frixos Kapitän
Anmeldungsdatum: 26.02.2006 Beiträge: 723
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Verfasst am: 22.12.2006 20:18 Titel: VIVA ESPANIA |
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Auf dem Segeltörn von Sizilien nach Südspanien kam mein Freund Charly Russ und ich am Mittag des 20. 11.06 nach einer nächtlichen Überfahrt von Mallorca im Hafen von Ibiza an.
Wir suchten schnellstens einen Liegeplatz, um nach den Anstrengungen der Nacht auszuruhen. Nach Handbuch und Detailkarte gibt es in Ibiza 3 Marinas, in denen man anlegen kann. Eine davon ist der Club Nautika, den wir uns als günstigsten aussuchten, da er am nächsten bei der Altstadt liegt.
Bei der Einfahrt in den inneren Hafen entdeckten wir links vom Club Nautica direkt am Kai der Altstadt 2 große Stege, die wir zunächst zum Club Nautika gehörend ansahen. Es waren einige Plätze frei. Also legten wir an und wunderten uns, dass kein Marinero kam, um den Platz zuzuweisen und die Formalitäten abzuwickeln. Charly ging an die Tür zum Steg und entdeckte dort 2zwei Telefon-Nummern, sonst nichts. Die Tür zum Kai war verschlossen. Ich versuchte über Ch 9 den Club Nautika anzurufen, bekam aber keine Antwort. Es war gerade 13.00 h, also wohl Siesta. Wir wollten uns erst einmal erholen und später über Funk oder die angeschlagenen Telefon-Nummern die Formalitäten klären. Da wir niemand behinderten und Platz genügend da war, sahen wir darin kein Problem. Es gab auch keinen Hinweis darauf, dass das Anlegen etwa verboten sei.
Charly legte sich hin zum Schlafen, wie immer mit seinen Stöpseln im Ohr wegen dem Lärm der Altstadt. Ich beschloß, mit dem Dhingi an Land zu fahren und vielleicht ein Büro zu finden, das für die Stege zuständig war. Außerdem wollte ich erst mal ein "Anlegerbier" in einer Tapasbar trinken, bevor ich mich schlafen legte.
Nach etwa 1 ½ Std. kam ich zurück. Charly berichtete mir aufgeregt, dass unsere SY an der Kette lag. Kein Hinweis, von wem diese Maßnahme getroffen wurde.
Wir konnten uns das nicht erklären, da selbst für den Fall, dass es sich um private Stege handelte, eine solche Maßnahme doch sehr außergewöhnlich erschien.
Also suchten wir als erstes die Dienststelle der Guardia zivil auf, die etwa 20 Min. Fußweg in der Stadt lag. Dort gab man uns zu verstehen, dass von unserem Problem nichts bekannt war. Wir sollten es doch mal bei der Guardia Local versuchen. Unserer Bitte, dort anzurufen und nachzufragen, konnte nicht entsprochen werden. Also Wegerklärung, 20 Min. in die andere Richtung laufen zur Guardia zivil. Auch hier Kopfschütteln und der Hinweis, es bei der Guardia Puerto zu versuchen. Auch hier war eine Vorklärung per Telefon nicht möglich.
Also zurück zum Hafen und fragen, wo die Dienststelle der Guardia Puerto ist. Wir waren gerade im Gespräch mit 2 Spaniern, die uns erklärten, wo wir die Dienststelle finden, als ein Auto der Guardia Puerto zum Hafen einbog und einer der Spanier uns bedeutete, das müssten die Richtigen sein. Also winkten wir die beiden Beamten im Dienstwaren herbei und fragten, ob sie uns bei unserem Problem des an die Kette gelegten Schiffes helfen könnten. Sie zeigten uns ein Ticket - Strafzettel - mit dem Namen unseres Schiffes und erklärten uns, dass sie diese Maßnahme getroffen hatten, da wir an einem privaten Steg angelegt hatten, was wohl verboten war. Wir versuchten ihnen zu erklären, dass wir keine Ahnung hatten, dass es verboten war und es darauf auch keinen Hinweis am Steg gab. Die Verständigung war ziemlich schlecht, da nur einer von beiden Beamten ein klein wenig englisch verstand und noch weniger sprechen konnte. Auf dem Ticket stand ein Betrag von 480,-- €, den wir bezahlen sollten, damit die Kette aufgeschlossen wurde.
