frixos Kapitän
Anmeldungsdatum: 26.02.2006 Beiträge: 723
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Verfasst am: 03.03.2006 10:38 Titel: DIE SPAGHETTI VON ASTYPALEA |
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Wind, 4 Beaufort aus Nordwest,
unser Kurs 100°, ruhige See und auch der Wetterbericht von Hellas Radio ist beruhigend. Wie lungern an Deck herum, schimpfen gehörig
auf den Auftraggeber dieser Überstellung, denn auf dem Kahn funktioniert rein gar nichts. So pumpten wir wieder einmal von Hand aus, die Bilge leer. Eines muss aber erwähnt werden: Die Segeleigenschaften der X 375 sind hervorragend, sie geht auch bei schwerem Wetter weich durch die Wellen und es ist die helle Freude bei raumen Wind durch die Ägäis zu jagen. Wir haben uns an die nicht funktionierenden Instrumente gewöhnt und nach geschätztem Ortmittag mache ich mich daran nach der amerikanischen Methode, (1 Messung vor und eine nach der Kulmination mit gleichem Winkel) die Sonne zu schießen. Freunde ich bin begeistert, mein Fix befindet sich tatsächlich in Griechenland. Da das Wetter ruhig zu bleiben scheint, gehe ich als verantwortungsvoller Skipper schlafen, es könnte ja sein, dass schweres Wetter kommt und eine Mütze Schlaf auf Vorrat gehört nun einmal zur guten Seemannschaft. Dieses Argument zieht immer, nur empfiehlt es sich von Zeit zu Zeit die Crew zu wechseln. 15-30/h das rasseln der Ankerkette reißt mich aus meinen Träumen. Was zum Teufel ist da los, ich stürze an Deck denn der nächste Landfall war erst in Rhodos eingeplant. Gerhard sieht mich treuherzig an und meint: „Der Wind ist eingeschlafen, du hast geschnarcht wie ein Walross, Dieseln wollte ich auch nicht so bin ich Astypalea angelaufen, schau ist es nicht herrlich hier?“ Ein Blick rundum, tatsächlich eine Traumbucht und keine Menschenseele, Smaragdgrünes Wasser und keine drei Kabellängen entfernt ein paradiesischer Sandstrand. Da gab es kein halten mehr und die Crew der Susi-Kat tummelte sich im gar nicht so kaltem Wasser. Gerhard und Dieter machten sich auf um eventuell ein Paar Oktopodi zu fangen, denn gegen eine Bereicherung unseres Proviants, der sich schon dem Ende zuneigte war nichts einzuwenden. Ergebnis: Ein aufgeschlagenes Knie, blaue Lippen denn nach einiger Zeit wurde das Wasser doch etwas kühl, und einen Mordshunger aber keine Oktopodi. Kurz und gut, ich durchstöberte unseren Frigo, der übrigens auch nicht funktionierte, nach irgendwelchen Resten und wirklich entdeckte ich noch eine Dose Sugo aus Inzersdorf an der Nudel. Zu dieser, in Dosen abgefüllter Zumutung sei folgendes zu bemerken: Der Erfinder dieses Gerichts müsste eigentlich zu lebenslanger Galeere verurteilt und dreimal täglich mit seinem eigenen Zeug gefüttert werden. Allerdings verzichte ich lieber auf Logge, Echolot, Kompass und all das überflüssige Zeug, als dass ich ohne Zwiebel, Knoblauch und einem Stück Speck auslaufen würde. Na ja der sah auch nicht gerade einladend aus, aber nachdem ich eine Schichte Schimmelpilz abgekratzt hatte und meine Nase beim schneiden nach Luv hielt brutzelte er bald zusammen mit den anderen Naturprodukten in der Pfanne. So, nun noch den Sugo, einen Moment überlegte ich ihn doch lieber über Bord gehen zu lassen, doch dann siegte mein Umweltbewusstsein und zusammen mit einem halben Liter, Pardon halben Kilo Retsina ergoss sich die etwas kurios aussehende Paste in den Topf. „Ein halbes Kilo Retsina?“ Ja Freunde in Griechenland bestellt man dieses köstliche Getränk per Kilo. Ihr könnt es auch per Tonne bestellen, wenn die Crew groß genug ist. Aber zurück in unsere Traumbucht von Astypalea. Origano, Rosmarin, Salz und Pfeffer dürfen auf einem Seetüchtigen Schiff sowieso nie ausgehen. Spaghetti und mein Reisepass in dieser Reihenfolge gehe ich beim Verstauen vor, meinen Pass suche ich öfters, Spaghetti habe ich immer zur Hand, Seeleute, es wurden die besten Spaghetti meines Lebens, zumal ich hinter dem Navigationstisch noch ein Stück Feta entdeckte der nach gründlicher Reinigung darüber gerieben wurde.
Spaghetti sind sowieso das beste Mittel gegen Seekrankheit, sie schmecken rein und raus immer gleich.
Von Astypalea aus ging es über Nacht nach Rhodos / Mandraki. Es wurde eine herrliche Nacht, mit Max. 3 Bft. und ruhiger See, bis der Wind komplett einschlief und das Meer wie ein Zauberspiegel vor uns lag. Vor uns begann der Horizont zu glühen, wir gaben uns ganz der Lichtorgie hin, die ein Sonnenaufgang auf See zu bieten hat. Es beruhigte uns sehr, waren wir doch tatsächlich auf Kurs Oooost nicht Ost, ich habe das einmal in einem Film mit Hans Albers gehört und finde dieses Oooost ungeheuer seemännisch, man könnte auch East sagen, aber meiner Meinung nach wird die Sache dann noch komplizierter als sie sowieso schon ist. Wind stellte sich auch wieder ein, sogar aus der richtigen Ecke und so zog unsere brave Susi-Kat Rhodos zu. Die Insel stieg aus dem Meer, so ein Blödsinn, ich habe schon alles Mögliche aus dem Meer steigen sehen aber keine Insel. |
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