frixos Kapitän
Anmeldungsdatum: 26.02.2006 Beiträge: 723
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Verfasst am: 05.03.2006 10:38 Titel: VON SANTORINI NACH KARPATHOS |
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SANTORINI (Ansteuerung 36°32'00N 25°23'00E)
Die Geschichte von Santorini ist nicht ausschließlich die Geschichte der Menschen. Sie ist auch die Geschichte einer Land-schaft mit der ungewöhnlichen Eigenart sich unaufhörlich zu verändern und zu verschönern, bis in unsere Tage. Zur Verdeutlichung muss man sich vorstellen dass es einst die Kykladen ohne Santorini gab.
Dann tauchte eines Tages die Insel aus der Tiefe des Meeres auf, wuchs in die Höhe, trocknete, wurde allmählich besiedelt und trug eine bedeutende Kultur. Es ist nicht ausgeschlossen und viele Wissenschaftler sind der Ansicht, dass es sich bei Santorini um das sagenhafte verschwundene Atlantis handelt, warum auch nicht? An der Grenze zwischen Orient und Okzident gelegen, an einem Seeweg, der auch schon von den Phöniziern befahren wurde, gelegen, der ideale Handelsplatz. Wer, von den älteren Generationen, kennt nicht das Lied, „schwer mit den Schätzen des Orients beladen“, das wir in unserer Jugendzeit an den Lagerfeuern gesungen haben.
Im sechzehnten Jahrhundert vor Christus wurde die Insel von einer der gewaltigsten Eruptionen der Erdgeschichte förmlich in Stücke gerissen. Die daraus entstandene Flutwelle, angeblich unvorstellbare 200 Meter hoch löschte bis Kreta die Mi-noische Kultur aus, Kreta ist 85 Seemeilen entfernt. Als das Unheil in Vergessenheit geraten war, kamen andere Siedler, benannten die Insel mit einem eigenen Namen und begannen von neuem. Später jedoch tauchte eine andere Insel aus dem Meer auf und nahm allmählich den Platz des versunkenen Teils ein. Die Geschichte von Santorini handelt von einer Insel die nicht wirklich stabil ist und dessen Karte immer wieder neu gezeichnet werden muss. Auch heute sind noch nicht alle geologischen Abenteuer von Santorini mit völliger Gewissheit bekannt. Die vielen Theorien, Vermutungen, Untersuchungen widersprechen einander oft, doch in Wesendlichen Punkten stimmen sie überein. Deshalb lässt sich auch mit ziemlicher Genauigkeit ein verlässliches Bild der verschiedenen Entwicklungsphasen der „Insel des Teufels“ geben. Und im Rahmen einer Geschichte, die sich über Jahrmillionen erstreckt, ist ein Irrtum um tausend oder zweitausend Jahre bedeutungslos.
SANTORINI MOU (mein Santorini)
Es war Liebe auf den ersten Blick, die Einfahrt bei Sonnenuntergang in den Krater, die steil aufragenden Sandsteinwände, oben die Häuser wie aus einem Spielzeugkasten und ein kleiner Pier, (36°28'00N 25°23'00E) wo wir festmachten. Ein alter Fischer, Christo sein Name, begrüßte uns sehr herzlich und bot uns winzig-kleine Fische an und nachdem er sah das wir eigentlich nichts rechtes damit anzufangen wussten, kam er an Bord und bereitete eine Santoriner Spezialität zu, „Atarina“, ein ganz köstliches Omelette mit den Fischen. Jahre später, in der Karibik auf Anguilla, beobachtete ich einen Fischer wie er mit seinem Wurfnetz eben solche Fischlein fing. Auf meine Frage was er damit eigentlich macht war seine Antwort „Fishcake“, es war genau dasselbe Rezept wie von Christo dem Fischer von Santorin. Atarina und dazu Santoriner Wein, Herz was begehrst du mehr. Wir hatten noch einige hundert Seemeilen vor uns und ich den Auftrag von meiner Tochter Marion die Insel Kargpathos zu erkunden, ein Blick auf die Tankanzeige gebot Diesel nachzutanken. So fuhren wir nach Athinion und bestellten den Tankwagen und trafen auf ein Schlitzohr, einen Polizisten