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Polnische Küste - Ziel nicht geschafft ..



 
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bauruine
Matrose


Anmeldungsdatum: 16.12.2011
Beiträge: 29

BeitragVerfasst am: 26.08.2017 12:44    Titel: Polnische Küste - Ziel nicht geschafft .. Antworten mit Zitat

Es sollte mal weg von der Dänischen Südsee und Co. gehen und dennoch keine zu lange Anreise. 14 Tage Zeit für die Meisten an Bord.
Vorweg: Bezüglich Wetter und Befahrverbotszeiten der polnischen Sperrgebiet hatten wir uns im Wesentlichen auf Internet an Bord und die VHF Sendungen verlassen. Beides war technisch bestens und der englische Teil der Sendungen auf den Kanälen 24, 25 und 26 nach etwas Übung sehr gut auf zu nehmen. Inhaltlich fand ich die Wetterberichte, sage ich mal vorsichtig, gewöhnungsbedürftig, was möglicherweise auch daran liegt, dass die beiden Gebiete südliche Ostsee und südöstliche Ostsee von der polnischen Küstennähe im Süden bis zur Südspitze Gotlands im Norden reichen. So war etwa bei im Nachhinein für uns mäßigem Wind der Wortlaut „south eastern baltic: east to northeast 2 to 3 but 4 to 5 with gusts of 6 but 7 localy 8“ - die Gute Nachricht, es hat meistens irgend Etwas davon gestimmt. Wink

Also los:
Als Ausgangshafen ist Swinemünde angesagt, weil dort der Vercharterer Mola einige Yachten anbietet und die Anfahrt nicht zu weit ist. Leider bleibt als größte Yacht für uns 6 Segler nur eine Bavaria 38 Cruiser über. Die 9 Jahre, die sie auf dem Buckel hatte, merkt man ihr nur bei einigen Dingen an.

Samstag: Yachtübernahme soll 16 Uhr sein, ist dann aber kurz zuvor vom „Stützpunktleiter“ auf 20 Uhr verschoben, aus privaten Gründen – der Yachtschlüssel sei beim Hafenmeister und wir könnten schon mal auf´s Schiff.
Wir kommen mit zwei Pkw zeitgleich ca. 15:40 an, unsere sechster Mann an Bord ist mit der Bahn schon früher angekommen und hat schon die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort gecheckt. Unser Plan war: Yachtschlüssel holen, Taschen aus Pkw in die Yacht laden und einkaufen. Der Plan ging nicht auf, weil im Hafenbüro keiner etwas vom Schlüssel weiss und erst nach mehreren telefonischen Versuchen die neue Info vom „Stützpunktleiter“ kommt, wir könnten nicht so bald auf die Yacht, es wäre noch eine Reparatur fällig. Es würde später.
Plan B war jetzt, einen Pkw mit dem Gepäck aus dem Anderen vollstopfen und mit kleiner Mannschaft einkaufen fahren. So getan.
Später, gegen 20:30, nach dem gemeinsamen Abendessen im Hafenrestaurant endlich der Anruf, wir könnten jetzt auf's Boot.
Skip und Co. machen Übernahme und Check – im Halbdunkel; die Restcrew schleppt das Gepäck und Lebensmittel bei Schwüle und im Nieselregen unter unablässiger Abwehr der Stechmückenarmada vor die Bavaria. Pkws werden auf den „bewachten“ Parkplatz verholt. Uns unverständlich bleibt, dass wir nur wegen der noch ausgetauschten hinteren Stb. Winsch nicht früher auf das Schiff durften.
Unser Check ergiebt: Autopilot defekt, nur 3 Fender, diverse Macken an Rumpf, Anker und Relingstützen, eine Thermoskanne nur mit Splitterglas drin. Auffällig ist zudem, dass der einfache Rettungsring ohne Halterung in der Backskiste neben dem Schwimmkragen mit Schwimmleine in seiner verschlissenen Tasche mit abgerissenen Haltelaschen liegt und dass die Motorbilge auffällig geputzt ist. Auf Frage nach Ölverbrauch bzw. Reserveöl bei einer 9 Jahre alten Maschine, kommt die Antwort, „die schnurrt nur so, verbraucht nichts..“ - ok, Ölstand ist knapp unter Max. Wasserschlauch gibt es nicht, Zitat: „nicht erlaubt“.
Rest scheint ok. Mehr dazu weiter unten ….

