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Griechenland Törnbericht Frühjahr 2005



 
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martin
Skipper


Anmeldungsdatum: 05.11.2005
Beiträge: 392
Wohnort: Europa

BeitragVerfasst am: 04.02.2006 13:27    Titel: Griechenland Törnbericht Frühjahr 2005 Antworten mit Zitat

Mit freundlicher Genehmigung von www.yachtskipper.net

20.04.2005 Marmaris – Rhodos, 25 sm



Um 8:30 Uhr legen wir ab und tuckern gemütlich nach Rhodos. Und nicht zuviel versprochen: wir werden erwartet, bekommen einen Superplatz mit Muring, die Papiere werden uns aus der Hand genommen zum Einklarieren. 15 Minuten später kommt Diesel.



Schön, wie schnell einklarieren gehen kann. Wir sehen keinen Beamten, nur einer fährt mal vorbei und schaut nach, ob wir wirklich nur zu zweit sind.



Alles hier bestens, leider aber immer noch sehr kalt.



Altstadt von Rhodos



Wir besichtigen das Kastell. Eindrucksvoll auch die mittelalterliche Altstadt. Abendessen in irgendeinem Tourilokal, so das Richtige haben wir nicht gefunden.



Am nächsten Tag geht es auf den Golfplatz. Dieser ist extrem ungepflegt, Kraut und Rüben, die Grüns gemäht, aber das Gras liegt drauf. Trotzdem eine schöne Runde. Wir sind praktisch alleine auf dem Platz, der tolle Aussichten auf s Meer bietet, leider aber auch auf viele Bauruinen.



Unsere Rechnung ist wie erwartet hoch. Der freundliche VIP-Service kommt teuer, aber für das Einklarieren 160 Euro zu verlangen ist doch der Gipfel. Das PMD hatten wir ja und so brauchten wir nur einen Stempel auf die Crewliste und zwei in das PMD. Nach etwas Diskussion wird es doch billiger. Dafür kostet uns der Liegeplatz nichts.





21.04.2005 Rhodos – Marti Marina/Hisaröni Golf, 32 sm



Zuerst etwas Welle und Wind, später Genussfahrt, nur leider eiskalt. Wir machen um 10:00 Uhr fest in der Marti Marina, unserer Lieblingsmarina in der Türkei. Ein Paradies, nur Marina im Wald, sonst nichts.



Marti Marina



Wir hatten schon letztes Jahr die freundliche Atmosphäre hier kennen gelernt und fühlen uns sofort wieder wohl.



Zum Sundowner Gitarrenkonzert am Nachbartisch: 2 Gitarren, Mundharmonika und gute Sänger, von Donavan bis Chris de Burgh, von Lili Marlen bis zu Brahms ist alles geboten. Wirklich schön. Deutsche und Engländer zusammen.



Am nächsten Tag Boot putzen, waschen, und einiges mehr. Nachmittags dann mal wieder Starkwind.



Einer Segelyacht fällt beim Anlegen der Motor aus. Schneller Start mit „Speedy“ zum Helfen, aber schon sind die Leute vom Hafen da und schleppen ein.



Wanderung bis zum Ende der Bucht. Moni ist unermüdlich. Stundenlang.





25.04.2005 Marti Marina - Simy/Griechenland, 17 sm



Wieder erwartet uns eine Puppenstube. Griechenland wie aus dem Bilderbuch.



Im Hafen erheblich Schwell durch die vielen Fähren. Wir ankern und gehen rückwärts an die Pier. Plötzlicher Schwell versetzt mich so, dass ich meinen Anker nicht ganz gerade draußen habe. Die Spannung steigt, als der Nachbar ablegt. Und tatsächlich, ich liege über seiner Kette. Ich stecke reichlich Kette, aber da versagt seine E-Winch. Murphy lässt grüßen. Er bringt sie wieder zum Laufen, unterfängt die Kette professionell, und sein Anker ist frei.



Peinlich! Bei einem Segler hätte ich geschimpft.



Die wunderschöne Altstadt von Symi



Abends jagt mich Moni auf den Berg. Ein Aperitif ganz oben „overlooking the harbour“ entschädigt für die Strapazen, die anschließende Lammschulter erst recht.



Symi



Der Hafenbeamte ist sehr bürokratisch. Die Stempel in das PMD gibt es nicht so ohne weiteres, er will es ganz genau wissen: Schiffszertifikat, Bootsführerschein, Versicherungsbestätigung, Crewliste. Alles wird genauestens kontrolliert und er meint „this is good for you“.



