvoll.


Hafen von Korinth





2.6. Korinth – Athen/Zea Marina 45sm, 323,3h



Die erste ungestörte Nachtruhe ohne Generator. Dafür pfeift der Wind und am Morgen wissen wir nicht ob wir auslaufen sollen. Stellen uns schon auf einen weiteren Tag in Korinth ein, so pfeift´s. Aber logisch überlegt wird das wohl die Verstärkung durch den Golf sein und östlich des Kanals wird es wahrscheinlich ruhiger. Ich melde unsere Durchfahrt auf Kanal 11 über Funk an. Wir sollen vor den Eingang fahren und warten. Dort stehen wir in unangenehmem Seegang und warten über eine Stunde. Dann kommt das Lotsenboot und fordert uns auf, dem geschleppten Cargoship zu folgen. Ein übereifriger Segler versucht sich vergeblich noch dazwischen zu drängen, dann geht’s los. Hinter uns eine Korona von Segelbooten. So geht’s in den Kanal, der wirklich beeindruckend ist. Ich muss allerdings gestehen, dass ich nicht sehr viel mitbekommen habe. Eine Motoryacht mit niedriger Geschwindigkeit in einem engen Kanal mit Strömung zu steuern ist echter Stress. Die kleinen Ruder wirken erst ab höheren Geschwindigkeiten und man ist ständig am Kurbeln, um bei der Strömung in der Mitte zu bleiben. Aber zum Glück schleppen sie mit 7 Knoten. Da geht es einigermaßen. Ich schwitze aber trotzdem ganz schön.








Nach einer halbe Stunde ist alles vorbei. Am Südende festmachen und bezahlen. 272 Euro. Kein Sonderangebot.



Dann wollen wir weiter zur Insel Ägina. Der Wind ist wie erwartet tatsächlich weniger und auch von hinten. Die Wolken sind auch hinter uns, eine Superfahrt.



Ägina ist sehr malerisch, eine Puppenstube. Würde uns so richtig gut gefallen. Aber leider kein Platz mehr frei. Wir werden gleich wieder vertrieben, wo wir festmachen.



Wir legen kurz entschlossen um und steuern Piräus an, die Zea Marina, wo wir morgen ohnehin hin wollten.



Ein Kulturschock. Vor Athen Schiffe aller Nationen vor Anker, hässliche Bauten, die Marina eine Baustelle, Personal wie es unfreundlicher nicht sein kann und ein miserabler Platz, nachdem man uns endlos warten ließ, ich mehrfach funken musste und erst ein Telefonanruf jemand kommen ließ. Nicht einmal Moorings gibt´s. Am Liegeplatz direkt kein Strom und Wasser, die Gangway kann nicht richtig ausgefahren werden, die Achterleinen der Nachbar-80-ft-Yacht behindern. Hier bleiben wir nicht.



Aber Glück im Unglück, denn auf dem Nachbarboot ist gerade der Ferrettiservice und der organisiert auch gleich die Reparatur unseres Watermakers, denn in Piräus gibt es einen Werkskundendienst von Idromar. Zwei Stunden später kommt der auch schon. Er hat zwar kein Werkzeug dabei, aber ich kann ja aushelfen. Die Niederdruckpumpe war blockiert. 100 Euro.



Und wieder offenbart sich eine Schlamperei des Winterservices. Im Winter war zuerst der Service vergessen worden und erst auf mehrmalige Nachfrage angeblich nachgeholt. Dann wurde im April angeblich ein kompletter Service durchgeführt und der Watermaker sollte perfekt laufen. Auf unserer ersten Fahrt schaltete er dauernd ab und der Servicetechniker von Mennyacht musste nach Vrsar kommen. Startete ihn und er lief. Dass er ein anderes Geräusch machte und ich schon in Portoroz darauf hinwies, hat niemand beachtet. Wenn man Glück hatte und das Boot ruhig stand, saugte die Hochdruckpumpe allein an und er arbeitete, aber die Versorgung mit Seewasser war unzureichend und natürlich schwankend, besonders im Seegang. Die Pumpe war wohl mangels Service festkorrodiert. Sah in Vrsar aber so aus, wie wenn ich ihn nicht bedienen könnte und hat mich 120 Euro gekostet. „I have a lot of experience with watermakers“ so der neue Servicetechniker. Aber meiner war wohl der erste, an dem Mennyacht Erfahrung gesammelt hat.



Die Leute vom Ferrettistützpunkt Athen sind sehr hilfsbereit und wollen uns für den nächsten Tag auch einen Platz in Alimos besorgen.



Wir waren ja schon in vielen Häfen, aber die Marina Zea erschlägt alles. Ein Ausbund an Hässlichkeit im gegenwärtigen Stadium, gleichzeitig aber eine Ansammlung von großen Yachten in einer Zahl, wie ich sie noch nirgends gesehen habe. Sogar welche mit Hubschrauber.



