Chimera unterwegs!

[volk(er)]

Marlenes Aufzeichnungen vom Törn: Von Biograd (nach Biograd).

26.06.2006
Nachdem Rainer seinen nächtlichen Fressattacken gefrönt hatte, riefen einige nach
Mord und Totschlag. Ich brachte die „allgemein begreifliche heftige
Gemütsbewegung“ als Milderungsgrund zur Sprache, die aber offenbar nicht von
allen „begriffen“ wurde, da sie zu einer „allgemein nachvollziehbaren Emotion“ und
ähnlichem abgewandelt wurde.
Aufgrund der Hitze und der Flaute war Relaxen (das teilweise mit lautem
Schnarchen verbunden war) in Uvula Landin angesagt. Volker: „Das ist eigentlich
eine Bucht, in der man aufhört und nicht anfängt. Aber bei uns ist ja alles verkehrt“.
27.06.2006
Uli hatte vormittags ihr Erfolgserlebnis. Sie konnte „allgemein begreifliche heftige
Gemütsbewegung“.
Ansonsten war es aufgrund der Hitze ein lethargischer Tag: Alle waren für
alles zu faul.
So gut der Tag für Uli begann, so schrecklich war ihre Enttäuschung: Zu den
geplanten Erdäpfel mit Topfen kam es nicht, weil kein Topfen da war. Nach einer im
wahrsten Sinne des Wortes heißen Suche unter allen Konservendosen entschieden
wir uns für Nudeln mit Sugo.
Die abendliche Sitzung an Bord in der Bucht von Tijat war sehr lang und
etwas feucht.
28.06.2006
Nach einem ausgezeichneten Bernhard-Frühstück (Rühreier mit Zwiebel und
Paradeisern) verließen wir um die Mittagszeit die Bucht in Tijat, verabschiedet von
den erleichtert wirkenden umliegenden Anliegern.
Der anschließende Einkauf in Vodice war heiß, aber erfolgreich-Stichwort
Topfen. Da wir nach dem Einkauf dringend ein erfrischendes Bad brauchten, fuhren
wir wieder in die Bucht von Tijat. Einigen von den noch immer dort anwesenden
Anliegern stand bei unserer Ankunft der Schrecken im Gesicht-sie fürchteten sich
offenbar bereits vor einer weiteren Abendgestaltung durch uns.
Wir verließen jedoch zur Freude der anderen die Bucht am späten
Nachmittag, um Zirje unsicher zu machen. Uli musste über Anweisung von Volker
den Kurs bestimmen, er leitete sie mit den Worten an: „Du fährst mit dem Null-Dings
aufs Dings“.
Der Abend war sehr kurz und trocken.
29.06.2006
Bereits um 07:45 Uhr drängte Volker zum Aufbruch-das erwies sich auch als
notwendig: Wir fuhren insgesamt 10 Stunden, wobei wir teilweise nahezu rückwärts
segelten, und hatten nur zwei kurze Badestopps.
Die Stimmung bei der Ankunft in Milna war nicht gerade auf dem höchstem
Punkt: Da wir auch kein Brot mehr hatten (den schlechten Einkäuferinnen Uli und mir
wurde das tagsüber öfter unter die Nase gerieben), gingen wir in Milna ankern und
gepflegt essen.
Das tat uns allen offenbar sehr gut. Ein abschließendes Eis versüßte den
Tag.
30.06.2006
Heute war Segeln angesagt: Zwei Stunden lang volle Fahrt mit 6,5 Knoten-es war
ein Spaß für fast alle (nicht wahr, Uli?). Nach dem Ankern in Vinogradisce (SV
Klement) war Fernsehen im Gasthaus angesagt. Mit Ausnahme von Bernhard
zeigten wir uns solidarisch mit der deutschen Mannschaft und zitterten mit ihr-sie
gewann nach einem Zitterspiel beim Elfmeterschießen. Das führte nicht nur auf dem
Spielfeld, sondern auch im Gasthaus zu „allgemein begreiflicher heftiger
Gemütsbewegung“. Der Abend klang aus mit „Zupf-Zupf“ (Mandoline und Gitarre,
aber ohne Rainers langgewünschte Ukulele).
01.07.2006
Szenario um 11:00 Uhr: Uli wäscht ab, Rainer frühstückt bröselnd. Rainer grummelt
über das öde „Zupf-Zupf“ und urgiert Wolgalieder. Ich beobachte die Szene und
wundere mich, dass Uli Rainer nicht erschlägt.
Ansonsten ein schöner Tag mit Segeln, gekonnten Wendemanövern,
Einkaufen (viel Brot), Biertrinken in Vis und Ankern in der Bunkerbucht.
02.07.2006
Nach einem nunmehr bereits üblichen hervorragenden Bernhard-Frühstück
umfuhren wir den Süden von Vis auf der Suche nach Rainers legendärer gelber
Tonne. Wir wurden-wie erwartet- nicht fündig. Von Vis aus fuhren wir bei eher rauer
See nach Bicevo, um dort anzulegen. Als der Wirt uns kommen sah, schickte er uns
mit den Worten: „Tonight is winter“ wieder weg. Ob er wirklich meinte, dass das
Wetter schlecht wird, oder ob er Rainer wiedererkannte und sich vor einer
anstrengenden Nacht fürchtete, werden wir nie erfahren.
