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Sunbeam Cup 2011



 
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fetznfliaga
Skipper


Anmeldungsdatum: 06.03.2006
Beiträge: 260
Wohnort: Wien

BeitragVerfasst am: 28.06.2011 14:12    Titel: Sunbeam Cup 2011 Antworten mit Zitat

Letztes Wochenende war der Sunbeam Cup 2011. Natürlich war ich wieder dabei. Samstag war ein kräftiger Nordwind - in Böen steif – angesagt, also das richtige Wetter für meine Liberty. Der Gruppensieg in der Klasse der 29-er mit 4 Teilnehmern war als Pflichtziel definiert. Und als Devise: „Schau’ma mal.“

Da doch einiges an Wind geweht hat, haben wir versucht, ab 11 Uhr noch ein geeignetes Setup für Starkwind für unser Boot zu finden. Tja, die Generalprobe ist schief gegangen, wir sind gerade noch rechtzeitig zur Steuermannsbesprechung erschienen. Irgendwie wie begossene Pudel.

Der Wettfahrtleiter erklärt die Flaggen und die möglichen Kurse. Als erstes ist eine Langfahrt angesagt: Start - Luvtonne - Ruster Schoppen - Schotterinsel - Grenzpfosten - Luvtonne – Ziel
Wir speichern diese Positionen im GPS ein, damit wir nach jeder Rundung sofort den richtigen Kurs anlegen können. Eine richtungsweisende Entscheidung. Ab ins Boot und los geht’s.

Knapp nach 2 Uhr kommt dann Regattafieber auf. Das Klassensignal wird gesetzt, der Fünfminutenschuß fällt. Hektische Manöver folgen, jeder versucht, sich in eine möglichst gute Startposition zu bringen. Zehn nach zwei der Startschuß. Unser Start ist gelungen, wir kommen als erste weg und sind mit einem guten Bootsspeed über die Startlinie gerauscht. Bei der ersten Tonne sind wir noch Zweiter und verteidigen diese Position erbittert gegen den Vorjahressieger. Danach nützen wir einen Winddreher perfekt aus, denn unsere direkten Konkurrenten haben bereits gewendet.

Wir passieren die zweite Bahnmarke, den Ruster Schoppen, als erste. Nun heißt es einen Anlieger auf die Schotterinsel zu segeln. Der Wind flaut kurzfristig ab, um dann mit einem Regenschauer wieder stark aufzufrischen. Bei uns ist reffen angesagt, die Genua wird eingerollt, wir verlieren einiges an Boden gegenüber dem Vorjahressieger. Aber dann ist das Reffmanöver abgeschlossen und wir laufen wieder gute Höhe und können einen Anlieger fahren und die Abdrift verringern. Das Schwert wird ganz ausgefahren. Wir halten die führende Position und runden den Ruster Schoppen. Jetzt heißt es klar machen für einen Kurs platt vor dem Wind. Genua ausreffen, Genua schiften, Spibaum ausbringen, Genuafall lockern, Achterstagspanner fieren, Groß ausreffen, Großfall leicht fieren. Auf einem Vorwindkurs ist das nicht so einfach, aber dann steht ein volles Großsegel. Jetzt heißt es Ruhe im Schiff zu halten, die Welle ist nicht hoch und es gelingt das Schiff waagrecht zu halten. Außerdem macht sich die ältere Takelungsart vorteilhaft bemerkbar. Ein kleineres Großsegel, eine hoch beiim Masttop angeschlagene, überlappende, bauchige Genua ziehen uns direkt auf die Boje beim Grenzposten. Ein Blick hinüber zum Vorjahressieger. Der Vorsprung ist größer geworden. Anscheinend ist ein direkter Kurs doch besser als ein raumer Kurs mit Halsen. Auch die Verfolger legen um und fahren Butterfly. Unser ausgezeichneter Trimm schlägt sich nun in einer etwas höheren Bootsgeschwindigkeit nieder. Wir gieren nicht, das Schiff liegt ruhig, beide Segel stehen voll und liefern den maximalen Vortrieb. Wir haben Ruhe im Schiff, haben mit keinen unnötigen Manövern Speed oder Tiefe verschenkt, sondern können dank unserer großen Genua immer wieder ein Stückerl Vorsprung herausholen. Unser Vorsprung wächst und wächst. Jetzt heißt es die Leetonne im Fernglas zu finden. Das erste Mal, daß ich ein Feld auf einer Langstrecke anführe. Obwohl der Wind nachläßt, heißt es den Vorsprung weiter auszubauen, denn das Boot der Vorjahressieger hat dank des großen Großsegels und der kleinen Fock bessere Kreuzeigenschaften. Die Boje kommt in Sicht, und unser Vorsprung wächst kontinuierlich. Jetzt heißt es klarmachen zum Schiften der Genua und dem anschließenden Runden der Leetonne. Der Spibaum wird abgeklemmt, die Genua auf die Steuerbordseite bugsiert und dann heißt es nochmals halsen.