Portals oder Club de Mar in Mallorca, San Remo oder Porto Cervo in Italien – die Yachthäfen sind winzig im Vergleich.



Wir kommen mit unseren 18m ganz schön klein raus. Rechts und links 80ft, wir sehen aus wie deren Beiboot. Haben so richtig das Gefühl, im Keller zu sitzen.


Neben unserer großen 80 ft Schwester kommen wir ganz schön klein raus





Am Abend Bummel durch Piräus und Abwechslung am Speiseeplan. Chinesisch, und das sogar recht ordentlich.



In Piräus gibt es Bootszubehörhändler, wie noch nirgends auf der Welt gesehen. Was man sonst nur in Katalogen findet kann man hier im Schaufenster bestaunen. Was es hier nicht gibt, gibt es nirgends. Gleiches gilt für Reparaturen, hier gibt es jeden gewünschten Spezialisten.



Ansonsten hatten wir mehr Romantik erwartet, Hafenkneipen, Restaurants aus aller Welt, einfach mehr Welthafen-Flair - aber es ist nur ein schmutziger alter hässlicher Industriehafen.



Todmüde fallen wir ins Bett. War doch ein Stresstag.





3.6.Zea Marina – Alimos Marina, 3sm



Am Morgen warten wir auf den neuen Liegeplatz. Nach wiederholtem telefonischem Nachfragen heißt es, wir könnten wechseln und bekämen eine guten Platz in der Marina Alimos. Wir sollten uns am Eingang auf Kanal 71 melden und eine Boot würde uns dann abholen. Klingt gut.



Aber wir kommen vom Regen in die Traufe.



Kanal 71. Keiner antwortet. Wieder nicht. Irgendwann doch. „Keep waiting.“ Keiner antwortet. Ich rufe wieder. „You want a place, how long is your boat“ “This is Lady M, we have reservation.” “Keep waiting.“ So geht das bald eine Stunde, ich beherrsche mich nur mit Mühe. Dann endlich kommt ein Boot und lotst uns zu einem Platz neben einem 30 m Segelboot, das gerade sein Teakdeck schleift und uns einstaubt. Kein Strom am Platz, da defekt. So weit außen, dass wir eine halbe Stund laufen bis zum Büro. Und wieder die Diskrepanz: Riesige Yachten, zwischen denen wir trotz unserer 18 m verkümmern und Schmutz wie auf einer Müllhalde. Wie kann man sich mit einer 20 Millionen Yacht auf so einer Müllhalde wohlfühlen? Dreck im Wasser, unvorstellbar. Aber ganz groß „Blaue Flagge“.


Hafenwasser in Athen, und ich musste tauchen





Moni ist völlig genervt. Gerhard bietet an, in ein Hotel zu ziehen bis zu seinem Flug am Sonntag, was wir natürlich ablehnen. Mitgehangen, mitgefangen.



Eine solch runter gekommene Marina habe ich in ganz Europa noch nicht gesehen. Dreck, nochmal Dreck und Baustelle. Auf jedem Schiff wird gearbeitet, geschliffen, gebohrt, gestrichen. Offenbar gehört es in Athen zum guten Ton, auf Yachten ab 15 m festangestellte Tamilen zu haben, die den ganzen Tag werkeln. Auf der Megayacht neben uns läuft Tag und Nacht ein lärmender Generator. Ununterbrochen düsen Autos vorbei. Offenbar ein Vergnügen, auf die Mole und zurück zu fahren. Den ganzen Tag geht das so.



Aber wenigstens sind derzeit alle bekannten Mängel am Boot beseitigt und Reservekohlebürsten für den Kompressormotor der Kühlschränke bekommen wir auch noch.



Dann die obligatorische Besichtigung von Athen mit der Akropolis. Überall Baustelle, lärmender Verkehr und Automassen. Wie das alles bis zur Olympiade fertig werden soll, ist mir ein Rätsel.



Abendessen in der Taverne „Vasilli“ gegenüber dem Hafen. Wohl der Skippertreff, da gutes Essen, mit großen Portionen zu reellen Preisen. Wir gehen drei Abende hintereinander hin und gehören schon fast zur Familie. Ganz das Gegenteil zu der mondänen Inkneipe im Hafen, wo der Frappe – kalter Kaffee – 4 Euro kostet.