Nachts ist im Hafen die Hölle los, betrunkene Griechen grölen rum, Diskolärm, Mopeds bis zum frühen Morgen. Nur gut, dass man vom Bootfahren (und Weintrinken) immer so müde ist und trotzdem schlafen kann...





26.04.2005 Symi – Astipalea, 79sm


Unser nächstes Ziel sollte eigentlich Nysiros sein. Aber der kleine Hafen Paloi ist sehr ungeschützt - wir fahren weiter zur Vathy-Bucht auf Astipalea. Als einziges Boot liegen wir in dieser riesigen, seeähnlichen Bucht und fühlen uns gleich wieder gut aufgehoben.



Rolf von Intermar kündigt – sehr kurz angebunden, da eine Freischaltung eines users für Pactor wichtiger war – schönes ruhiges Wetter für den nächsten Tag an - wir beschließen, direkt nach Kreta zu fahren.



Anker klar zum Fallen



Einfahrt in die Vathy-Bucht



Ganz alleine in der Bucht





27.04.2005 Astipalya Vathy Bucht – Astipalea, Maltezana Bucht


Um 7:30 Uhr laufen wir bei Windstille in der Bucht aus, haben draußen jedoch starken Wind und Seegang. Nicht gerade gemütlich, zumal der Wind auf über 30 kn auffrischt. So hatte ich mir ruhiges Wetter immer vorgestellt! Wir fahren versuchsweise 15 sm Richtung Kreta, aber die noch vor uns liegenden 90 sm wollen wir uns dann doch nicht bei diesen Verhältnissen antun.



In der Bucht hatte ich keinen Handyempfang, Astra geht nicht soweit, Daten über Satellit ist sehr mühsam und Intermar hatte wichtigeres zu tun. Zeigt mir wieder, dass man autark sein muss und sich nicht auf die Wetterberichte anderer verlassen darf. Selber schuld!



Wir drehen um und steuern im Süden von Astipalea die Maltezana Bucht an. Der Wind pfeift, die Einfahrt in die Bucht ist haarsträubend, drinnen aber empfängt uns dann eine Kulisse wie in der Südsee, die für alles entschädigt. Türkisfarbenes Wasser und ein freier Platz an dem kleinen, gut geschützten Anleger. Ein Fischer nimmt unsere Leinen an, wir werden herzlich begrüßt und bekommen gleich zwei frische Fische geschenkt.



Unsere Baracudas von Antonio





Unser „Basislager“ in der Maltezana Bucht



Der Ort besteht nur aus wenigen, gepflegten weißblauen Häuser, die Leute auf der Straße grüßen alle. Hier kommen wohl viele Griechen vom Festland zu ihren Ferienhäusern. Eine kleine Nobelinsel. Sogar einen Flugplatz gibt es.



Wir erleben hier wieder, was Bootsfahren für uns so schön macht. Wie im Paradies ist es hier. Wir bekommen sofort Kontakt zu den Einheimischen, werden zu den bevorstehenden Osterfeierlichkeiten eingeladen. Jemand organisiert einen Leihwagen für uns und fährt uns auch noch zum Büro.



die Chora von Astipalea



An unserem Steg fühlen wir uns wohl. Ein zweites Boot läuft ein, aber sonst ist nichts los. Eine Taverne, ein paar Leute. Der Bäcker bringt jeden Tag Brot mit dem Auto, ein kleiner Tante Emma Laden hat das Notwendigste, Eier gibt’s in der Taverne. Das Glas Wein in der Taverne (im Colaglas) kostet 1 Euro. Wir sind dort die einzigen Ausländer.



Aber irgendwann müssen wir leider wieder weiter. Fritz von Intermar und vor allem Poseidon spricht endlich von einem „Windloch“.





30.04.2005 Astilpalea – Agios Nikolaos, 90sm


Um 6:15 Uhr laufen wir mit der Dämmerung aus und rauschen mit 26 kn in 4 Stunden nach Kreta. Der Wetterbericht stimmt und wir genießen die Fahrt. Unterwegs begegnet uns nicht ein Boot. Wir kommen uns vor wie alleine auf dem Meer.



“A. Nikolaos Marina this is Lady M, do you read me.” Keiner antwortet auf meinen Anruf, aber in der Marina werden wir dann doch vom Manager erwartet, der uns einen bequemen Platz längsseits anweist. Zeigt wieder, dass Funken immer Sinn macht, auch wenn keiner antwortet.