der mir klarmachte, dass ich mich in der Capetanerie mit der Crewliste zu melden habe, nur die Capetanerie war in Thyra, dem Hauptort der Insel, 30 Km. Entfernt, er bestellt mir sogar über Funk ein Taxi, wahrscheinlich ein Verwandter von ihm dem er eine lukrative Fuhre verschafft hat, den in Thyra interessierte man sich weder für mich noch für meine Crewliste. Der Taxifahrer hatte vorsorglich auf mich gewartet, wahrscheinlich war er eingeweiht. Zurück an Bord konnte ich nur staunen, die Crew war fröhlich und ausgelassen wie nie zuvor. Monika hatte den Schalk in den Augen und unser Antialkoholiker Manfred kam mir auch etwas komisch vor. Was war geschehen? Manfred hatte eine Fünfliterflasche Santoriner Wein aufgetrieben und die ganze Bande war angesäuselt. Was soll man da als verantwortungsvoller Skipper noch sagen als, „wo ist mein Glas?“ Und „in 3 Stunden seit ihr Rasselbande fit zum Auslaufen“. So geschah es auch und ich, da ich ja schon genug geleistet hatte haute mich aufs Ohr. Eine herrliche Nacht, Wind aus Nordwest, ideal für unseren Südkurs. Gegen Mitternacht leise Diskussion, „sollen wir ihn aufwecken oder nicht, da ist doch was“, meine Revanche für die Santoriner Weinparty trat ein. Vor dem Auslaufen hatte ich boshaft den Kurs auf der Karte über einen Fliegenschiss eingezeichnet, nur dieser Fliegenschiss war der Evangelista, ein Fels auf unserem Weg so groß wie ein Gemeindebau. Man entschloss sich mich zu wecken und war erstaunt als ich putzmunter die Brüder angrinste. Am nächsten Vormittag großes Bordfest. 1.000 Seemeilen hatten wir hinter uns und das muss gefeiert werden. Tony mixte einen würdigen Cocktail und wurde prompt, wegen unvorschriftsmäßiger Kleidung, zurück in die Pantry verbannt. Schließlich geht es nicht an bei so einem historischen Augenblick ohne weiße Schürze und weißer Serviette zu erscheinen. Besonders geehrt wurde unsere Monika die in den letzten 12 Monaten 2.600 Seemeilen mit mir gesegelt war, eine stolze Leistung für sie. Karpathos (Ansteuerung 35°33'00N 25°23'00E) tauchte auf und wir machten in Pigadia fest. (35°31'00N 27°14'00E)
Damals war diese Insel noch weitgehend vom Massentourismus verschont und ein Geheimtipp. Die Fischer begrüßten uns sehr herzlich und respektvoll, konnten sie doch die bisherige Fahrt, um diese Jahreszeit, durchaus nachvollziehen. Im Rendezvous, der Taverne am Hafen, hatten wir ein einmaliges Erlebnis.
Wir saßen zu acht bei einem Umtrunk und auf einmal kam der Kellner mit vier Flaschen Bier, das uns die Anwesenden Fischer spendierten. Manche werden sich vielleicht fragen „vier Bier für acht Leute?“ Nur wenn man die Armut dieser Menschen kennt begreift man die Auszeichnung die diese Einladung für uns bedeutete, selbstverständlich revanchierten wir uns. Einer der Fischer, Manolis mit Namen, lud uns für den Abend in die Disco ein. Ja eh’ ich’s vergesse, wir waren zu acht wo war der Rest der Crew? Der hatte Küchendienst, am Abend gab es Fleischknödel mit Sauerkraut, einfach köstlich.
In der Disco ging es hoch her, Manolos bestellte eine Flasche Whisky, Cola und Knabbergebäck, ich wurde misstrauisch, „aufpassen war meine Weisung an die Crew, „die wollen uns abzocken“ aber als es ans bezahlen ging mussten wir regelrecht streiten um wenigstens die halbe Zeche übernehmen zu dürfen, im nachhinein habe ich mich wegen meines Misstrauens geschämt. Nächsten Mittag gab es ein großes Spaghetti-fressen mit einigen Flaschen Santa Helena im Rendezvous und anschließend das Ablegmanöver unter Segel, (Angeber), unter großem Beifall unserer neuen Freunde in Pigadia. |
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