Ok, Fender wird noch gebracht ca. 22 Uhr. Gepäck einladen, Lebensmittel und Klamotten stauen, Kojen machen, und nach 23:30 Uhr einen Absacker. Die Mückenplage hat sich glücklicherweise gelegt.

Sonntag: Es soll in Ruhe los gehen, denn nur wenige der Crew waren schon einmal zusammen auf einem Boot, auch wenn die Hauptrollen schon im Vorfeld geklärt waren; ausgiebiges Frühstück, Navigation, Papier und Elektronik, klarmachen. Kurz vor 11 Leinen los mit dem nicht zu weiten (20sm) Ziel Dievenow (Dziwnow) um Schiff und Mannschaft vertraut zu machen.
Der Verkehr mit dicken Pötten hält sich in Grenzen. 11:15 werden die Segel getestet. Wir können mit Anfangs gut 5 kn bei abnehmendem Wind nur gut eine Stunde segeln, weil ab da keine 3 kn mehr zu halten sin. Der Motor sollte ja auch mal etwas zu tun haben. 15 Uhr die Molenköpfe der Einfahrt Dievenow passiert und dann in den Fischereihafen längsseits an die NE-Mole wie im Revierführer genannt.

Der zuständige Hafenmeister sitzt im neuen Yachthafen, der proppevoll ist (ca. 250m entfern), und macht einem für 5 PLN die Duschräume mit je 2 Duschen je Geschlecht auf. Toiletten sind auch nur im Yachthafen. Strom und Wasser gibt es auch im Fischereihafen. Einkaufsmöglichkeiten und diverses Anderes gut 500m im Ortskern nahe der Brücke.
Bei der ungeschützten Einfahrt in die Dzwina kann man sich gut vorstellen, wie weit bei NW-Wind die Wellen hier einlaufen und sogar die Einfahrt unmöglich machen.

Montag: Nach der gestrigen nicht gerade üppigen Distanz sollen es heute ca. 65 sm mit Ziel Darlowo (Rügenwalde) werden – wenn doch Wind wäre.
8:00 Auslaufen. Ein Versuch den Autopiloten zur Zusammenarbeit zu überreden scheitert. Ohne Geschwindigkeitsmessung meinte er, könne er keinen Kurs halten. Also 11 Stunden, anfangs mit knapp 6kn, später gut 6,5kn Fahrt über Grund vorbei an Kolberg.
Heute erst gesehen, dass die "neue" Winsch nicht richtig montiert war. Der Kunsstoffsteg vom Abweiser der Konusklemme, oder wie das Ding heisst, ist nicht an der Sollposition in seiner Nut sondern kann lustig die anderen ca. 340° oder so drehen ... Schnell klariert. Genügend Zeit die mit eigenen Mitteln erstellten ersten Provisorien für Rettungsring und Schwimmkragen zu verbessern, den Relingsdraht nachzuspannen und zu kontern. Das unverhältnismäßige Spiel in der Steuerkette vom Ruder auf ein erträgliches Mass zu reduzieren ist natürlich dank Marlspike und kleinem Gabelschlüssel am Taschenwerkzeug schnell gemacht.
Warum die Vorcrew die Reffleine der Genua nicht über die vorgesehene Klemme, sondern die Festmacherklampe fixiert hatte können wir auch klären: wegen zu stumpfem Winkel zur Durchführung an der nächsten Relingsstütze hat die Reffleineleine den "Deckel" der Klemme abgehebelt, so dass sie nicht zuverlässig halten kann, insbesondere, wenn grosser Zug drauf kommt.
Feines Timing, um die Öffnungszeit 19:00 der stündlich aufgezogenen Brücke gut abzupassen, ist dann ein nettes Highlight.