Wir sind klar in Führung und gehen auf Kreuzkurs zur Luvtonne. Der Wind dreht stark, sodaß wir erst das „Schilfkap“ vor Mörbisch einmal runden müssen. Wegen des stark drehenden Windes heißt es wenden, wenden und wenden, um jeden Winddreher optimal auszunützen. Der Wind frischt wieder auf. Da heißt es Achterstag spannen, Genuafall straff durchsetzen und schlußendlich reffen, damit wir weiterhin gute Höhe bei gutem Speed verbinden können. Das erste Reff im Groß wird eingeschlagen. Wir einscheiden, die Genua noch voll ziehen zu lassen. Also heißt es Gewichtstrimm zu machen und für alle auf der hohe Kante Platz nehmen.

Die Luvtonne wird gerundet. Als Kür folgt die letzte Kreuz. Wir segeln als erste ins Ziel. Wer hätte vorher gedacht, daß wir bei der Langstrecke eine derartige gute Performance bei Manövern, Windriechern und Trimm haben werden? Daß wir sogar gewinnen. Nicht einmal in den kühnsten Träumen hätte ich das zu träumen gewagt.

Abends ist das Jazzfest in Rust gestrichen, da sind wir dann beim Hafenfest in Mörbisch und genießen unseren Status als Führende.

Der nächste Tag verspricht leichte Winde, also nicht unsere besten Bedingungen. Das verspricht ein harter Kampf zu werden. Wir müssen also perfekt segeln, um eine gute Plazierung zu erzielen. Also das Standard-Groß abschlagen und das Regattagroß anschlagen. Um 11:00 ist der Start zur zweiten Wettfahrt. Wir kommen gut vom Start weg und segeln eine tolle Kreuz, aber die leichten Boote haben einen "gewichtigen" Vorteil, denn wenig Gewicht und schnelles Anspringen in den naturgemäß sehr schwachen Böen ist ein unschätzbares Plus. Die Luvtonne runden wir als Fünfte, vor uns als Erster der Vorjahressieger, dann 2 Sunbeams 22 und eine Sunbeam 24. Bis zur Leetonne gelingt es uns, einen Platz gut zu machen und als Vierter die Dwarstonne zu runden. Nun heißt es kreuzen und keine Plätze zu verlieren. Bei fast einschlafenden Winden ein wenig mehr als ein Leichtwindpoker, ein echter Flautenpoker also. Welche Seite sollen wir nehmen? Der Führende im Feld, der Vorjahressieger parkt in einem Flautenloch bei der Startboje. Damit ist unsere Entscheidung gefallen. Wir versuchen nicht ganz außen zu segeln, aber doch einen gewissen Abstand zum Vorjahressieger zu halten. Eine Sunbeam 24 und eine Sunbeam 22 können die leichten Winde perfekt nützen und segeln einen respektablen Vorsprung heraus. Jetzt kommt es darauf an, wie wir die Luvtonne runden. Auch der Vorjahressieger erwischt wieder ein Lüftchen und segelt auf die Luvtonne zu. Für uns zählt jetzt jede Position, wir müssen jedes taktische Manöver nutzen, um rasch die Luvtonne zu runden und unsere Konkurrenten abzudrängen.