Wir konnten ihnen verdeutlichen, dass wir uns erstens ungerecht bestraft fühlten, da uns kein Verbot bekannt war und wir es außerdem für völlig überzogen hielten, eine Strafe von 480,-- € zu zahlen. Wir wollten ihren Chef sprechen und sie fuhren mit uns im Dienstwagen zu ihrer Dienststelle. Dort erklärten sie uns - es war inzwischen 17.30 h - dass ihr Chef heute nicht mehr da sei und erst wieder morgen ab 9.00 h zu sprechen wäre. Allerdings könnte es sein, dass wir morgen einen höheren Betrag bezahlen müssten, als wenn wir es jetzt gleich bei ihnen bezahlten.
Wir beschlossen trotzdem, bis zum anderen Morgen zu warten, da wir immer noch der Meinung waren, dass eine solche Unverschämtheit rückgängig zu machen sein müsste.
Rückfragen bei zwei befreundeten Rechtsanwälten in Deutschland ergaben keine Möglichkeit, auf rechtlichem Weg die Sache zu klären, da dies in Spanien sehr teuer und langwierig sei. Wir wollten ja schließlich das Schiff wieder frei haben.
Ich rief Frau Kröger, TO Stützpunktleiterin auf Mallorca und bat sie, da sie Spanisch spricht, am nächsten Morgen mit dem Chef der Hafenbehörde zu sprechen und noch einmal zu erklären, dass wir in völliger Unkenntnis und nicht in böser Absicht gehandelt haben. Sie war der gleichen Meinung, dass so etwas ja nicht normal sei und versprach, sich für uns einzusetzen.
Am nächsten Morgen rief sie mich nach mehreren Telefongesprächen mit der Hafenbehörde an und teilte mir mit, dass sie trotz aller Bemühungen die Aufhebung der Strafe nicht habe erreichen können. Einen schnellen rechtlichen Weg schloß sie nach ihrer Erfahrung in Spanien ebenfalls aus.
Wir mussten also zahlen. In der Dienststelle präsentierte man uns dann die Rechnung:
• Ticket 480,-- €
• Liegegebühr 1 Tag 41,93€ wir konnten gar nicht weg, weil das Schiff angekettet war
• Strom 13,20€ sie hatten uns bei der Aktion den Strom abgeklemmt
• Wasser 13,20€
• 62,59 €
• IVA 7 % 0,82 €
• IVA 16 % 2,25 €
• Total 65,65 €
• Wir mussten also 545,65 € zahlen! Das halten wir für Piraterie einer spanischen Behörde!
Diese Geschichte sollte meiner Meinung nach möglichst oft in Deutschland veröffentlicht werden, damit nicht nur Wassersportfreunde sondern alle deutschen Urlauber darüber informiert werden, wie es ihnen in Spanien ergehen kann.
Bisher hielt ich es nicht für möglich, dass man eine Strafe für ein Verbot bezahlen muß, das man gar nicht kennen kann, da es keinen Hinweis gab. Es könnte also auch durchaus möglich sein, dass man in Spanien an einer Straße parkt und dafür einen saftigen Strafzettel bekommt, obwohl dort kein Verbotsschild steht, man muß es eben wissen.
Wir werden auch auf dem politischen Weg bei spanischen übergeordneten Behörden nachfragen lassen, ob solche Methoden in Spanien üblich und dem Tourismus zuträglich sind, |
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