Am Morgen dann das besondere Vergnügen. Der Generator spuckt kein Kühlwasser aus. Das bedeutet bei diesem Dreck im Hafen mit hoher Wahrscheinlichkeit einen verstopften Kühlwassereinlass, der sich genau in der Mitte unter dem Boot befindet. Also Tauchen in der Brühe. Nassbiber an, Flasche auf den Rücken und los. Nur ja den Mund nicht aufmachen. Man sieht unter Wasser kaum einen Meter. Und tatsächlich, eine riesige Plastiktüte hat den Einlass ummantelt. Wieder einmal zahlt sich die Tauchausbildung und -ausrüstung aus. Für ganz schnelle Aktionen habe ich eine 2 l Flasche mit Gürtel, die so 5 Minuten reicht. Lieber ist mir aber meine kleine 5 l Flasche mit richtigem Tragegestell, denn die kleine verrutscht immer und 5 Minuten sind ja auch gleich um.



So habe ich mein erstes Bad auf dieser Tour bekommen.



Am Sonntag fliegt Gerhard heim und wir wollen dringend weiter. Aber angesagte 6-7 Windstärken aus der falschen Richtung veranlassen uns, einen ganz faulen Tag an Bord zu machen. Dann eben morgen. Zum Glück wird am Sonntag auf den Booten nicht gearbeitet und viele fahren raus zum Sonntagsausflug. Tut gut, sei ein Tag ohne Stress, Reparatur, etc.





7.6. Athen - Insel Kea/Voukarion/Kykladen 41sm, 326,8h



An diesem Tag soll es noch einigermaßen schwachwindig sein, ehe die nächsten Tage dann Starkwind kommen soll. „Very strong winds over Hellenic Seas“ sagt Athen.



Wir laufen daher schon um 7:30 Uhr aus und steuern die Insel Kea an. Die ersten Meilen Wind und Welle von der Seite mit entsprechendem Spritzwasser. Nach dem Kap können wir den Kurs ändern und haben dann beides von hinten. Wird also doch noch eine schöne Fahrt! Wir machen in Kea mit 80m Kette direkt an der Tavernenstrasse fest, das ist wieder Griechenland, wie es uns gefällt. Die letzten Segler legen ab und ab 12:00 Uhr sind wir sogar ganz alleine. Herrlich, wenn nur diese Baustellen nicht immer wären! Kein Ort ohne Arbeiten. Aber das ist im ganzen Mittelmeer so.



Kea ist eines der Wochenendausflugsziele der Athener. Hier muss es dann zugehen wie am Starnberger See. Die Gastwirte winken die Boote ein und lotsen sie vor ihre Taverne, sogar Treppen für die Motoryachten haben sie schon aufgestellt.



Nachmittags geht die Polizei durch und fordert jeden auf, ins Büro zur Kontrolle zu kommen. Wie üblich Ausfüllen diverser Formulare und Stempeln des Permits. Das alles findet wie immer mit ausgesuchter Freundlichkeit statt. Bis jetzt hatte ich keinen Grund, über griechische Hafenkapitäne zu schimpfen, wie man das manchmal hört. Gut, es ist etwas Papierkram, kostet dann ca. 8,01 Euro. Darin ist die Liegegebühr inbegriffen. Ich habe immer eine gedruckte professionelle Crewliste dabei, so ist alles oft in fünf Minuten erledigt. Eingetragen wird in das PMD der letzte und der nächste Hafen, zwei Stempel, und das war es.



In Kroatien kann man oft noch nicht mal ankern, ohne dass kassiert wird.



Nach und nach treffen die ersten Segler ein. Obwohl starker Meltemi vorher gesagt ist, stecken die meisten nur ein par Meter Kette, obwohl auch schon im Handbuch darauf hingewiesen wird, dass er hier voll einfallen kann.



Wir haben 80 m Kette gesteckt und fühlen uns wohl. Der neue 52-kg-Bügelanker bewährt sich nach wie vor bestens. Hält bombenfest und gibt ein Gefühl der Sicherheit.



Am Abend natürlich Essen in der Taverne, vor der wir liegen, „Nikos Taverne“. Spezialität Hummer auf Spaghetti. Froh, dem Horror Athens entflohen zu sein belohnen wir uns damit. Köstlich.




Kea



Dann etwas Wind, der erste Segler geht schon auf Drift und muss den Anker neu legen.



Wir kommen uns wie so oft etwas wie Aussätzige vor. Das einzige Motorboot, nur Chartersegler, die oft glauben, etwas besseres zu sein. Ein Phänomen, das wir immer wieder erleben. Während andere Nationen wie Engländer oder Skandinavier ohne Probleme nebeneinander leben, sehen sich vor allem deutsche Segler – und hier speziell die Charterer – als etwas Besonderes, sozusagen als Gralshüter der Seemannschaft. Motorboot ist unter ihrer Würde (auch wenn viele eigentlich auch nichts anderes tun). Als langjährige Segler wundern wir uns immer wieder, wie wenig gesegelt und wie viel motort wir, trotz oft günstiger Winde.