Die Marina ist wohl sehr neu, aber irgendwie ohne Leben.



Kreta A. Nikolaos Marina



Der Ort quirlig, die Osterfeiertage stehen an. Überall Feuerwerk, das seinen Höhepunkt Samstag Nacht 24:00 Uhr findet. Silvester bei uns ist nichts dagegen. Man hat den Eindruck, jeder schießt auf jeden. Richtig gefährlich zum Teil.



Starkwind hält uns mal wieder fest, aber wir wollten ohnehin in Kreta Golf spielen. Die Clubsekretärin macht das Buchen der Startzeit sehr kompliziert, scheint ausgebucht zu sein, aber als wir spielen ist der Platz leer. Und was für ein Platz! So enge und steile, aus den Felsen gesprengte Fairways haben wir noch nie erlebt, ihren Verlauf kann man nur erahnen, aber aus der Scorekarte nicht ersehen. Der Platz frisst reichlich Bälle, aber Spaß macht es trotzdem.



Starkwind im Hafen. „Lady M“ ruckt in den Leinen, alles ächzt und stöhnt. An Weiterfahren nicht zu denken.



Neben uns liegt eine belgische Motoryacht, eine Princess 20 Meter mit Kapitän und älterem Eigner-Ehepaar. Komische Leute, wenn man hinsieht, schauen sie weg, grüßen kaum. Ich versuche mal ein Gespräch. Negativ. Wir liegen vier Tage nebeneinander und wechseln kein Wort.





03.05. 2005 A. Nikolaos – Rethymnon, 78sm


Wir fahren mit gemischten Gefühlen los. Der Wind hat die ganze Nacht durch geblasen und bis zur Ausfahrt aus der Bucht haben wir bald 30 kn, alles weiß und dementsprechend Seegang, die typische See um ein Kap. Von vorne, natürlich!



Gut, wir können jederzeit umdrehen und hätten dann die See von hinten, oder noch ein Stück weiterfahren und in Heraklion einlaufen, also genug Alternativen.



Aber der Wetterbericht hat nach Westen abnehmenden Wind vorhergesagt. Wir räumen die Fly und steuern von unten. Hoppelstrecke, Spritzwasser, aber bald wird es besser und gegen Mittag laufen wir bei Windstille in Rethymnon in der neuen sog. Marina ein. Ein einziges Sportboot ist uns begegnet, eine Grand Banks.



Längsseits fest, ein Superplatz mit Strom und Wasser, gegenüber einen deutschen Ketch. Nette Leute, Gaby und Uwe, Lebenskünstler, die dort im Hotel arbeiten und auf ihrem Schiff zusammen mit drei Katzen Max, Moritz, Emma und dem Hund Snoopy leben.



Wir kommen gleich ins Gespräch. Ganz anders als im vorherigen Hafen.



Max und Moritz, die Nachbarskatzen



Rethymnon



Der Hafenkapitän behält unsere Papiere. Gibt’s erst wieder beim Auslaufen.



In Rethymnon tobt das Leben. Tavernen, Bars, Kneipen. Endlich wird es auch etwas wärmer. Es wird doch nicht Sommer werden?



Bootputzen, das Salz von der Überfahrt muss runter.



Hier bleiben wir, bis wir ruhiges Wetter für die 160 sm nach Kalamata haben. Unser Basislager steht mal wieder.



Und der Wind bläst. Also Inselbesichtigung mit dem Leihwagen. So schön hätte ich mir Kreta nicht vorgestellt. Am Abend 160 km auf dem Tacho. Atemberaubende Ausblicke, malerische Bergdörfer, tiefe Schluchten und eine Passfahrt quer über die Insel.



Abends essen wir ganz hervorragend im „La Renzo“, einer Taverne in einer kleinen Gasse.



Vor uns machen Engländer fest, die wir schon in Astipalea kennen gelernt hatten. Schon fast familiär an unserem Steg.



Nur die Mopeds stören. Auf dem langen Parkplatz hinter uns rasen sie die ganze Nacht auf und ab, machen ihre Kunststückchen. Ohrenbetäubender Lärm.

Am nächsten Tag passt die Polizei auf. Kaum ist die aber um 1:00 Uhr nachts weg, geht’s wieder los.



Der Wind hört nicht auf, im Gegenteil er frischt auf. Aber er vertreibt auch die Mopeds. Irgendwann geht’s immer weiter, das kennen wir schon, und unseren Rekord von 7 Tagen in Korsika haben wir noch nicht erreicht.



