bauruine Matrose
Anmeldungsdatum: 16.12.2011 Beiträge: 29
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Verfasst am: 10.11.2020 15:28 Titel: nördliche Sporaden Oktober 2020 |
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Es sollten wieder zwei Wochen im Mittelmeer vor Beginn der dunklen Jahreszeit in Deutschland sein. Es waren Yachten schon längst ab Volos gebucht und Flüge nach Thessaloniki.
(Link zur Bildergalerie ganz unten)
Dann kam Februar / März die Pandemie! Corona hatte Europa voll im Griff. An Reisen war nicht zu denken. Aber an Stornierungen wurde gedacht und geprüft.
Segeln stellt ja in aller Regel keine Pauschalreise dar, mithin greift auch keine Reisewarnung des auswärtigen Amtes. Auch Reiserücktritts- / Reiseabbruchversicherungen greifen erst, wenn man vor Ort erkranken würde oder dergleichen.
Also Storniermöglichkeiten bei den großen Posten Charter und Flug.
Bei Charter wären die Verluste 30% des Gesamtpreises - die Anzahlung -, oder Verschiebung auf nächsten Jahr gegeben.
Bei Eurowings gab es beim gewählten günstigen Tarif KEINE Storniermöglichkeiten, nur einen Voucher gültig für ein Jahr,
Individuelles Denken, Rechnen und Abwägen aller, die ursprünglich mit segeln wollten.
Ergebnis: einige, mithin ganze Yachten der geplanten kleinen Flottille, wählten lieber ein "Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende": Storno bzw. Voucher. Aus die Maus.
Andere wählten die Option zunächst bis zur letzten Stornomöglichkeit zu warten, die Entwicklungen zu beobachten und erst dann entscheiden.
Die Corona Zeit ging ins Land die Zahlen in Griechenland waren beispielhaft niedrige, auch gemessen an denen Deutschlands, und die sinnvollen Maßnahmen vor Ort schienen sich zu bewähren. Berichte von Seglern vor Ort bestätigten die entspannte Lage in Griechenland (außer Attica/Athen).
Neuer Entscheid der restlichen Segler: wir stornieren nix und planen bis zum Ende durch, auch auf das Risiko hin Alles zu verlieren.
Risikobewertungen bzgl. Anreise inkl. Flug wurde mit sehr gering abgeschlossen. Die zahlen in GR bleiben niedrig - bis kurz vor Abfahrt: da erst ging es glücklicherweise in GR wie auch in Deutschland hoch.
Abreise erfolgte in der ersten Oktoberwoche. Die PLF waren brav ausgefüllt und der QRC kam pünktlich um 23:10.
Zur Infektionsrisikominimierung wurde für die Anreise zum Flughafen Düsseldorf ein Kleinbus gechartert, am Flugplatz und in der Maschine hohe Disziplin mit Masken und soweit möglich Abständen. Ich selbst FFP3 Schutz. Flughafen Thessaloniki im Neubautrakt reichlich Platz und Luft. Der großzügige bemessene Transferbus nur für uns Segler brachte uns rasch nach Volos.
Die Yachten waren fertig, der Papierkram schnell erledigt. An Bord war wie angekündigt kontaktloses Fieberthermometer, Puls-Oxymeter, Desinfektionsmittel, Schutzmasken, sowie Handschuhe und Ganzkörperschutz für den Quarantänefall an Bord. Das Gesunheitslogbuch lag bereit. Großzügige Bordapotheke der recht neuen Schiffe.
Entgegen der Ankündigung nach Coronaregeln waren Schnorchel und Taucherbrillen (nebst Flossen) an Bord.
Nach dem Einkaufen und Stauen der übliche Stadtbummel mit Restaurantbesuch: im wesentlichen hielten sich die Menschen an Abstände und immer an Maskenregeln in Läden und auch die Restaurants waren korrekt im Verhalten. Alles spielte sich eigentlich im Freien ab.
Der seglerische Teil geht jetzt schneller:
Wetter mit Abwechslung: nahezu immer angenehm warm, eine nächtliche Gewitterschauer mit kräftiger Böen gefolgt von 12 Stunden Starkwind und Sturm mit über 36 kn Wind aus Süd im Hafen (!) von Skopelos. Der wohlweislich gut eingefahrene Buganker hielt vor reichlich Kette dabei gut.
Sonst fünf schöne Segeltage, der Rest: motoren, ankern, baden, schnorcheln, Inseln erkunden und nett in den teilweise wenigen verbliebenen Restaurants speisen. Die Speisekarten zeigten auf, was in normalen Jahren in der Saison verfügbar war - jetzt sah die Realität trauriger aus, aber es blieb immer genug Auswahl - bis auf die Strandbar in der Koukounaris Bucht, die nur ein einfaches Gericht in begrenzter Menge anbieten konnte.
Das übersichtliche Revier war insgesamt eher wenig besucht, die Buchten recht leer, sogar in Skiathos Stadt waren an beiden Piers Plätze zu bekommen. Die kleinen Orte Achillos, Palaio Trikeri, Neo Klima absolut verschlafen und leicht Plätze zu ergattern.
Ankergrund immer gut, wenn man auf Sandige Flecken achtete. Wasser super sauber und warm.
Wunderbar zu beobachten, wie Thunfische jagten - das Wasser kocht!
Die Menschen überaus freundlich und zuvorkommend, die Preis eher günstig.
Alle haben es genossen, weg von der Corona Anspannung nochmal etwas Spätsommer genießen.
Die Yachten waren ziemlich top in Schuss.
Unangenehm: die neuen Sun Odysseys (440, 490) haben keine 12V Steckdose mehr in den Kabinen und nicht einmal am Elektropanel. Nur noch USB Ladebuchsen. Die 490 hat nicht mal einen Navigationstisch, dafür 4 Nasszelen. Das kleine VHF Display quasi nicht ablesbar. Zeigte sich z.B. bei einem DSC Mayday Call.
Die Schotenwinschen bei diesen Yachten sind unglücklich gewählt: man kann sie nicht für Leinenmanöver im Hafen oder für Landfeste nutzen, da sie zu weit innen liegen, um den "Barierefreien Rundgang" zu ermöglichen. Zudem für Halsenmanöver sind je zwei Schotklemmen für Genua und Groß bei nur einer Winsch und "endlos Großschot" sehr ärgerlich.
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