8.6. Kea - Syros 39 sm, 329h



Die Nach ist ruhig und wir beschließen, ganz früh zu starten. Den angesagten Meltemi wollen wir in Syros abwarten. Der Wetterbericht und vor allem auch Rolf von Intermar hatte uns zwar schon gewarnt, aber wir wollen es doch probieren. Drei Tage hier vor Anker und Wind von vorne sind auch keine guten Aussichten.



In der Bucht fast windstill, um die Ecke zuerst ein par Meilen entlang der Insel nach Norden. Wind 4-5 Bft. von vorne. Umkehren ?? Nein, bis um die nächste Ecke probieren wir! Dann können wir abfallen und der Wind kommt von hinten.



40 Meilen to go.



Wind von hinten, Welle einen Meter. Wir fahren 25 Knoten, läuft ganz gut. Nach ein par Meilen Wind bis über 40 Knoten (wahrer). Oh je! Zurück gegenan scheidet jetzt aus! Mit Seegang schräg von hinten spielen wir zwar U-Boot, kommen jedoch gut voran. Nach 15 Meilen etwas Abdeckung durch eine Insel und dann sind wir auch schon vor Syros.



Hier kann man malerisch im Stadthafen festmachen oder etwas außerhalb in einer halb fertigen, gut geschützten Marina. Die Boote am Stadtkai rollen fürchterlich, von der Dünung und erst recht vom Schwell der Fähren, totale Achterbahn. Wir finden in der Marina ganz hinten einen ruhigen Platz, wo wir längsseit festmachen und ganz alleine super sicher liegen.



Weder Strom noch Wasser, aber wir sind ja mit Generator und Watermaker autark. Boot putzen und entsalzen.



Wir werfen unser Beiboot „Speedy“ ins Wasser und besuchen den Stadthafen.



Ermoupolis und Syros beeindrucken durch eine unerwartete Pracht. Neoklassizistische Häuser, eine Rathaus vom Feinsten, ein entzückender Markt, nette Kneipen. Irgendwie eine gute Atmosphäre. Man hat hier Architekten aus der ganzen Welt arbeiten und eine Puppenstube entstehen lassen. Ein Deutscher namens Ziller hat das Rathaus entworfen. Ein Prachtbau!



Man sieht deutlich, dass Syros nach wie vor ein Handelszentrum ist.



Zwei Hügel, einer katholisch (Syros), einer griechisch-orthodox (Ermoupolis).



An diesem Ort können wir den Meltemi aushalten. Wir sind heilfroh über unseren Superplatz!


Unser Basislager für einige Tage Meltemi





Rolf von Intermar meint, der Meltemi dauere noch ein par Tage. Athen gibt sogar Sturmwarnung.



Wir richten uns häuslich ein, Entspannung nach dem Stress der letzen Zeit tut auch mal gut.



Am Abend feiern wir, haben heute die 1000 sm auf unserem Törn überschritten.


Ermoupolis Stadthafen



Auf dem Boot finde ich eine Mutter im Maschinenraum unter dem Getriebe, wo sie definitiv gestern noch nicht lag, denn ich kontrolliere dort täglich, ob Öl ausläuft.



Wo gehört die hin? Ich suche und suche aber es fehlt keine, bzw. ich finde keinen Platz für sie. Schließlich sage ich mir, die Batterielieferanten müssen sie wohl fallengelassen haben und sie wird dann vorgerutscht sein. Zumindest passt sie auf die Halterung, allerdings auch auf die Stevenrohrbefestigung.



Mehrere Segelyachten laufen ein, machen im Stadthafen fest und setzen ganz groß ihre Flaggen „Softlab“ Macht wohl eine Abteilung einen Chartertörn. Sieht irgendwie lächerlich aus, ganz bestimmt aber unseemännisch.



Wir lernen etwas Neues kennen, ich sage mal Taxi-Trampen. Taxis sind hier extrem preiswert. Die Fahrt von der Stadt zur Marina, so ca. 20 Minuten, kostet 1,82 Euro. Wir stehen heute am Taxistand wieder an, kaum sitzen wir drin „where are you going“ sitzt eine Griechin neben uns und fährt mit. Nach ein par km steigt sie aus, der Fahrer macht für sie einen kleinen Umweg, sie gibt ihm 50 Cent und wie fahren weiter. Das ist dort Praxis.



Bei einer Routinekontrolle am Nachmittag entdecke ich, dass ein Kabel zum Heckstrahlruder durchgebrannt ist. Die Arm der hydraulischen Steuerung hat wohl immer ans Kabel geschlagen, es beschädigt, bis es so dünn war und dann durchgebrannt ist. So können große Schäden entstehen, bis zum Brand. Hatte mich schon gewundert, warum das Ruder so schwach war.