Kurz hinter der Brücke in die recht moderne Marina an Schwimmschwengeln. Die Schwengel sind niedrig und die alten Herren der Crew haben so ihre Probleme beim an und von Bord Gehen, weil wir dummerweise nicht rückwärts angelegt haben. Über die Badeplattform wäre es leichter gewesen. Es braucht wohl nicht erwähnt werden, dass die originalen Teile (Lifer?) zum Absenken der Plattform durch zwei Dyneema Strops ersetzt sind.
Die Duschen (je 3) und Toiletten sind leider nur zwischen 06 und 23 Uhr geöffnet, aber in top Zustand, wie auch alles andere der Anlage.
Ca. ½ km bis zum Zentrum allen Geschehens um die Schiebebrücke.

Dienstag: Der polnische Seewetterbericht für beide Seegebiete etwa gleich anfangs schwach Windig, später wie eingangs genannt. Das gut 20 sm entfernte Ziel Ustka ist beinahe greifbar nahe, Leba mit über 55 sm bei Wind gegenan nicht machbar, zumal uns alle Häfen unbekannt und bei starkem Seegang aus nördlicher Richtung viele gar nicht anlaufbar sind.
Leinen los um 6:45, um die Brückenöffnung um 7 Uhr nicht zu verpassen.
Draussen weht nur eine schwache Brise aus ENE zu spüren an Segeln in Richtung Tagesziel ist nicht zu denken, denn die See ist unruhiger als es der Wind erwarten lässt. Klar, so setzt denn auch zunehmend Wind von NE ein und die Maschine muss herhalten, anfangs mit 2000U/min, später infolge des Seegangs mit 2.200U/min damit sich das Schiff nicht feststampft. Es reicht für um im Mittel 3 kn FüG zu machen. Das zunächst noch gerefft gesetzte Groß muss später, weil genau gegenan der Kurs sonst gut läuft, weggenommen werden. Das mögen nach und nach die Mägen einiger Mitsegler nicht. Die gelegentlichen kleinen Regenschauern tragen möglicherweise auch einen Teil dazu bei.
18 sm sind zurückgelegt und es ist noch nicht ganz 13 Uhr, als der Rudergänger trocken sagt: „jetzt ist ...“

So, jetzt erst mal Pause.



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Zuletzt bearbeitet von bauruine am 15.09.2017 10:18, insgesamt 4-mal bearbeitet
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Willi
Landratte


Anmeldungsdatum: 06.05.2006
Beiträge: 4
Wohnort: Wien

BeitragVerfasst am: 26.08.2017 17:34    Titel: Antworten mit Zitat

Mach kein Geheimnis du bist ja noch nicht einmal bei der Ersten Panne !!! Embarassed
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Liebe Grüße
Willi
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bauruine
Matrose


Anmeldungsdatum: 16.12.2011
Beiträge: 29

BeitragVerfasst am: 26.08.2017 19:00    Titel: Polnische Küste ... Ziel nicht geschafft Teil2 Antworten mit Zitat

Teil 2:

… „jetzt ist die Maschine ausgefallen“.
Etwas betretenes Schweigen

Sowie der Ruderdruck weg ist, fällt das Schiff auf etwas raumer als „halbwind Kurs“ ab und tanzt in der See aus Freude darüber, dass endlich kein Motorgeräusch das Pfeifen des Windes in der Takelage stört und natürlich zur Freude der drei Seekranken.