Als Fünfter runden wir die Tonne, knapp hinter dem Vorjahressieger, eine Sunbeam 25 dicht auf den Fersen. Die ersten 3 Boote, eine Sunbeam 24 und 2 Sunbeams 22 sind außerhalb unserer Reichweite. Der Wind flaut weiter ab, es wird Bahnverkürzung signalisiert. Für uns heißt das, mit Zähnen und Klauen unseren Platz bis ins Ziel - also auf den letzten Metern - zu verteidigen. Butterfly fahren oder nicht? Spibaum anbringen oder nicht? Auf welche Seite soll die Genua? Können wir dem Vorjahressieger den Wind aus den Segeln nehmen? Es gelingt uns noch, den Vorjahressieger in Lee zu überholen, aber als Wermutstropfen müssen wir einer Sunbeam 25 noch vor uns ins Ziel passieren lassen. Diese hat gegenüber uns einen Vorsprung von 5 Sekunden ersegelt. Aber zumindest Platz 5 ist gerettet, ein Vorsprung von 10 Sekunden auf den Sechsten. Hätten wir doch auch mehr anluven sollen und mit einer Halse dann ins Ziel ziehen? Eine Sunbeam26 mußte einer Sunbeam 22 Wegerecht einräumen und danach auch uns. Das Anluven, um eine Kollision zu vermeiden, hat uns ein bißchen Speed gekostet. Deswegen konnten wir bei der Luvtonne die 25-er nicht decken und haben uns auf den Vorjahressieger gestürzt.

Die dritte Wettfahrt wird wegen Windmangels abgesagt. Das bedeutet, daß es kein Streichresultat gibt und beide Wettfahrten zählen. Das wird knapp, denn die beiden Sunbeams 22 werden wegen des schlechteren Yardsticks auf alle Fälle vor der Sunbeam 24 gereiht. Welche Position haben sie gestern gehabt? Das ist die Frage. Bei der Siegerehrung folgt ein banges Warten. Wer ist Erster? Wir oder doch jemand anderer?

Bilder folgen…

Liebe Grüße,
Michael

[EDIT]Tipfehler korrigiert. Alte Rechtschreibung.[/EDIT]

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Zuletzt bearbeitet von fetznfliaga am 28.06.2011 15:57, insgesamt 3-mal bearbeitet
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fetznfliaga
Skipper


Anmeldungsdatum: 06.03.2006
Beiträge: 260
Wohnort: Wien

BeitragVerfasst am: 28.06.2011 14:38    Titel: Bilder Sunbeam Cup 2011 Antworten mit Zitat

Und jetzt die Bilder. Wink


k-DSC_8604.JPG
 Beschreibung:
Generalprobe
 Dateigröße:  61.3 KB
 Angeschaut:  21459 mal

k-DSC_8604.JPG



k-DSC_8536.JPG
 Beschreibung:
Die Langstrecke
 Dateigröße:  105.77 KB
 Angeschaut:  21459 mal

k-DSC_8536.JPG



k-DSC_8586.JPG
 Beschreibung:
Der Start
 Dateigröße:  32.15 KB
 Angeschaut:  21459 mal

k-DSC_8586.JPG



k-DSC_8588.JPG
 Beschreibung:
Gut weggekommen
 Dateigröße:  50.35 KB
 Angeschaut:  21459 mal

k-DSC_8588.JPG



k-DSC_8619.JPG
 Beschreibung:
Auf der hohen Kante (I)
 Dateigröße:  58.2 KB
 Angeschaut:  21459 mal