Nachmittags Frappe im „Livingroom“, der In-Kneipe am Hafen. Abendessen wieder im „La Renzo“, aber man soll wirklich nicht zwei mal in das selbe Restaurant. Alles ist etwas anders, keine Begrüßungsschnaps, schlechter Service. Na ja, die Touris kommen langsam und das merkt man.



Der Wind bleibt und wir erkunden weiter Kreta per Leihwagen. Souda, den Flottenstützpunkt, Chania. Wie überall auf Kreta sehen wir die Einflüsse der verschiedenen Kulturen, besonders der Venezianer.



Über Navtex kommt die Meldung: Eine Segelyacht treibt orientierungslos vor der Küste, braucht Hilfe. Wir sehen sie 2 Tage später ohne Mast, schwer beschädigt in Chania liegen. Purer Leichsinn, mit einem solch kleinen Boot bei absoluter Sturmwarnung auszulaufen.



In der Altstadt entdecken wir ein Lokal, wo wir für 13 Euro hervorragend inklusive Vor- und Hauptspeise und Wein so richtig gut und einfach griechisch essen.



Wir zahlen unsere Liegeplatzrechnung direkt beim Hafenkapitän, 30 Euro für eine Woche, inkl. Stempelgebühr für das PMD.





10.05.2005 Rethymnion – Kalamata/Peleponnes, 160sm



Um 6:15 Uhr laufen wir aus. Wie immer vor längeren Überfahrten haben wir unser Notpack vorbereitet. Nicht, dass wir uns vor einem Sturm fürchten – der sollte durch Wettervorhersagen ziemlich auszuschließen sein – aber wie schnell brennt ein Boot! Schon mehrfach hatten wir auf unseren Booten beginnende Kabelbrände oder Schmorstellen. Und wer mal ein GFK-Boot brennen gesehen hat weiß, wie schnell das geht und wie giftig der Rauch ist.



In unserem Notpack sind ein Funkhandy, ein Sathandy, GPS, 5l Wasser, Müsliriegel, Lampe, Messer, die Schiffspapiere, und ein kleiner handbetriebener Watermaker. Müssen wir schnell in die Rettungsinsel oder das Schlauchboot, können wir Hilfe rufen und abwarten. Das Sat-Handy ist mir wesentlich lieber als ein EPIRB, das ich vorher hatte. Das EPIRB löst – wenn es funktioniert – einen stillen Alarm aus und ich erfahre nichts über die Rettungsaktion. Mit dem Sat-Tel kann ich anrufen und angerufen werden. Ein großer Vorteil, und die Dinger kosten ja nun wirklich nicht mehr viel. Ganz abgesehen davon, dass man im Mittelmeer schnell außerhalb des GSM-Netzes oder der VHF-Reichweite ist und so immer eine Möglichkeit hat zu telefonieren, Emails oder Wetterberichte abzurufen.



Die ersten 20 sm sind ruhig, dann kommen wir in die Kithyra-See und wie vom Wetterbericht gemeldet frischt es auf und die See wird unruhig. Wir wechseln nach unten und Lady M salzt sich mal wieder ganz schön ein.



Die Logge spinnt. Zeigt 29 und das GPS 25 kn. Ich versuche zu eichen, aber es ändert sich nicht. Da sind so Dinge, die mich zum Wahnsinn treiben können, aber ich gebe nicht auf. Irgendwann komme ich darauf, dass die Logge nicht Knoten sondern plötzlich mph anzeigt. Weiß der Teufel warum, aber es ist so. Umgestellt auf Knoten stimmt es wieder. Ich hatte gestern etwas an den Instrumenten gespielt und das sicher versehentlich verstellt.



Anthykithyra und Kithyra ziehen vorbei. Wir überholen eine schweizer Amel, die trotz des schönen Windes motort. Wie die meisten Segler, die wir treffen.



Entlang des Festlandes dann eine ganze Kette Berufsschiffe. Wir steuern in die Bucht und nach 7 Stunden erreichen wir Kalamata. Fast unerwartet schnell. Wir hätten noch lange weiterfahren können.



In der Marina Kalamata bekommen wir einen Muringplatz direkt vor der Rezeption, mit Murings so dick wie Arme. Sie passen fast nicht über unsere Klampen. Und Muscheln daran, wie selten gesehen. Ich sehe nach dem Festmachen aus wie nach einer Rauferei mit einer Katze, habe überall Schnittwunden.