Das Ruder hat das braune Kabel zerstört



Zum Glück gibt es in der Marine Manolis, den Shipchandler, selten gut sortiert und hilfsbereit ohne Ende.



Ich bin mal wieder völlig deprimiert – dauernd ist etwas kaputt – denke ans Verkaufen.

Manolis macht mit „Greek spirit“ wie er es nennt eine Interimslösung. Wird wohl bis Bodrum halten. Überhaupt gibt es kaum freundlichere Leute als die Griechen. Jeder lacht, ist freundlich, Kalimera, Jassas, überall. Ungefragt weist man uns den Weg, fragt, ob man uns helfen kann, immer wieder überwältigend.



Ich mache dann einige Fotos und maile sie an Ferretti, sie sollen wissen, was sie für einen Mist bauen und vor allem in Bodrum reparieren. So etwas darf einfach nicht sein, das Boot hätte abbrennen können.



Ich verfluche mal wieder die Bootsbauer.



Morgen soll noch Meltemi sein, am Samstag dann ruhiger.



Wir fahren mit der Highspeedfähre nach Mykonos, dem griechischen Touri-Highlight. Gefällt uns nicht. Der Hafen für Sportboote weit außerhalb gegenüber den Fähren, der Ort nur Abzocke. Der Frappe 5 Euro. Wir sind froh, nicht mit dem eigenen Boot hingefahren zu sein und nach ein paar Stunden wieder zurück nach Syros zu kommen, das uns immer noch besser gefällt.


Der Hafen von Mykonos, Yachten dürfen nicht mehr in den Stadthafen



Auf der Überfahrt immer noch 7 Windstärken. Wir richten uns auf einen Tag mehr in Syros ein. Wollen dann per Leihwagen die Insel besichtigen.



Aber der Wind lässt über Nacht nach. Wir schauen kurz mit dem Beiboot vor den Hafen. Alles klar. Auslaufen.





12.6. Syros - Naxos 32sm , 331,4h



Eigentlich wollen wir Buchteln in Paros. Ganz neidisch sind wir auf Seglerfreunde, die uns jeden Abend vom traumhaften Buchteln im ruhigen ionischen Meer berichten. Wir sind nun sieben Wochen unterwegs und waren noch nicht einmal im Wasser, außer dem Notfall in Athen.



Aber die im Handbuch so romantisch beschriebene Bucht sieht aus wie ein Schrottplatz.



Also nach Naxos. Eine super schöne Fahrt, mit 15 kn tuckern wir dahin, leichter Wind, wenig Welle. Wie schön kann Boostfahren doch auch sein.



Kaum drei Schiffe unterwegs.



In Naxos ungewohnt: Ein Hafenwart pfeift mit der Trillerpfeife und weist uns völlig überraschend gleich bei der Einfahrt einen Platz zu. Anker raus und hin. Moni kommt in Stress, denn Leinen und Fender sind noch nicht fertig. Aber sie zaubert und alles klappt bestens. Wir liegen neben einem großen Trawler, werden freundlich begrüßt und fühlen uns sofort wohl.



Ein Ort, wie man ihn sich vorstellt. Etwas touristischer als Syros, aber doch noch eine Stadt, die lebt und sich ihren Charakter bewahrt hat. Fischerboote, Segler, Motorboote, alles nebeneinander.



Die Apollosäule vor dem Hafen von Naxos



Stempeln beim Hafenkapitän und 4,11 Euro Gebühr. Ich leihe ihm dazu meinen Taschenrechner, so schlecht ist er ausgestattet.



Irgendein „Buchtenbummler“ hat im Internet-Yachtforum neulich geschrieben, die Hafenbehörden seien jetzt vernetzt. Da muss ich lachen. Von Korfu bis hierher habe ich noch keinen gesehen. Selbst Taschenrechner sind Mangelware und die meisten rechnen mit ihrem Handy.



Erstmalig seit langem Liegegebühr 15 Euro.



Unsere Batterien freuen sich über Landstrom, den sie schon fast zwei Wochen nicht bekommen haben.



Neben uns liegt der nagelneue Trawler „Med Adventur“. Eigentümer ein Chirurg, der dieses Boot selbst konzipiert und in der Türkei bauen hat lassen. Seine Einladung zur Besichtigung lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Ein Boot vom feinsten, denn hier hat ein Bootsfreak seine ganze langjährige Erfahrung eingebracht. Schade, dass die Zeit zum Plaudern zu kurz war, ich hätte noch viele Fragen gehabt, denn so ein Trawler könnte mir auch gefallen.



Abendessen in Naxos´ ältester Taverne „Vassilli“. Ein komplettes – ausgezeichnetes - Menue 8 Euro; in Mykonos kostete der kalte Kaffee 5 Euro.



Am Abend tobt hier der Bär. Bis 7:00 Uhr morgens Discomusik über den ganzen Hafen. Das grenzt an Terror, an Schlaf ist nicht zu denken.



