frixos Kapitän
Anmeldungsdatum: 26.02.2006 Beiträge: 723
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Verfasst am: 24.03.2006 18:03 Titel: Kroatien |
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Überwintern in Kroatien
von Karl / SY "XXXX"
Alte Verbindungen rosten nicht, diesen Eindruck hatte und habe ich immer, wenn Wassersport- und Tourismus- Journalisten/Manager/Funktionäre über (früher) Jugoslawien oder (jetzt) Kroatien und Slowenien berichteten oder berichten.
Wir nannten diese Verbindungen schon immer in Segler und Freundeskreisen die "Portoroz Connection".
Dort im Casino pflegten die staatlichen Tourismus-Manager schon immer Ihre Verbindungen. So schafft man sich bei Wein, Weib und ........ einmal "Freunde" und zum anderen das Wissen über die Leichen im Keller, denn das hält Freunde am besten bei der Stange und da wären wir bereits beim Thema.
Ich war vor unserer Weltreise auf eigener selbst gebauter Segelyacht seit 1979 und danach bis heute immer viel im heutigen Slovenien und Kroatien, kenne daher die Gegend und die landesüblichen Besonderheiten sehr gut und erfahre über meine einheimischen echten Freunde und Partner sehr viele Landesinfos.
Leider stelle ich der oben angesprochenen Personengruppe eine fast blinde Begeisterung für die östliche Adria fest.
Dabei könnten "Sie" sehr viel positiven Veränderungsdruck auf die "Funktionäre" und Manager der staatlichen und privaten Institutionen ausüben. Daß solche Veränderungen zum Wohle des Landes und vor allem zum Wohle Urlauber sehr wohl notwendig sind, dürfte klar sein.
Es sollte z.B. der bankrotte ACI/ ex ACY nicht weiter in den Himmeln gelobt werden, sondern sachlich und kritisch über das korrupte/kriminelle/unfähige/inefiziente Managment berichtet werden.
Apropos Korruption! Es dürfte leicht zu recherchieren sein: z.B. Handhabung beim Zoll, gekaufte "Patente" bei den Hafenkapitänen, Schwarzcharter ohne Probleme usw.
Das klarste Wasser der Adria! Richtig in manchen Gegenden, aber hat einer dieser "blinden" Schreiber schon einmal die Innenhäfen von Umag, Novigrad, Rovinij, Rijeka, Zadar, Sibenik,Split oder gar Pula gesehen. Daß in einem Hafen nicht unbedingt Badequalität herrscht, weiß z.B. jeder Hamburger, wenn aber jeder Dreck und vor allem Fäkalien ungeklärt im Wasser landen und nichts dagegen getan wird, dann sollte man nicht auch noch das klare Wasser pauschal loben. Das wird nur zum Freibrief für die alte verantwortliche (verantwortungslose?) "Nomenklatura" sich auch weiterhin nicht um Sachprobleme zu kümmern.
Bis jetzt wurden die neuen Freiheiten nur für die freie persönliche Bereicherung benutzt. Die Dichte von großen BMW und Mercedes PKW ist schon sehr auffallend in einem erst seit wenigen Jahren freien Land, aber spricht man mit der normal arbeitenden Bevölkerung oder den Arbeitslosen und Rentnern ergibt sich ein unschönes Bild. Dabei gibt es auch viele wirklich positive Dinge über das Land zu berichten.
Ich stehe gerne jedem mit Einzelheiten zur Verfügung.
Charter, Kabotage, Lizenzen, Konzession und Zoll in Kroatien
Es gibt seit 2 Jahren eine Entwicklung, die viele Eigner sehr betreffen könnte. Diese Art von Gesetzesinitiativen könnte sogar eines Tages alle Wassersportler willkürlich betreffen.
Es wurde offensichtlich eine Art Begünstigungsgesetz für wenige kroatische Firmen geschaffen. Die Neuregelung des Zollgesetzes wird dazu führen, daß ein neues Chartermonopol entsteht und alle Charteryachten unter ausländischer Flagge extrem und unbillig finanziell und bürokratisch belastet werden. Eine Änderung des Zollgesetzes wenige Tage vor Saisonbeginn 2000 bedeutet mehr als nur willkürliche Geldbeschaffung für die neue Regierung. Eine geplante Belastung fremder Flaggen mit 3% des Schiffswertes *) pro Jahr kann von kaum einem Vercharterer verkraftet werden. Schließlich sind die Planungen, Werbung und Preisgestaltung für längere Zeiträume längst gemacht. Das Geschäft für die wenigen nennenswerten einheimischen Charterflotten wird dann im Monopol blühen, der Wassertourismus insgesamt wird aber einen Einbruch erfahren.
