frixos Kapitän
Anmeldungsdatum: 26.02.2006 Beiträge: 723
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Verfasst am: 02.03.2009 11:23 Titel: Seenot mit Folgen |
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Wir kamen von Antigua über St. Barths- Nevis- Montserrat nach Dominica/Portsmouth, Wind ca. 7Bft und eine etwas ungemütlicher Schwell.
2 Meilen vor der Einfahrt in die Bucht sah ich eine Sun Magic 44 unter französischer Flagge deren Verhalten mir komisch vorkam, keine Segel und unter Maschine im Kreis fahrend.
Also fragte ich über Funk auf Französisch an was denn los sei und bekam folgende Antwort „On n'atteint pas le Bay“, (man kommt nicht in die Bucht hinein). Na ja, die haben wohl Schieß mit ihrem Tiefgang von 2’10M. durch den Schwell zu fahren, dachte ich, aber mit unserer Lagoon 47 und 2x 50 PS dürfte das kein Problem sein, also Kurs Portsmouth.
Rudi Iglauer, ein super Kumpel, der mit mir schon etliche Seemeilen gefahren ist beobachtete durch das Glas die Sun Magic,
„Skipper, mit denen stimmt was nicht, die liegen quer zur Welle“, ein Blick achteraus, tatsächlich, der Kahn schaukelte bedrohlich in der Gegend herum, also wieder zum Funk und nachgefragt und da kam die Erklärung
„ Nous n'atteignons pas le Bay“ (wir kommen nicht hinein).
Die Sun Magic kam gerade über den Atlantik und hatte einen Amerikaner an Bord, der zwar am Funk perfekt war aber nicht in Französisch.
Also kehrt und nichts wie hin. Die Ursache war eigentlich banal,
der Autopilot blockierte aber bei 7Bft und einer 2 Meter Welle, Prost Mahlzeit.
07-00-00 die Zeit drängte denn um 07-30-00 fällt die Sonne ins Wasser und es wird zappenduster. Da dachte ich nicht was im Chartervertrag steht, hier war Hilfe gefragt.
3x ging ich so nahe als möglich ran aber die brachten die Wurfleine nicht rüber, also ein anderer Trick:
An die 30 Meter Landleine einen Fender angebracht und in einem Bogen vorbeigezogen, nahe genug um sie mit der Gaff aufzunehmen, aber sie trauten mir wahrscheinlich nicht, kein Wunder in meiner Adjustierung hätte ich mir selbst nicht getraut. Das ist das Problem mit den Bergekosten. Aber Frixos wäre nicht Frixos wenn er nicht noch einen, nicht ganz ungefährlichen Trick, auf Lager hätte.
Römisch katholisch, mit der nächsten Welle auf einen Meter ran an den Unglücksraben, Rudi stand achtern bereit und als die Wurfleine geflogen kam volle Pulle auf die 2x 50 PS und nichts wie weg.
Am Hacken, schleppten wir den Kahn der durch die Blockade quer lag bis zur Einfahrt wo der Skipper die Sache in den Griff bekam.
Ein euphorisches Mercie Beaucoup über Funk die Einladung, wenn sie vor Anker liegen, zu ihnen auf einen Drink an Bord zu kommen, wir waren allerdings zu geschlaucht um dem nachzukommen.
Gegen 10-00-00 klopfte es an der Bordwand und der Skipper wollte mich zu der Danksagungs- Party abholen, doch wir einigten uns auf 1-2 Flaschen Rotwein aus unserer Bar.
Der gute Mann hatte 24 Tage Atlantik hinter sich und dann noch dieses Schlamassel.
Das Ganze hatte aber ein Nachspiel, und dass hatte es in sich.
3 Wochen später saß ich, mit einer anderen Crew, ganz gemütlich auf der Terrasse einer Strandbar in Bourg les Saints, einem ganz stinkfeinen Plätzchen und tranken unseren Frühstücks Pernod als zwei elegant gekleidete Paare auf der Bildfläche erschienen.
Einer der Männer schaute mich durchdringend an und rief „Te je connais des“ (dich kenne ich). Verdammt was habe ich denn schon wieder angestellt, mir kam der Typ gänzlich unbekannt vor, und dass vor meinen Verkehrsbürogästen, ich wollte in den Erdboden versinken.
Er stellte mich seiner Frau, die mich küsste, und dem anderen Pärchen, die mich auch küssten, vor. War es doch der Skipper dem ich vor 3 Wochen aus einer, etwas brenzlichen Situation geholfen hatte.
Er lies es sich nicht nehmen uns auf einen Pernod, und noch einen, und noch einen, einzuladen.
Als wir schon etwas blau waren bestand er darauf den Lunch, garniert von etlichen Flaschen Wein, mit ihnen einzunehmen und da man in Frankreich ein Essen nie ohne Digestif beendet musste noch eine Flasche Rum daran glauben.
Das Auslaufen am nächsten Morgen wurde wegen allgemeiner Unpässlichkeit auf den nächsten Tag verschoben. |
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