Der Wassermann bringt einen Spezialanschluss, füllt ein Formular aus, will 9 Euro Deposit für den Anschluss.1000 l Wasser kosten 1 Euro und wir bezahlen 2 Euro für den riesigen Aufwand.



Ein kleiner Bummel durch den Hafen, die Stadt muss warten, denn nach solch langen Überfahrten sind wir doch erledigt und fallen bald müde ins Bett.



Kalamata Marina



Am Morgen „Lady M“ entsalzen, einkaufen, dann in die Stadt spazieren.



Kalamata erschließt sich auf den zweiten Blick. Eine typisch griechische Stadt, mit viel Leben, schicken Cafes, gestylten jungen Leuten, Geschäften.



In der City ein großer Park mit alten Eisenbahnen. Erinnerungen an Union Pacific werden wach.



Kalamata





Ich bekomme sogar – nach 15 vergeblichen Versuchen – meine Druckerpatronen, die ich zuhause vergessen hatte.



Wir tanken 2200 l. Bei der Überfahrt hat die Lady ganz schön geschluckt. 160 l/Stunde oder 8.5 l auf die Seemeile.



Abends Kartoffelsalat mit Kotelett an Bord und „Kanzleramt“ im Fernsehen.



Jannis, der Hafenchef von Agios Nikolaos, hat tatsächlich wie versprochen angerufen und wir bekommen 5% Rabatt auf den Liegepreis, zahlen 70 Euro für zwei Tage, ist auch noch reichlich.





12.05.2005 Kalamata – Pylos, 41 sm



Der erste Tag auf unserer Reise mit blauem Himmel, Windstille und wirklich „mare quasi calmo“.



Tuckerfahrt mit 14 kn. Wir besichtigen unterwegs diverse malerische Häfen. Dann queren wir das Schießgebiet um die Insel Soudaz. Im Navtex war keine Meldung und wir passieren unbehelligt, anders als im „Heikell“ beschrieben, wo vor Flugzeugen in Masthöhe gewarnt wird.



Um 11:00 Uhr längsseits fest in der halbfertigen Marina. Wieder eine von jenen, die mit EU-Geldern gebaut wurden und nun halb fertig ohne Betreiber verkommen.

Wir lieben sie: Wenig Betrieb, Wasser und Strom können wir welbst machen, keine oder kaum Liegegebühr.



Pylos, die halbfertige Marina



Kaum haben wir fest, steht das Polizeiauto neben uns und wir werden zum Erscheinen bei der Port-Authority aufgefordert. Ein diesmal wirklich professioneller Beamter stempelt ruck zuck unser PMD, kassiert 12 Euro für zwei Tage. Das war´s.



Drei oder vier Schiffe mit uns sind bewohnt. Am nächsten Tag sind es dann 7, und damit ist die Marina voll, denn leider verhalten sich die ansässigen Fischer nicht sehr kollegial gegenüber den Freizeitskippern. Mit ihren kleinen Booten breiten sie sich so aus, dass fast kein Platz für andere bleibt. Sie haben einen eigenen Muringplatz, aber kaum ist eine Lücke frei am Kai legen sie sich längsseits und blockieren alles. So ist die Marina nur zu einem Viertel belegt, bietet aber kaum Platz für Besucher. Rücksichtslos!



Pylos ist eine kleine, typisch griechische Stadt. Mischung aus verfallen und dekadent mit modernen Geschäften und Häusern. Wir essen so richtig griechisch mit vorher Topf kucken. Stifado, Bohnen, Salat, Fisch.



Das Kastell wird besichtigt, eine weitläufige Anlage, schwer einzunehmen. Man kann sich richtig vorstellen, wie die Soldaten auf die Wehrgängen verteilt gekämpft haben. In der Schlacht von Navarone wurden von den vereinigten Streitkräften der Griechen, Russen und Engländer die Türken vertrieben und so Griechenland später unabhängig.





12.05.2005Pylos – Katakolon, 49 sm



Drei Stunden bummeln mit 15 kn dahin, dann machen wir als einziges Boot fest am neuen Wellenbrecher. Ein freundlicher Grieche nimmt unsere Leinen an.



Hier wollen wir zwei Tage bleiben und das legendäre Olympia besichtigen. Kaum fest, steht der erste Taxifahrer da und bietet seine Dienste an, aber wir wollen lieber einen Mietwagen. Nach langen Verhandlungen einigen wir uns auf 30 Euro für den Tag. Der Vermieter empfiehlt uns noch eine längere Route durch den Peleponnes. Dann rückt er raus: 30 Euro zuzüglich km. Dann eben nicht, nicht mit uns! Eine Ruine mehr oder weniger bei den vielen, darauf können wir dann verzichten. Haben auch unseren Stolz.



