frixos Kapitän
Anmeldungsdatum: 26.02.2006 Beiträge: 723
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Verfasst am: 03.03.2006 16:35 Titel: UND WIEDER EINMAL RHODOS |
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Griechische Ostern auf Rhodos,
ein gewaltiges Erlebnis. Die Altstadt war beleuchtet und die Griechen feierten. Eine kleine Taverne, ein ausgezeichnetes Essen und eine Flasche Demestica, ein Stadtbummel und vor dem schlafen gehen zum Abschluss eine Torte und einen Lumumba in einer der zahlreichen Konditoreien an der Hafenpromenade.„Du weist nicht was ein Lumumba ist?“ Das ist eine Bildungslücke, komm mit das nächste Mal, wir bringen dir ein wenig Kultur bei.
Gerhard und Dieter waren in Sachen Kultur unterwegs und bestaunten die Altertümer, für mich nicht nötig, ich brauchte nur in den Spiegel zu sehen da war Altertum genug. Eine Gruppe Italienerinnen kam vorbei, sahen die vergammelte Gestalt und eine rief „ He Maria guarda uno vero vechio lupo die mare“ (schau mal Maria ein richtiger alter Seewolf) und das machte mich doch ein wenig stolz. Noch ein Lumumba, einfach köstlich.
Für Mitternacht war Auslaufen geplant, ein dritter Lumumba noch und ab in die Koje. Als ich um 05-00/h aufwachte, lagen wir immer noch in Mandraki. Verflixt noch einmal wo ist die Crew? Dieter schlummerte in seiner Koje und Gerhard hatte auch nichts besseres zu tun. Kurz und gut, Dieter kam gegen 23-00/h an Bord und da alles ruhig war legte er sich bis zum Auslaufen aufs Ohr. Gerhard kam kurz danach, alles war ruhig und er dachte wir sind noch unterwegs und tat dasselbe, „Gute Nacht“. Gerhards Kommentar“ was kann ich dafür, dass du ausnahmsweise einmal nicht schnarchst. „Was verdammt noch einmal hat mein Schnarchen mit eurem verschlafen zu tun fragte ich einigermaßen verblüfft?“ Gerhard erklärte es mir: “Hör zu Skipper, wenn du gestern wie üblich dein Konzert aufgeführt hättest, dann hätte ich gewusst du bist schon an Bord, aber anscheinend schnarchst du nur aus lauter Bosheit in Gesellschaft um es am Morgen der Crew in die Schuhe zu schieben. So dachte ich du treibst dich noch in den Spelunken von Mandraki herum und würdest uns schon aufwecken, wenn du an Bord gekrochen kommst“. Dieser Logik hatte ich nichts entgegenzusetzen. Die Zeit drängte und wir nahmen Kurs auf Fethiye. Der Morgen war diesig und die See glatt. Kein Wind und so dieselten wir munter drauf los. Das Wasser sah nicht besonders appetitlich aus, Ölflecken und allerhand Müll trieb um uns herum, wir ärgerten uns grün und blau über die Unvernunft der Menschen die das Meer als riesige Müllhalde betrachten. Die Zeit wo in den Morgenstunden neugierige Delphine die Yachten besuchten und mit ihnen spielten sind, zumindest in der Nähe der so genannten Ferienparadies, vorbei. Über Kanal 16 ein kurzes „Evkaristo Para poli“ an Hellas Radio für die Betreuung unterwegs, die türkische und die Flagge Q wird vorgeheißt und als ob uns Poseidon den Abschied noch schwerer machen wollte schickte er 4 Bft. aus der richtigen Ecke. Vor uns das Schild „Marina Yachting Fethiye“. Wir waren am Ziel unserer Reise. 1.100 Seemeilen in zwölf Tagen, Starkwind, Gegenwind, Flauten, kurz alles was die See zu bieten hat. Wieder ein Erlebnis das uns für einige Zeit hilft über den Alltag hinweg zu kommen. Günther und Maggie, die Stützpunktleiter standen am Steg, „ Hallo Fritz wo wart ihr solange, wir haben euch schon früher erwartet“. Da hat man es wieder, du segelst dem Teufel ein Ohr ab und bist immer noch zu langsam.