Zunächst muss die Manövrierfähigkeit wieder hergestellt werden. Also die Genua vorsichtig ein Stück ausgerollt. Vorsichtig, weil, siehe Reff-Leinen-Klemme obiger erster Beitrag.
Wir machen wieder gut Fahrt – um die 4 oder gar 4,5kn, und natürlich auch wieder etwas ruhiger. Allerdings Kurs über Grund 340 Grad, mehr ist nicht drin. Unser Ziel liegt im Augenblick auf gut 90 Grad – zunehmend. Denn erst ist mal etwas weg vom Land und nach der Maschine schauen angesagt.
Erneuter Startversuch gelingt – für ca. 2 Sekunden läuft das gute Stück, dann stirbt es erneut ab. Tankuhr zeigt wie immer voll, aber auch wenn sie defekt wäre, so viel sind wir bei einem Tank von 150 Litern nicht motort. Es dürften höchsten 35 Liter fehlen.
In der Schraube ist nichts, die spürt man ausgekuppelt deutlich röhren. Treibstoffhahn ist natürlich offen, da war ja auch niemand dran in der Kabine.
Also mal ein Blick in den Motorraum. Mach Spaß den eleganten Duft warmen Motoröls um die Nase zu haben, während man in der „Achterbahn“ im Ölzeug mit Automatiweste und Lifebelt kniend unter der Niedergangstreppe mit der Taschenlampe die Situation begutachtet.
Ein Schiffsdiese der läuft braucht Luft zum Atmen, Wasser zur Kühlung und Treibstoff in der Leitung zum verbrennen. Aber niemals Wasser oder Luft in der Spritleitung. Die Kühlung war es natürlich nicht die Luft zum Atmen ist auch genügnd da.
Ah, da sitzt der Dieselvorfilter, an der Steuerbordseite dicht achtern neben der seitlichen Motorraumklappe. Hat er evtl. durch die Schaukelei Wasser oder anderes für die Maschine unverdauliches im Tank aufgewühlt mit abbekommen. Dieselpest klingt auch noch kurz in den Kopf.

Ok, Niedergangstreppe zu, als Übersprungshandlung die Maschine nochmal starten lassen – Erfolg wie oben Sad.
Das ganze Geschirr und Öl-Zeug vom Oberkörper runter und in die Steuerbordkabine turnen. Tür zu, denn nur so kann man die Klappe herausnehmen und nur so kann man von hier zum Motorraum gelangen. So wirkt doch der Öl- und Dieselduft besser raumfüllend.
Ziel: hat der Dieselvorfilter eine Ablassschraube, um evtl. Wasser oder Dreck abzulassen?
Problem: um vernünftig links um die Ecke zu schauen müsste man die Tür aushängen (geht nicht) oder in die Koje kriechen und mit dem Kopf runter hängend links versuchen in den Motorraum zu schauen – bei noch gut warmer Maschine und nach wie vor netter Schaukelei.
Nee! Plan B erscheint einfacher zu realisieren: mit den Fingern fühlen.
Ok, da ist ein Sechskant unten, gefühlt geschätzet 13ner Kopf. Taschengabelschlüssel ist nicht passend. Kurz nachgedacht.
Aber bei der Schaukelei auf dem Charterboot, wenn was runter fällt, was steht im Kleingedrucktem, usw. usw. Die halbe Crew kämpft mit sich …
Nee ...

Inzwischen sind wir knapp 2 sm gesegelt, Zeit wieder auf den anderen Bug zu gehen. Erfreulich einfach geht die Wende nur unter dem kleinen Vorsegeldreieck vollkommen Problemlos, man darf nur nicht die falsche Welle erwischen. Auf dem anderen Bug sind wir langsamer und tanzen mehr. Die Wellen laufen anders. Hier können wir KüG von knapp gut 125 Grad, halten, also fast senkrecht auf die Küstenlinie zu. Wir fahren 2sm diesen Kurs und haben dann nach der Karte in einer knappen Stunde gut eine halbe Seemeile Luv gemacht. Die Seekranken sehen zunehmend unglücklicher aus - obwohl doch für viele Grün als die Farbe des Glücks bezeicnet wird.
Nach 2 sm Wende, gleicher Kurs und Fahrt wie beim ersten Mal. Hochrechnung ergibt nur unter kleinem Vorsegel ca. weitere 3 Stunden bis vor die Molenköpfe.
Die nicht seekranke Restcrew besteht aus dem Seniorenanteil der Crew. Die Seekranken sind zwar eingepiekt wie alle im Cockpit, aber benötigen psychischen wie physischen Zuspruch, insbesondere rund um die Erleichterungsvorgänge.
Mit ordentlich gerefftem Groß könnten wir mehr Höhe laufen und die Leidenszeit verkürzen. Aber um das Groß fertig zu machen, muss jemand zum Mast und das Großfall verklaren, der Rest geht beim Ein-Leinen-Reffsystem vom Cockpit aus. Dann darf nichts dazwischen kommen, denn der Rudergänger ist notwendig und die Kranken sollten beaufsichtigt bleiben. Auf der anderen Seite kennen wir den Hafen nur aus dem Handbuch. Ob es Möglichkeiten zum Festmachen vor der Schwenkbrücke gibt, die nur alle Stunde aufmacht, ist nicht ersichtlich. Ob die Genua beim Einholen im Vorhafen ohne die Klemme zum Übermut neigt und zeigen will, wie groß sie eigentlich ist, weiss niemand. Zumindest muss man deutlich bedachter vorgehen als gewohnt. Ob es ausreichend Platz und guten Grund für den Anker im Notfall im Vorhafen gibt, ist auch nicht klar. Schwell herrscht sowieso vor Ort, dass scheint in Polen üblich.