Die Zollgesetzgebung eines Staates ist meist von international üblichen Standards geprägt. Gerade ein Staat, der eventuell einmal die EU anpeilt, sollte sich da keine nationalen Schnellschüsse erlauben.
*)Der Schiffswert wurde bisher durch eine Proforma-Rechnung vom Eigner selbst festgelegt. Dieser Wert konnte innerhalb realistischer Grenzen von Jahr zu Jahr in einer Art Abschreibung reduziert werden. Neuerdings wird der Wert vom Zoll zu seinen Gunsten (willkürlich?) festgelegt.
Für 2001 ist sogar geplant, die 3 % Belastung pauschal für die drei Kernmonate der Saison zu kassieren, unabhängig von der Nutzung, die Restmonate sollen dann noch einmal über den sogenannten Zollkarton anteilig zusätzlich mit 3 % belastet werden. Aber es kommt noch schlimmer, ab 2001 soll sogar im voraus kassiert werden, denn der Staat ist pleite.
Doch damit nicht genug:
Die Bürokratie schlägt weiter zu und weicht nicht etwa zurück.
Vor 3 Jahren wurde die Erhebung der Kurtaxe im Liegehafen (Jahresplatz) "vereinfacht", der Eigner zahlt 400 Kn (= 105 DM) für alle an Bord pauschal. Für segelnde Ehepaare im Jahresurlaub eine starke Verteuerung.
Die Kurtaxe in allen anderen Häfen wurde davon nicht betroffen, die kam pro Erwachsenem pro Tag noch hinzu.
Jetzt wird neuerdings die früher etwas lax gehandhabte polizeiliche Anmeldung (innerhalb 24 h) mit der Bezahlung der Kurtaxe gekoppelt und auch kontrolliert. Hat man keine Quittung und keinen Anmeldebeleg ist man der Willkür der Kontrolleure ausgeliefert, das heißt einer "Spende".
Für Landurlauber ist das kein Problem, an Bord ist das oft nicht leicht machbar, gerade für Ankerlieger in Buchten wo kein Lizenznehmer die Gebühren und sein Geld im Auftrag der Kommune eintreibt. Allerdings beruhigend für uns: Die Anzahl der sicheren Buchten für die der Staat noch keine Lizenz und Konzession verkauft hat, wird immer weniger, die Anzahl der Ankertonnen mit oft sehr leichten Mooringsteinen nimmt zu.
Wichtig zu merken:
Es gibt keine Rechtssicherheit. Gesetze werden "vor Ort gemacht!"
Telefon und Computer in Kroatien, für alle die länger als ein paar Tage im Land sind
Wenn Sie ein modernes Handy wie z.B. das Nokia 7110 besitzen, können Sie in Kroatien bei vielseitiger Nutzung viel Geld sparen.
Sie kaufen in einem Telefonladen eine SIM – Karte der Fa. Vip, die kostet weniger als 100 DM und beinhaltet 100 Kuna Gesprächsguthaben. Mit überall erhältlichen 100 oder 200 Kn Karten können Sie Ihr Konto jederzeit auffüllen. Der Kontostand ist auf dem Display abfragbar. (Prepaid ohne Grundgebühr)
Sie erhalten sofort eine nationale Rufnummer und einen PIN-Code für Ihre SIM-Karte. jede 100 Kn Karte verlängert die Gültigkeit der SIM und damit der erhaltenen Rufnummer um 90 Tage, jede 200 Kn Karte verlängert um 180 Tage. Damit kann man auch in der nächsten Saison noch die gleiche Nummer nützen.
Das Telefon wird sofort freigeschaltet.
Sie können sofort mit einer frei wählbaren 4-stelligen Zahl gebührenfrei einen Ansagetext für ihre Mailbox aufsprechen und diesen "Anrufbeantworter" nützen.
Sie können sofort für geringe Gebühren SMS senden und empfangen, sowohl Handy zu Handy, als auch als e-mail auf Rechner.
Sie schalten für ihre "alte" dt. Nr. einen Ansagetext mit der neuen Telefonnummer 00385 91 xxx xx xx. Damit bezahlt Ihr Anrufer das Gespräch und Sie sparen die sehr hohen Roaming-Gebühren. Keine Anrufumleitung, das wäre ein teures Eigentor.