Wir setzten unter Segel nach Komica über, begleitet von 2,5m hohen Wellen
und Rainers Schnurren über untergegangene Schiffe und über Bord gegangene
Seeleite. Dank Volkers Können war die Überfahrt kein Problem.
In Komica angekommen, meuterte die Mannschaft: Wir versorgten den
Kapitän und den Admiral kulinarisch mit grünen Bohnen - Eintopf und paddelten an
Land, wo wir uns Pizza und Eis schmecken ließen. Dank einer großen Welle kamen
wir nass, aber laut singend zurück an Bord.
03.07.2006
Ein Tag mit voller Besegelung: Auf dem Weg nach Milna hatten wir zuerst volle Fahrt
mit 6,5 Knoten, dann zog jedoch die Wolkenwand auf. Artistisch und leichtfüßig holte
Volker das Großsegel ein, bestaunt von der Crew.
Bei der routinemäßigen Kontrolle des Motors an der Tankstelle in Milna stellte
sich heraus, dass der Keilriemen in Auflösung begriffen war-das bedeutete
Nachtstopp in Milna. Dieser nicht vorgesehene Aufenthalt bescherte uns ein gutes
Abendessen, das nicht aus Konserven kam.
04.07.2006
Nach zahlreichen vergeblichen Versuchen, einen Mechaniker namens Dragan
telefonisch zu erwischen, wurden wir doch noch fündig: Als üppiger rettender Engel
erschien Vladimic Matteo und wechselte innerhalb einer Stunde den Keilriemen.
Am Nachmittag kamen wir in Veli Drvenik an und bereiteten uns mental auf
das Spiel Deutschland-Italien vor. Umgeben von einigen deutschen
Fernsehzuschauern traute sich Bernhard nur ganz leise zu sagen, dass die
„Spaghetti“ gewinnen sollten. Sehr zu Ulis Leidwesen behielt er Recht: 2:0 für Italien
am Ende der Verlängerung. Ich hielt während des gesamten Spiels Rainer im Zaum
(das bedeutete Schwerarbeit, aber am Schluss wusste er sogar, was ein Corner ist).
05.07.2006
Heute geschah etwas unfassbares: Rainer stand um halb 9 Uhr aus der
Aromakammer auf (nebenbei gesagt: ein ganzer Tag Rainer ab dem Morgen ist
ganz schön anstrengend!).
Beim Segeln wurde Sailing Uli geschunden: Zuerst musste sie im Hafen von
Veli Drvenik anlegen üben, dann musste sie Kurs halten.
Am späteren Nachmittag kamen wir in Volkers geliebte Bucht in Tijat, in der
uns etwa 10000 Wespen freudig erwarteten-das Abendessen (Erdäpfel mit Topfen=
Quark und Jons Krautsalat) war unter Deck angesagt.
Am Abend gab es „Zupf-Zupf“, sehr zur Freude von Rainer sogar mit einigen
Balalaika-Klängen.
06.07.2006
Zu unserer großen Freude brachte uns Volker nach Skradin. Uli, Jons und ich
starteten sofort Richtung Wasserfälle und verbrachten einen herrlichen Tag mit
Spazierengehen und Süßwasserschwimmen.
Beim Zurückkommen wurden wir vom Admiral und seinem Sub-Admiral beim
Mate erwartet. Nach einem ausgedehnten Aperitiv ließen wir uns Odojak
schmecken, wobei Rainer die zu wenigen Krusteln kritisierte.
Der Admiral und sein Sub-Admiral ließen den Abend nochmals beim Mate
ausklingen. Bei ihrer Rückkehr zur Chimera legte der Sub-Admiral auf dem
Ree-Brett einen kleinen Ritt ein, wobei er seine Schuhe verlor. Uli setzte sich noch
schnell auf eine Wespe.
07.07.2006
Beim vormittäglichen Einkauf in Skradin fand Uli die Schuhe im Wasser treiben. Sie
konnten geborgen werden und trockneten tagsüber auf der Chimera.
Zu Mittag fuhren wir für einen Badestopp nach Tijat, verließen aber die Bucht
voller Wespen wieder fluchtartig.
Rainer durfte Ulis Wespenstich durch Schmieren pflegen und ließ seine
medizinischen Kenntnisse über Antibiotika auf sie niederprasseln.
Abendstopp in der Bucht Vrsak, Murter: Wir delektierten uns an Bernhards
großartigem Erdäpfelpürree mit Bratwürsteln.
08.07.2006
Nach nächtlichen Regenspritzern begrüßte uns beim Morgenbad ein Regenbogen.
Volker benutzte nach diesem Bad wie immer seinen grauen Bademantel, von uns
mittlerweile als „Kotzen“ bezeichnet. Rainer titulierte Volker im Bademantel als
„graue Eminenz“.
Zu Mittag gab es das endgültig letzte Dosenfutter: Chilli Con Carne mit
steinaltem Brot, das sogar von den Möwen verweigert wurde-Rainer aß es.
Am Nachmittag verwöhnte uns der Himmel noch mit strahlendem
Sonnenschein, sodass wir nochmals segelten-wenn auch nur mit 2,8 Knoten.
Um 16:45 Uhr Ankunft in Biograd. „Tadellos“, wie Rainer und Bernhard
sagten, „wunderbar“ sagte ich.
Herzlichen Dank und baldiges Wiedersehen