Im Ergebnis ist der Entschluss gefasst (Schlepp-) Hilfe per Funk zu erbeten.

Nach einigem Hin und Her der gerufenen Stellen – die Schiffsgeräusche auf der einen Seite, polnisches Englisch auf der anderen Seite – ist die Situation geklärt und der Kontakt zu einem polnischen SAR Schiff, das vor Ort liegt, hergestellt. Hiermit ist die Verständigung gut, Situation und Position wird erneut gecheckt. Die sind bald da.
Wir haben zwischenzeitlich wieder gut eine halbe Seemeile Luv gemacht und den Kranken scheint es angesichts der sichtbar werdenden Helfer ein wenig besser zu gehen. Jetzt haben wir auch den Entschluss gefasst, das doppelt gereffte Groß zu setzen, denn zwei vom SAR mitgebrachte Schlauchboote mit Profi-Besatzungen umkreisen uns. Für den Ernstfall wäre somit Hilfe egal für an Bord, oder jemanden im Wasser verfügbar. Nur die Funkverständigung mit denen ist wegen der Windgeräusche kaum möglich.
Das Groß steht gut und wir können fast 20 Grad höher und fast (!) die Hafeneinfahrt anliegen.



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Suchbild: wo war der Maschinenausfall?
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Zuletzt bearbeitet von bauruine am 31.08.2017 12:48, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Willi
Landratte


Anmeldungsdatum: 06.05.2006
Beiträge: 4
Wohnort: Wien

BeitragVerfasst am: 26.08.2017 21:22    Titel: Antworten mit Zitat

Lässt du dich jetzt alles aus der Nase ziehen???
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bauruine
Matrose


Anmeldungsdatum: 16.12.2011
Beiträge: 29

BeitragVerfasst am: 27.08.2017 08:38    Titel: Polnische Küste - Ziel nicht geschafft ..Teil3 Antworten mit Zitat

Teil 3:
fast! ...

Ohne Höhenreserve die Wellenbrechersteine und die Molenkopfmauer beinahe in greifbarer Nähe ist noch eine Wende notwendig, sonst wäre es zu riskant von einer Welle, wegen verändertem Wind, Querstrom, der dort oft schiebt oder einem Steuerfehler kurz vor dem Ziel zu havarieren.
Ein Holeschlag von knapp zwei Kabellängen, neue Wende und nach Fahrtaufnahme auf dem richtigen Bug mit Beinaheaufschiesser das kleine Groß runter ist der Plan. Anschließend dann beim Verkleinern der Restgenua in den Vorhafen.
Klappt nicht ganz, aus dem Beinaheaufschiesser wird eine weitere Wende. Groß ist runter und wird gesichert, Fahrtaufnahme wieder durch den Wind und zwischen die Hafenmolenköpfe.
Klingt einfach, ist es im Nachhinein auch, aber mit einem unter Deck an der Funke, einem am Ruder, einem aktiv Handelnden und drei Handlungsunfähigen sieht das etwas anders aus. Alleine das Umpieken dauert ja ein wenig. Und wir kennen das Schiff ja auch noch nicht richtig bei Wind und Welle ….
Ok, dieser Teil geht schnell weiter: Leinen zu den beiden SAR RIBs über, eine Achtern, eine am Bug, durch die für uns geöffnete Schwenkbrücke und gleich dahinter noch vor der Einfahrt in den Fischereihafen längsseits an die mit dicken LKW Reifen geschützte Mole.