In der Rezeption des Hotel „Lykia“, ein kurzer Anruf für die Flugbestätigung am kommenden Tag und Suleika, oder so ähnlich, machte mir den Mund auf die am selben Abend stattfindende Türkische Nacht, leider nicht mit ihr, wässerig. Normalerweise vermeide ich es mich im Spiegel zu betrachten, aber im Hinblick auf die bevorstehende türkische Nacht musste ich mein Äußeres einer Kontrolle unterziehen, das Ergebnis war niederschmetternd. Kaum zu glauben, dass dieser verlotterte Vagabund mit mir etwas zu tun haben könnte. So machte ich mich auf die ungewaschenen Socken um im Bazar neue zu erstehen, und auch ein Besuch beim Barber wirkte Wunder. Wohlriechend wie ein dreistöckiger Harem zog ich dem Hotel Lykia und 1.000 und einer Nacht zu, nicht ohne vorher noch in einigen Tavernen vor Anker zu gehen.
Teppiche im Wert von einigen Zigtausend auf der Hotelterrasse, Zimbalklänge, in der Nachbarschaft jault ein Köter mit, erbost über die nächtliche Konkurrenz und eine Bauchtänzerin, gut und gerne 250 Kamele wert (in der Türkei bezahlt man nach Gewicht), versucht mit ihrem Nabel einen Palstek zu zeichnen.
Ich war traurig, denn am nächsten Tag ging mein Flug, so bestellte ich noch eine Flasche Raki und Schwelb, der gerade vorbeikam leistete mir Gesellschaft. “Schwelb“ war das Faktotum der Marina Fethiye, sein türkischer Name ist für unsere Abendländischen Zungen ein erhöhtes Unfallrisiko, wie er zu den Namen Schwelb kam weis nur Allah selbst. Ohne ihn läuft gar nichts, er wickelt die Zollformalitäten, die in der Türkei für einen Skipper ein undurchdringliches Chaos aus Formularen und Bakschisch bestehen, ab. Das Büffet war eine Sensation, was da geboten wurde grandios, ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass die türkische Küche der Italienischen und Französischen um nichts nachsteht. Lang lang ist’s her, heute haben, wie überall in den Ferienparadiesen, die Touristen so ziemlich alles versaut aber wenn man sich auskennt kann man noch, abseits der Touristenströme wahre Gourmet Tempel finden.
Am nächsten Morgen, mein Schädel hatte die Ausmaße eines japanischen Öltankers, nahm ich einen Schluck Mineralwasser und war wieder voll aber nicht fit, (von so einem Rakiabend hat man eben länger etwas.) Das vorbestellte Taxi war pünktlich, auf Schwelb ist eben Verlass, ich blickte noch einmal hinaus aufs Meer und mir war wie nach jedem gelungenen Törn zum Heulen. Der Flughafen von Dalaman besserte meine Stimmung auch nicht, erst ein Besuch im ältesten Hammam, (türkisches Bad), von Istanbul mit anschließender großer Fresserei konnte meine Stimmung wieder heben.
Heute werden sich manche fragen“ weshalb über Istanbul?“ Ja damals ging der Flug mit Malev über Budapest nach Wien, Dalaman war noch kein Internationaler Airport. Die Einreiseformalitäten in Budapest dauerten und das Gepäck drehte am Band unbeaufsichtigt seine Runden, so dass sich jeder bedienen konnte. Mein Seesack mit der Dreckwäsche und leider auch einer neuen Lederjacke verschwand und es dauerte einige Zeit und harter Worte um von der aufgedonnertenund
aufgeblasenen Ungarin am Lost and found Schalter eine Verlustbestätigung zu bekommen. Malev ist seit damals für mich gestorben, zumal es in meiner Familie nicht der einzige Fall war, Lob gebührt Visa Austria deren Versicherung mir den Verlust unbürokratisch ersetzt. |
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