k-DSC_8619.JPG



k-DSC_8684.JPG
 Beschreibung:
In Fahrt
 Dateigröße:  33.4 KB
 Angeschaut:  21459 mal

k-DSC_8684.JPG



k-DSC_8690.JPG
 Beschreibung:
Ein perfekter Trimm
 Dateigröße:  24.38 KB
 Angeschaut:  21459 mal

k-DSC_8690.JPG



k-DSC_8946.JPG
 Beschreibung:
Die Kür: Auf der hohen Kante (II)
 Dateigröße:  64.81 KB
 Angeschaut:  21459 mal

k-DSC_8946.JPG



k-DSC_8956.JPG
 Beschreibung:
Die Kür: Der letzte Schlag
 Dateigröße:  39.95 KB
 Angeschaut:  21459 mal

k-DSC_8956.JPG



k-DSC_8964.JPG
 Beschreibung:
Zieleinlauf
 Dateigröße:  35.26 KB
 Angeschaut:  21459 mal

k-DSC_8964.JPG



k-DSC_9110.JPG
 Beschreibung:
Start 2. Wettfahrt (I)
 Dateigröße:  35.75 KB
 Angeschaut:  21459 mal

k-DSC_9110.JPG



k-DSC_9113.JPG
 Beschreibung:
Start 2. Wettfahrt (II)
 Dateigröße:  39.44 KB
 Angeschaut:  21459 mal

k-DSC_9113.JPG



k-DSC_9190.JPG
 Beschreibung:
Regen bei der Luvtonne
 Dateigröße:  40.8 KB
 Angeschaut:  21459 mal

k-DSC_9190.JPG



k-DSC_9280.JPG
 Beschreibung:
Die letzte Tonne
 Dateigröße:  28.09 KB
 Angeschaut:  21459 mal

k-DSC_9280.JPG



k-DSC_9412.JPG
 Beschreibung:
Die Sieger
 Dateigröße:  79.58 KB
 Angeschaut:  21459 mal

k-DSC_9412.JPG



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martin
Skipper


Anmeldungsdatum: 05.11.2005
Beiträge: 392
Wohnort: Europa

BeitragVerfasst am: 30.06.2011 11:13    Titel: Antworten mit Zitat

Wahnsinns Fotos! Und das auf einem Binnengewässer!

Respekt ....

und vielen Dank für den tollen Bericht!

LG Martin

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fetznfliaga
Skipper


Anmeldungsdatum: 06.03.2006
Beiträge: 260
Wohnort: Wien

BeitragVerfasst am: 01.07.2011 20:56    Titel: Antworten mit Zitat

Ciao Martin!

Ich arbeite ja schon seit langem auf einen Sieg beim Sunbeam-Cup hin. Endlich ist es gelungen. Wink

In einer offenen Klasse gehört auch Wetterglück und das Glück des Tüchtigen dazu. Ich hab halt nicht das schnellste Schiff, umso mehr freu ich mich, weil ich trotzdem gewonnen hab. Aber ohne Super-Crew wär das nicht möglich gewesen. Training, Regattavorbereitung und auch Trainingsregatten gehören einfach dazu.

Sonne

Liebe Grüße,
Michael
P.S.: Owa die Seg'l san scho sche. Bessa 3 Einsa im Seg'l ois fünf Fetz'n. Schild *g*

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martin
Skipper


Anmeldungsdatum: 05.11.2005
Beiträge: 392
Wohnort: Europa

BeitragVerfasst am: 02.07.2011 13:29    Titel: Antworten mit Zitat

bravo Einen schönen Pokal - eigentlich 2 mit dem Glassegelschiffpokal - habt ihr bekommen! Tolle Leistung, toller Bericht und tolle Fotos! Eine Fotobericht, als wäre es die Volvo Ocean Race gewesen!

LG Martin

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