frixos Kapitän
Anmeldungsdatum: 26.02.2006 Beiträge: 723
|
Verfasst am: 08.03.2006 22:15 Titel: BRUNO |
|
|
Gegen den Wind nur mit unseren 120 PS. Perkins zogen wir Rhodos zu. Um 03-00-00 fanden wir Platz, im normal total überfüllten Hafen von Mandraki, ein Wunder. Nicht weit vom Hafen sah ich einen Hellerleuchteten Kiosk der mir Appetit auf eine Burenwurst oder etwas ähnliches machte. Eine herbe Enttäuschung, der Kiosk entpuppte sich als Taxistandplatz und ich haute mich hungrig und frustriert in meine Koje. Am Morgen weckte mich der griechische Verkehrslärm, Mandraki liegt direkt an der Hauptstraße, aber gegenüber der Straße lachten mich die Tavernen und Konditoreien an und ich gönnte mir, vergammelt wie ich war, ein ausgiebiges Frühstück mit allem drum und dran. Auf der Columbus, die ich im Blickfeld hatte, kroch die Crew aus den Kojen und unser ewig seekranker Bruno erschien. Zuerst glaubte ich in einem Hollywoodfilm zu sein, blendend weiß gekleidet weiße Kapitänsmütze mit goldenem Emblem das einem Admiral zur Ehre gereicht hätte, den Seemannsbart korrekt zurechtgestutzt und duftend wie der dritte Stock vom Puff in Casablanca, mir blieb der letzte Bissen im Hals stecken, er sah toll aus und ich fühlte das Bedürfnis zu salutieren. Sein Frühstück konnte sich sehen lassen, für sein Ham and Eggs mussten die Hühner eine Sonderschicht einlegen und als Nachtisch verdrücke er eine Torte die ein Kinderdorf versorgt hätte. Trotzdem Bruno, solltest du diese Zeilen einmal lesen, du bist ein super Kamerad, ein Freund und ein feiner Kumpel.
Rhodos, es war Liebe auf den ersten Blick, der Markt von Mandraki, die Altstadt mit seinen Tavernen, die Ritterstraße und die große Vergangenheit hat mich sofort gefesselt. Ich weis nicht mehr wie oft ich in den folgenden Jahren Rhodos angelaufen habe aber trotz des Massentourismus hat diese Insel den Zauber für mich nie verloren.
Tags darauf wurde mir klar wieso wir so schnell eine Parklücke gefunden hatten, es war kein Wunder sondern eine Ankerfalle die den Tauchern von Mandraki einen guten Nebenverdienst verschaffte, nur mit meiner Sturheit hatten die wohl nicht gerechnet. Volle Kraft voraus, volle Kraft zurück, das Miststück regte sich um keinen Zentimeter, zu allem Übel drohte die, halbseiden, ohne Widerlager auf Deck befestigte Ankerwinsch auszubrechen. Da hatte ich die Schnauze voll, „Manfred die Säge“ und in 10 Minuten war die 12mm Kette gekappt. Charly Kropyl, seines Zeichens Goldschmied, hat mir das zurückgebliebene halbe Kettenglied vergoldet und Rhodos eingraviert, es hat heute noch einen Ehrenplatz auf meinem Schreibtisch.
Die Zeit wurde knapp und zu unserm Endhafen noch 45 Seemeilen, vielleicht um uns den Abschied schwer zu machen schickten uns die Götter herrlichstes Segelwetter.
An der geographischen Grenze zu Kleinasien noch ein Evkaristo Para poli sto Hellas Radio, ein Dankeschön an den griechischen Seefunk für die Betreuung unterwegs, die hervorragend funktioniert hatte. Der Fethye Körfezi (Golf von Fethye) tauchte auf und wir hatten Mühe all dem Dreck der herumtrieb auszuweichen, Kartons, Damenbinden, Plastikflaschen, Öl und alles Mögliche trieb herum. Zu Ehren der Türkei aber sei erwähnt, dass zwei Jahre später die Regierung alles in den Griff bekam und hohe Strafen für die Umweltverschmutzer verhängte, nur für die Columbus wurde dass damals beinahe zum Verhängnis.
Plötzlich Qualm aus dem Motorraum, eine Plastiktüte dürfte den Ansaugstutzen für die Kühlwasserversorgung verlegt haben. Manfred konnte das Schlimmste noch verhindern, ich musste allerdings um die Maschine abkühlen zu lassen ohne Motor die Han Marina in Fethye anlaufen. Eine Reise über 1.350 Seemeilen in drei Wochen war vollbracht.
Schnee, Kälte, Nässe und Stürme hatten uns zusammengeschweißt, wir waren Freunde geworden, die sich heute noch gerne an den harten aber auch schönen Törn erinnern. |
|