Um 7:30 Uhr laufen wir schon aus.



13.6. Naxos - Astipalaya 66sm, 335h



Wir wollen zum Ende unserer Reise endlich richtig Buchteln, so eine Buch „wo kaaner“ ist. Vor allem wenigsten einmal baden.



Astipalaya hatte ich mir zuhause schon angemerkt und nach einer 4,5-stündigen 15-Knoten Genussfahrt erreichen wir die Bucht. Unterwegs auf der ganzen Strecke nur zwei Boote zu sehen, Segler ohne Segel.



Auch die Bucht ist menschenleer als wir ankommen und unser Bügelanker fällt auf 10 m Tiefe an 75 m Kette. Das sollte halten.



Wir kommen uns vor wie alleine auf der Welt. Herrlich, diese Ruhe. Natur pur, an Land Schafherden.



Moni schwimmt endlich ausgiebig, ich war wenigstens auch mal kurz drin.



Zur Feier des Tages koche ich unser Lieblingsgericht, Thaihühnchen in Currysauce.



Es windelt etwas, aber der Bügel hält. Wirklich noch keinen so guten Anker erlebt. Das gibt Vertrauen. Zusätzliche Sicherheit gibt die Elektronik mit diversen Ankeralarmen. Zum einen kann ich das Echolot auf Ankeralarm schalten. Es warnt dann laut, wenn die eingestellte Tiefe über- oder unterschritten wird. Ich bevorzuge aber Ankeralarm über GPS und Kartenplotter. Die heutigen GPS-Systeme zeigen auf wenige Meter genau an. Ich definiere nur einen Kreis um den Anker und wenn das Boot den verlässt, warnt der Alarm. Das ist so genau, dass man kann am Plotter sogar sehen kann, wie man um den Anker fährt. Diesen Alarm schalte ich auf zwei unabhängige Plotter - das sollte reichen.


Ankerwache auf Raymarine Plotter



Ankerwache auf Laptop und Fugawisoftware. GPS-Daten kommen per Bluetooth



Nur vor dem Losfahren am Morgen sollte man die Alarme ausschalten. Vergesse ich jedes Mal und nach wenigen Metern piepst´s wie verückt.



Trotzdem ist man vor Anker immer mit einem Auge und Ohr wach, ganz sicher ist man ja nie. So stehen wir auch schon um 6:00 Uhr auf und laufen kurz nach 7:00 Uhr aus.





14.6. Astipalayia - Kos 57sm, 339,6h



Aus der Bucht um die Huk sehen wir von einer Minute auf die andere nichts mehr. Einen solchen Seenebel habe ich noch nie erlebt. Keine zehn Meter Sicht. Wir fahren noch ein kurzes Stück, aber trotz Radar und Plotter kehren wir doch lieber um und warten ab. So fällt kurz darauf der Anker ein zweites Mal in der Bucht.



Nach ca. 2 Stunden lässt der Nebel endlich nach und wir starten erneut Richtung Kos. Rauschefahrt mit 20 Knoten. Wieder sind wir alleine auf der Welt. Bis Kos kein einziges Boot zu sehen. Nur wir. Kos kommt in Sicht, schon von weitem sieht man den touristischen Charakter der Insel. Scheußliche Hotels und lange besonnenschirmte Strände.



Wir runden die Nordspitze mit gebührendem Abstand vor den Untiefen. Eine Runde durch den Stadthafen und wir beschließen, in die Marina zu gehen. Der Schwell durch die Berufsschiffe ist uns dort doch zu viel.



Ich funke auf Kanal 77 die Kos Marina an und der Empfang ist überwältigend, wie zuletzt in Korfu.



“Of course we have place for you. Wait for our dinghi we will show you”. Gleich kommt ein Marinero mit seinem roten Schlauchboot angeflitzt. „Do you want mooring or alongside“ Wir entscheiden für längsseits. „Starbord or port“ Steuerbord. „Please put your fenders little down“. Der Mann ist Profi und lotst uns zum Platz.



Wasser und Strom, nur leider passt unser Adapter nicht. Aber eine Nacht geht auch noch ohne.



Wir gehen zum Hafenkapitän ausklarieren. Wieder nette und zuvorkommende Behandlung. Mit dem Fahrrad fahren wir in die Stadt zum Zoll und machen die Passkontrolle. Damit sind wir ausklariert und können Griechenland verlassen.



Als wir die Liegegebühr in der Marina bezahlen kostet „längsseit“ 80% mehr als Muring. Nämlich 57 Euro. Das ist happig.



Die Marina gefällt uns nicht besonders, kein Platz zum Schiff lassen. Ziemlich unpersönlich, Charterflotten.