Wir radeln durch den Ort. „Hey Chef”, tönt es, “come here”. Wir werden von dem freundlichen Herrn, der uns die Leinen annahm, – dem örtlichen Agenten, wie sich nun rausstellt – zum Bier eingeladen, in eine illustre Runde: der Besitzer des größten Hotels in Olympia, der Präsident von Olympia und einige andere Herren lassen es sich bei Wein und köstlichen Happen gut gehen. Wir werden gastfreundlich in diese Runde aufgenommen, können uns kaum wehren vor Bier und Essen.



Am nächsten Abend gehen wir natürlich noch mal in das selbe Lokal. Die kleinen Köstlichkeiten haben es uns angetan. „Shrimps saganaki“ (in Zitronensauce), Octopus gekocht in scharfer Sauce, griechischer Salat und köstlicher Weißwein.



Katakolon, der neuer Wellenbrecher, man liegt sehr unruhig



Am Morgen zieht das vom DWD angekündigte Tief mit Wind und Schauer durch. Wieder einmal erstaunt uns die Genauigkeit der Vorhersage. Seit Wochen beobachten wir, wie erstaunlich die Trefferquote ist.



Neben dem Bericht des Seewis sehen wir immer noch Poseidon, den griechischen Bericht an, der visualisiert die Vorhersagen für die folgenden Tage bringt. Sehr einfach und plastisch, auch die kleinen regionalen Besonderheiten sind gut zu erkennen. Navtex oder die Standardfunkberichte sind für uns nicht brauchbar, da zu oberflächlich und allgemein.



Der Regen ist durch, „Lady M“ ist rot, d.h. putzen. Erneut bewährt sich unser eingebauter Hochdruckreiniger und der Watermaker, denn Wasser gibt es hier nicht. Schon fast peinlich: unser Nachbar auf dem Segelboot hängt seine Solardusche raus, wir spitzen unser Boot ab.



Kaum sind wir fertig, kommt der nächste Schauer. Na ja, wir sind ja im Lande des Sisiphus.



Das Kreuzfahrtschiff „Hanseatic“ läuft ein, die Leute werden ein paar Stunden nach Olympia gekarrt, Mittag schon wieder Auslaufen. Kultur im Schnelldurchgang. Und alle Geschäfte am Ort öffnen.



Unser Steg belebt sich. Einige Segler verlegen hierher, die an anderer Stelle in der Marina nicht so gut lagen. Mir unverständlich, wie man dort vorher – mit direktem Zugang zum offenen Meer – hat festmachen können.



Der Ort Katakolon hat als solcher nichts zu bieten, außer eben der Nähe zu Olympia. Teure Restaurants – der schlechte Frappe 3 Euro – und ein paar Geschäfte für Touris. In der halbfertigen Marina liegt manp bei etwas auflandigem Wind sehr schlecht. Erheblicher Schwell lässt alle Boote tanzen, auch die scheinbar sicher hinter dem neuen Wellenbrecher Liegenden.



Wir werden aufgefordert, zur Hafenbehörde zu kommen. Das PMD bekommt einen Eingangsstempel, den Ausgangsstempel gibt es erst morgen. Da bezahlen wir 3,73 Euro für zwei Tage Liegeplatz.



Und wieder sind wir die einzige Motoryacht, fast schon Exoten, an unserem Steg. Aber außer Deutschen haben echte Fahrtensegler keine Berührungsängste und auch hier bekommen wir wie in der letzten Zeit schnell nette Kontakte zu Engländern und Holländern, die ich mit aktuellen Wetterberichten versorge. Die deutsche Renterband mit ihrer Jeannau dagegen ignoriert uns, beobachtet aber aus dem Augenwinkel genau, was wir machen. Fast schon peinlich, wie der Dicke in kurzem Höschen seine gymnastischen Übungen vor aller Augen im Hafen turnt.





16.05.2005 Katakolon – Zakynthos – Ithaka, 65 sm



Wir steuern zunächst Zakynthos an und Moni freut sich schon auf ausgiebiges Shoppen, aber der Hafen ist laut und hektisch. Der einzig freie Liegeplatz ist neben einem Berufsschiff, auf dem laut gearbeitet wird. Kurz entschlossen – eine Ausweichziel (Plan B) haben wir fast immer – fahren wir weiter nach Ithaka, der angeblichen Heimat des Odysseus.