Sie lassen sich gleich einen Internetzugang für das Call by Call geben. z.Zt. 1,22 Kn/min. (= 31 Pfennige) Ihr änderbarer Username ist zunächst Ihre Nummer 38591xxxxxxx, Das password wird per SMS sofort gebührenfrei vergeben. Customerservice 0917777 gebührenfrei.
Sie verbinden Ihr Handy über die Infrarotschnittstelle oder per Kabel mit dem möglichst eingebauten Modem/Infrarotschnittstelle Ihres Notebooks/Laptops.
Ihr Handy können Sie sofort auf "englisch" einstellen und brauchen nicht kroatisch lernen.
Für nur ca. 3 DM/Tag können Sie e-mail senden/empfangen und z.B. Wetterkarten, Satellitenfotos etc. abrufen. Zum Surfen dürfte die Verbindung auf die Dauer etwas langsam und teuer sein.
Einzelheiten: http://www.vip.hr
Den VIP Laden in Pula, gleich am Yacht-Hafen kann ich nur empfehlen, die Beschäftigten sind ausgesprochen hilfsbereit und kundenfreundlich.
Überwintern in Kroatien
Kroatien ist als Überwinterungsland für Fahrtensegler besser als viele andere im Mittelmeer geeignet. Daß das Mittelmeer vor allem im Winter so seine Schrecken haben kann, war bereits in der Antike bekannt. Deshalb wurde die Seefahrt einige Monate per Gesetz eingestellt. Mit dem heutigen System der Wetterberichte und mit soliden seemännisch nautischen Kenntnissen ist natürlich Segeln ganzjährig möglich.
Wegen der Vielfalt der Inseln, Häfen und Buchten kann man mit absolut sicher planbaren kurzen Tagestörns oder gar nur Stundentörns die ganze Küste bereisen. Dies ist z.B. im Einflußbereich des Mistrals mit längeren Passagen nicht so. Die Statistik der frz. Seenotrettung spricht da eine deutliche Sprache.
Was bekommt nun der Überwinterer in Kroatien. Er findet zunächst das Land in einem ganz anderen Zustand vor. Das Leben verläuft langsamer und geruhsamer als während der "touristischen" Monate. Die vielen Baudenkmäler zwischen Dubrovnik, Split und Rijeka sind natürlich genauso vorhanden und da man Zeit hat, finden sich auch genügend Sonnentage um sie z.B. zu fotografieren. Man überwintert also nicht in einer sterilen Marina, sondern bereist das gesamte Küstenland und die Inseln und kann sich dafür viel Zeit nehmen. Da die Ausflugsboote fehlen, sind die schönen alten Stadtpiers meist fürs Gratis-Liegen frei. Anmeldung und Kurtaxe fallen meist auch weg, da die entsprechenden Büros geschlossen haben. Man wird wieder wie früher als Gast empfangen und nicht als Melk-Kuh.
Da die meisten Kroaten englisch oder deutsch sprechen, gibt es im Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung keine Probleme. Die Temperaturen sind, wenn nicht gerade die Bora in den Wanten heult, ausgesprochen angenehm.
Wo liegen nun die Einschränkungen?
Das Boot sollte weitgehend autark sein, das heißt ausreichender Stauraum, Heizung und Borddusche sollten vorhanden sein. Die Einkaufsmöglichkeiten in den kleinen Ortschaften auf den Inseln sind im Winter doch sehr eingeschränkt. Wenn man nicht in kommerzielle Marinas will, was Fahrtensegler meist aus Kostengründen vorziehen, sollte man sich den entsprechenden Komfort selbst an Bord schaffen können. Eine kleine Bordwaschmaschine ist auch von Vorteil, wir haben seit 12 Jahren eine aus der Türkei, für ganze 83 DM, die schon viele Zentner Wäsche sehr gut gewaschen hat.
Es gibt in Kroatien keine Waschsalons und nur wenige gewerbliche Wäschereien, oft kann man aber auf privater Basis etwas organisieren.
Und noch ein Wort zur Sicherheit: Ich verschließe nur bei längerer Abwesenheit das Boot. Überall dort wo es keine Drogenszene gibt, sind die Leute alle absolut ehrlich, also in allen kleinen Orten und auf allen Inseln. |
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