Wir trinken im Cafe einen Frappe. Neben uns zwei Österreicher, die lautstark berufliche Themen durchkauen. Komme mir vor wie auf einem Geschäftsmeeting. Einer wichtiger als der andere. Warum fahren diese Leute überhaupt in Urlaub? Ich möchte wieder in die Bucht.



Kos gefällt uns nicht besonders, die Tourimeile ist austauschbar. Wir sind eigentlich auch nur über Kos gefahren, weil wir dort unseren Austausch Kartenplotter abholen sollten. Der war dann leider doch nicht da, sondern wurde nach Bodrum geschickt, was man uns aber nicht mitgeteilt hatte. Sonst wären wir ganz anders gefahren.



In der Nacht weht es ordentlich. Hoffentlich können wir morgen fahren!





15.6. Kos – Turgutreis/Türkei D-Marina 8sm, 340h



Am Morgen pfeift´s noch immer ordentlich, Schaumkronen und Seegang.


Meltemi





Wir warten noch etwas, aber um 8:30 Uhr halten wir es nicht mehr aus und legen ab. Zuerst ganz geht es ganz gut, aber dann müssen wir direkt gegen an und auf unsere letzten 8 Meilen bekommen wir es noch mal so richtig. Können nicht mehr von oben fahren, müssen nach unten.



Wir erreichen Turgutreis um 9:00 Uhr. Wir funken und gleich kommt ein Lotsenboot und bringt uns zum Platz. Es gibt Murings, aber wir müssen unsere eigenen Leinen anstecken, bekommen nur das Auge der Muring. Das ist äußerst unpraktisch, denn ohne fremde Hilfe kann man so nicht anlegen, weil das Auge nur vom Beiboot aus erreicht werden kann. Unpraktisch ist auch, dass man für den Landstrom und Wasser Wertkarten kaufen muss, die nur eine begrenzte Zeit halten.



Aber wir sind am Ziel. 1200sm liegen hinter uns, die nicht immer leicht waren.



Wir klarieren ein. Zum Glück sind alle Behörden im Hafengebäude. Von der Marina kaufen wir das Transitlog und füllen es aus. Dann zur Gesundheitsbehörde. Die Dame fragt uns, ob wir gesund sind und stempelt ab, nicht ohne uns die Visitenkarte ihres Mannes zu geben, der ein Lokal am Ort betreibt.



Dann Hafenkapitän, dann Polizei. Der Beamte hat große Probleme, seinen PC zum Laufen zu bringen, das dauert über eine halbe Stunde. Dann tippt er unsere Passdaten ein. Stempelt das Log und das war´s. Passkontrolle beim Zoll. Zum Schluss wieder Hafenkapitän und wir sind ordnungsgemäß einklariert. Alle Beamte ausgesucht nett, sogar Kaffee wird uns angeboten.



Dann einchecken in der Marina. Die Dame an der Rezeption kommt aus Kärnten und so geht alles unproblematisch in Deutsch.



Am Abend eine Flasche Champagner, wohlverdient, wie wir meinen.



Am nächsten Morgen Tanken. Leider geht das versprochene zollfreie Tanken wieder nicht und wir zahlen normal. Hätte man uns aber auch vorher sagen können, denn das war mit einer der Gründe nach Turgutreis zu kommen; und wir hätten in Griechenland billiger und komfortabler tanken können. 4 Marineros helfen An- und Ablegen. Das ist hier normal.



Wir schaffen Ordnung auf dem Boot. Yachtworks schickt einen Wäscher. So langsam fühlen wir uns wohl. Dann wieder Starkwind aus Süden. Wir brauchen neue Muringleinen.



Um uns liegen einige etwa gleich große Motoryachten. Auf jeder Crew mir zwei, drei Mann, die uns mitleidig belächeln, weil wir selbst arbeiten. Das ist hier nicht üblich. Die Crew lebt auf dem Boot und die Eigner werden dann mal stundenweise ausgefahren.


Turgutreis, die neue noch ziemlich leere Marina







Wir essen bei Semi; so gut, dass wir drei Mal hintereinander hin gehen.



Sightseeing in Bodrum, laut und touristisch.



Besuch beim Friseur, Kopfmassage, Abflämmen der Haare am Ohr, volles Programm.



Dann Schiff fertig machen. Yachtworks, der Ferrettistützpunkt wird es betreuen.



Ende der Reise.





Welches Fazit möchte ich nun aus dieser Reise ziehen und welchen Rat geben?



Es war eine lange und an Erlebnissen reiche Fahrt, die zum Teil doch stressig wurde, da weitgehend das Wetter gegen uns war. Die Ägäis kann sehr rau werden und ist insofern kein einfaches Motorbootrevier, man muss das Wetter sorgfältig einkalkulieren. Vor allem immer ein sturmsicheres Ausweichplätzchen im Hinterhalt haben, das man ggfs schnell erreichen kann.