Ithaka, Vathy



Kaum fest, kommt automatisch der Tankwagen, das klappt in Griechenland prima und unsere Lady bekommt 1300 l Diesel. Die Tankwarte sind unsere Freunde!



Stempel im Hafenamt, 7,44 € für einen Tag. Wie die das immer berechnen ist mir ein Rätsel. Jeder hat wohl seine eigene Tabelle.



In den letzen sechs Wochen und fast 1000 sm hatten wir praktisch kein Charterboot gesehen, nur echte Fahrtensegler. Hier sind wir plötzlich wieder mitten drin. Unterwegs schon trafen wir jede Menge Bavarias, Jeaneaus und Benetaus, die mit einer einzigen Ausnahme bei herrlichem Wind motorten.



Am Steg herrscht nun wieder diese Unpersönlichkeit und Uniformität. Leider entdecken wir erst abends, dass es etwas weiter einen Steg gegeben hätte, der für Motoryachten reserviert ist, sogar Treppen zum Aussteigen wären dort vorhanden gewesen. So liegen wir inmitten der Charterboote, als einzige Motoryacht.



Ithaka ist ein netter Ort, der uns auf Anhieb gefällt. Aber wohl auch einer der Hauptanlaufpunkte der Chartersegler.



Am Morgen beschwert sich unser Nachbar über unseren Generator. Tut mir ja leid, aber wir sind seit 5 Tagen ohne Landstrom, da muss er halt mal laufen. Ohnehin nur sehr sparsam und zu christlichen Zeiten. Nachts ist er immer aus. Ich entschuldige mich höflich.





17.05.2005 Ithaka – Spartakoribucht , 20 sm


Heute wieder Genussfahrt bei strahlender Sonne und nur10 kn Wind. Wir besichtigen Kioni (voller Sunsail´s) – dann Sivota (voller roter Vorsegel) und steuern einen unserer Lieblingsplätze an, die Spartakoribucht auf Meganisi. Wie erhofft ist unser Platz längs an dem kleinen Anleger frei.



Hier lagen wir schon vor ziemlich genau einem Jahr, ehe wir durch den Korinther Kanal Richtung Türkei gefahren sind. Der Kreis schließt sich, fast 3000 sm sind wir seither gefahren, haben damit auch die Umrundung des Peleponnes abgeschlossen.



Spartakoribucht in Meganisi





Wir werden auch gleich wieder herzlich begrüßt, man erinnert sich an uns. Der Wirt ist selbst mal zur See gefahren und liebt Schiffe.



Abends der obligatorische Spaziergang durch den Ort ganz nach oben und zur Belohnung ein Mythos, stilecht in Henkelgläsern serviert.



Das Essen im Spilia ist mäßig, aber die traumhafte Lage entschädigt.





18.05.2005 Spartakori –Vlychonbucht - Levkas Marina, 20sm



Wir umkreisen Skorpios, die Insel Onassis´, und bewundern das Paradies, das er sich hier geschaffen hat.



Dann endlich mal vor Anker in der Vlychonbucht.



Die Einfahrt ist der Horror, denn nicht Dutzende, sondern eher Hunderte Charterboote sind hier aufgereiht oder an Land geparkt. Entsetzlich! Die Tranquilbay „zugemüllt“ mit Booten. Weit hinten in der Bucht wird´s endlich leerer.



Baden, das erste Male seit sechs Wochen. Ausflug mit dem Beiboot. So richtig schön, bis eine Sturmwarnung über Navtex hereinkommt. Die Bucht ist zwar als solche sehr sicher, aber wir verlegen doch in die Marina Levkas und machen dort am Abend noch fest. Leider an keinem guten Platz, obwohl ich über Funk noch um einen Platz in Lee gebeten hatte; den beginnenden Starkwind gibt´s voll auf die Mütze.



Levkas-Marina schreibt zwar im Prospekt „probably to be European modernst marina“, ist aber in Wirklichkeit weit davon entfernt, mit Ausnahme des Preises. Es gibt nur wenige sichere Plätze innen für Dauerlieger, die Transitplätze sind sehr ungemütlich. In Summe keine sehr liebenwerte Marina, sondern eine traurige, halbfertige Anlage. Leerstehende Häuser, Charterparkplatz. Die Kenner gehen in den Stadthafen, nur wurde dort gerade die Straße an der Kaimauer geteert – auch nicht direkt gemütlich und sauber!