[frixos]

Kompliment, das ist bislang der beste Törnbericht der im Forum erschienen ist, humorvoll, ohne zu viel technisches Klimbim.
Eine Freude zu lesen. Danke.
meint
Frixos

[fetznfliaga]

[Chief Jörn]

Volk(er), jetztb bin ich mal gespannt auf Deine Antwort!



Gruß

[fetznfliaga]

Ciao Chief Jörn!

Haben Volker und ich schon ausgemacht, wir sind nächste Woche beide unten. Bin schon ganz gierig auf's Segeln.

Liebe Grüße,
Michael

[Chief Jörn]

Hallo fetznfliaga,

dann gibt es ja richtig was zu erzählen. Auch ich bin gierig auf's Segeln und werde diese Gier nächste Woche in den schwedischen Ostschären (nördlich von Göteborg ) stillen.


Allzeit eine handbreit Wasser unter dem Kiel

wünscht

[fetznfliaga]

Ciao Jörn!

Dir auch viel Spaß beim Segeln in der Ostsee. Sag mal, kann man Deinen Segel-Smiley irgendwo bekommen? Der ist wirklich ein Hammer. Ich habe den auch schon einmal verwendet.

Liebe Grüße und auch immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel,
Michael

[frixos]

war ein schlechter Tipp von mir.
Sorry
Frixos

[volk(er)]

[Chief Jörn]

@ fetznfliaga,

frixos hat Recht: Ganz einfach, mit der rechten Maustaste anklicken und auf Deinem Server abspeichern. Dann kannst Du auf Bild einfügen klicken und Deine URL eintragen.


@ frixos

Auch eine Aufgabe für den Moderator oder Administrator: Mit der rechten Maustaste anklicken und in den zusätzlichen Smilies abspeichern, dann haben ihn alle, zumindest in diesem Forum.

@ alle

Wenn ihr meine URL verlinkt, werde ich das Teil löschen und dafür irgendeine Schweinerei unter gleichen Namen abspeichern, die dann in Euren Beiträgen erscheint!

@ Volk(er)

Im Augenblick ist es 20° oder wärmer, das sollte warm genug sein. Außerdem gibt kein schlechtes (kaltes) Wetter, sondern nur schlechte Kleidung.



Gruß an alle

[volk(er)]

[fetznfliaga]

[Chief Jörn]

[Chief Jörn]

[fetznfliaga]