Besonders wichtig ist das ständige Verfolgen der Wetternachrichten und zwar möglichst unterschiedlicher Stationen. Wir haben regelmäßig den Bericht vom Deutschen Wetterdienst, den griechischen und türkischen auch verfolgt. Vor allem das Beobachten der Großwetterlage und deren Entwicklung ergeben ein sinnvolles Bild. Die Wetterberichte sind in der Regel in der Abfolge äußerst genau, nur die zeitliche Entwicklung ist schwer zu greifen. Was nützt mir der oft angebotenen SMS-Wetterbericht, der mir 3-4 Windstärken für heute sagt, aber nicht die folgenden 8-9 am nächsten Tag, die auch schon schneller kommen können?



Besonders problematisch und unbedingt einzukalkulieren sind Düseneffekte, die im östl. Mittelmeer verstärkt auftreten und unangenehm werden können. Ich denke so an den Golf von Korinth oder die Kykladen, wo innerhalb weniger Kabellängen der Seegang und die Windstärken sich verdoppeln können.



Dem geht der griechische Wetterbericht aus dem Wege, er meldet fast immer Starkwind und der ist ja auch immer irgendwo. Gleiches bei den Türken. Deren Wetterbericht lautet in etwa so: Seegang 0,5 bis 2,5m. Wind N 2-5. Auch nicht gerade brauchbar.



Am besten war der deutsche vom DWD, den wir über KW-Funk oder auch Handyabruf bekommen haben.



Boot und Ausrüstung:



Die müssen natürlich dem Revier und der Dauer des Aufenthaltes Rechnung tragen.



Ein schnelles Gleitboot ist sicher nicht das ideale Starkwindboot. Unser Boot und die Ausrüstung haben sich zwar bewährt, aber komfortabler für solche Fahrten wäre bei richtig schwerer See vielleicht doch ein Verdränger. Muss man mit einem Gleitboot wegen starkem Seegang mit der Fahrt herunter gehen, wird es schnell instabil und rollt fürchterlich, geht man jedoch nicht herunter, kracht es fürchterlich in die Wellen. Auf der anderen Seite hat man aktive Sicherheit, man kann wenn es „brennt“ auch mit 30 kn in kürzester Zeit den nächsten Hafen ansteuern.



Ideal wäre daher für mich ein Boot, welches so 10-15 Knoten Reisegeschwindigkeit hat und 20 Knoten Speed wenn es sein muss. Das ganze seetüchtig wie ein Trawler. Habe ich nur leider noch nicht gefunden.



Wichtig für jedes Boot ist vor aber allem völlig autark zu sein, denn es gibt oft tagelang kein Wasser oder Landstrom. Watermaker und Generator sind daher ein Muss, wenn man es etwas komfortabel will oder einfach längere Zeit in schönen Buchten oder kleinen Häfen verbringen möchte, auch ausgiebig duscht und eine Waschmaschine betreibt.



Nervig sind Schäden am Boot, die einen behindern, aber selbst bei bester Vorbereitung leider nicht zu vermeiden, aber wichtig ist jeden, auch den kleinsten Schaden sofort zu beheben, ehe die Liste unübersichtlich wird.



Die Strecke als solche ist unproblematisch und navigatorisch ohne besondere Schwierigkeiten.



Behörden waren überhaupt kein Thema. Wir wurden in allen Ländern fast nur ausgesucht höflich und zuvorkommend behandelt. Man muss sie halt akzeptieren, wie sie sind.





Gefahren gesamt 1193 sm

Angelaufen 32 Orte

Durschnittsverbrauch 8,3l /Meile inkl. zahlreicher Generatorstunden

Ca 80 Betriebstunden

Durchnittsverbrauch ca 125l/h





Reparaturen und Schäden unterwegs:



Alle Servicebatterien getauscht

Fernglas nach Sturz defekt

Wartermaker repariert

Lukenaufsteller Ankerdeckel gebrochen

Lampen über Spüle herausgefallen

Generatorfilter durch Tüte verstopft – Tauchen –

Kartenplotter auf Fly undicht

Kabel zum Heckstrahlruder gebrochen, da es am Ruder scheuert

Wurm Sasser auf PC eingefangen, ein Tag PC-Ausfall

Sat- Receiver defekt

Muskelzerrung im Rücken, bewegungsunfähig. Notarzt musste kommen

Scheibe auf der Fly lose

Neue Scheibenwischerblätter



Im September geht es wieder an Bord. Im 2.Teil unserer Reise wollen wir dann die ganze türkische Küste abfahren. Überwintern werden wir in Kemer oder in Turgutreis. Je nachdem wie sich das entwickelt und unsere Route sein wird.





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