WLAN existiert, ist aber seit 5 Wochen defekt.



Und der Wind bläst. Warum können wir nicht mal ein paar Tage hintereinander leichte Winde haben? Drei Tage müssen wir schließlich bleiben. Dafür berechnet die Marina 189 Euro, 10% Rabatt eingerechnet. Das ist der Hohn!



Wenigstens essen wir gut. In einer kleinen Taverne an der inneren Hauptstraße. Wohl der Seglertreff. Herrliche Spieße, Giros, Moussaka, so richtig griechische Küche, auch Kokoritso, die Innereien.



Levkas







21.05.2005 Levkas – Preveza, 10sm



Um 9:00 Uhr fahren wir durch die Brücke und steuern nach Norden. Ja nicht mehr als 360°, denn etwas weiter nördlich, Kurs 001° soll eine nicht verzeichnete Untiefe sein. Wir gehen daher unter 360° nach Norden, bis wir die Einsteuerungstonnen querab haben und steuern dann mit 66° in den gebaggerten und betonnten Kanal.



Die Brücke bei Levkas



Preveza hatte uns letztes Jahr nicht so gefallen und war auch sehr voll. In der halbfertigen Marina – wieder eine der vielen in Griechenland – ist auch diesmal wieder alles voll, aber im Stadthafen finden wir einen Platz vor Buganker an der Pier. Kameradschaftliche Segler – TO-Flagge – blockieren viel Platz längsseits. Das hätten wir mal machen sollen, ich höre sie in Gedanken schon schimpfen „typisch Motorboot“!



Kameradschaftliches Anlegen in Preveza



Langsam habe ich den Eindruck, vom ehemaligen Segler zum Seglerfeind zu mutieren. Wenn man sieht, wie sich diese Gralshüter der Seemannschaft oft benehmen! Und meistens sind das leider Deutsche!



Diesmal gefällt uns Preveza besser. Die Stadt ist herausgeputzt wie eine Puppenstube. Viele elegante Cafes, Leben und Trubel. Moni kann man wieder shoppen.



Etwas Schwell im Hafen, aber man liegt gut, solange der Wind nördlich bleibt. Sonst kann es schnell ungemütlich werden, da der Hafen weit offen ist und keinen Wellenbrecher davor hat. Dachten wir! Aber am Abend wird der Schwell heftiger und beginnt zu nerven. Zum einen steht trotz ablandigem Wind wohl eine Strömung in den Hafen, zum anderen rasen die ganze Nacht Fischer vorbei. Lady M schaukelt ganz schön, an Schlaf ist kaum zu denken.





22.05.2005 Preveza - Korfu, 61sm


Eigentlich wollten wir ja noch nach Paxos, aber es läuft so schön, dass wir gleich bis Korfu durchfahren.

Kurz vor Korfu eine Schrecksekunde: Piiieeeeeeeeeeep, die rechte Maschine ist weg. Der Motor läuft noch, dreht sogar hoch auf 2000 UPM, bringt aber keine Kraft auf die Schraube. Was jetzt?



Ich schalte den Motor aus, glücklicherweise haben wir ausreichen Platz um uns und ablandigen Wind. Dann die MAN-Rexroth-Steuerung der rechten Maschine wieder an und das Getriebe kommt wieder, fährt auch wieder in allen Drehzahlen. Computerfehler? Soll bei diesen elektronischen Steuerungen schon mal vorkommen.

Im Altstadthafen ist wie üblich alles voll belegt und so ist die Gouvia Marina unser Ziel. Sofort Rückmeldung über Funk und Empfang durch das Pilotboot.



Und wie letztes Jahr ein Mythos und Pasticada zur Feier der Ankunft in unserem ersten und letzten griechischen Hafen. Über 3000 sm östliches Mittelmeer liegen dazwischen.



Wir sind neugierig, was uns in Italien erwartet, vor allem nach der sprichwörtlichen Gastfreundschaft der Griechen.



Es war eine schöne Zeit in der Türkei und vor allem in Griechenland, trotz viel Wind und Seegang. Es ist in manchen Gebieten ein sehr raues Revier, das man sich teilweise schwer erkämpfen muss. Aber das ist es Wert! Wir kommen wieder!



Marina Korfu ist jetzt auch Airport


Die Fortsetzung des Törnberichts findest du in der Rubrik Italien oder klick hier http://www.charter-forum.com/deutsch/viewtopic.php?t=27

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