Schwell! Lange (!) Leinen, um das Einrucken einigermaßen in Grenzen zu halten, alles an Fendern raus. Fender und Leinen ausgiebig beobachtet und mehrfach korrigiert. Es beruhigt auch wenig, dass auch die Fischerboote und die 5 anderen Yachten, die in 2 Päckchen liegen auch unruhig liegen, wenngleich längst nicht wie wir. Im Hafenhandbuch steht ja auch, dass man egal wo durchaus mit Schäden rechnen muss - vermutlich aber bei Wind aus mehr nördlicher Richtung.

Die gute Nachricht: die zweite Crewhälfte hat schon wieder Farbe in den Gesichtern.

Es gibt verschiedene Angebote aus dem Hafen sich unseres Problems mit der Maschine anzunehmen, aber nach mehreren Telefonaten mit dem Vercharterer ist es uns untersagt, diese Hilfen anzunehmen. Vielmehr würde am nächsten Tag so gegen Mittag ein Technikerteam nach Utska kommen.

Noch vor dem Dunkelwerden sehen wir, dass ein Kardeel der über die Lippklüse geführten langen Achterspring dort durchgescheuert ist. Das soll doch gerade eine Lippklüse verhindern!
Schwachstelle wird umgangen und Leine anders verlegt. Gar nicht so einfach bei dem Schwell. Auch das an und von Bord gehen setzt voraus, dass man die Bewegungen des Rumpfes gut beobachtet, um den richtigen Moment abzupassen. Zwischen Pier und Rumpf zu fallen wäre eine Katastrophe.

Es wird eine unruhige Nacht, Dauerregen, mal mehr mal weniger. Wind nimmt ab, Schwell bleibt.

02:30 die Bewegungen, das Einrucken - irgendwie anders. Ein Blick aus dem Schiebeluk im faden Schein der Hafenbeleuchtung durch den Regen zeigt: Ein Fender weg. Kopf weiter raus: Ooh, da hangelt er sich noch die Mole entlang.
Rein in die Hose, Schuhe an, Öljacke über und Taschenlampe gegriffen ist eins. Dann mit dem Bootshaken in der Hand den richtigen Augenblick zum Übersteigen an Land finden. Der Fender befindet sich schon auf dem Weg in das alte Hafenbecken, ein Zweiter scheint auch weg.
Ein nächtlicher Spaziergang um die Hafenbecken mit dauerndem suchenden Blick durch den Nieselregen zwischen die Fischerboote in das Schmuddelwasser, in dem alles Mögliche zu finden ist, nur nicht einer unserer Fender, dauert eine gute halbe Stunde.
Auf dem Rückweg bleibt trotzt Frustration die Energie den Blick gespannt dahin zu lenken, wo sich so ein Fender verstecken könnte. Tatsächlich einer ist zu finden. Vorbeigemogelt an den Angelbooten hat er versucht sich unter dem Schwimmsteg des westlichen Teils des alten Hafens zu verkriechen.
Zurück auf unserem Schaukeldampfer alle Fender und Leinen kontrolliert und versucht die unterbrochene Nachtruhe fort zu setzen.



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Utska mit neuem Hafenbecken. In den meisten Karten, Hafenhandbüchern, Googlemaps und Sattellitenbildern ist er noch nicht drin. Die Brücke schenkt mit Drehpunkt auf der Westseite seewärts.
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Zuletzt bearbeitet von bauruine am 31.08.2017 12:54, insgesamt einmal bearbeitet
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bauruine
Matrose


Anmeldungsdatum: 16.12.2011
Beiträge: 29

BeitragVerfasst am: 30.08.2017 15:26    Titel: Polnische Küste - Ziel nicht geschafft .. Teil 4 Antworten mit Zitat

Teil 4:

Mittwoch: Es bleibt beim Wechsel von Regen und Niesel, Wind zurückhaltend.
Alle wieder munter, das Frühstück schmeckt, wenngleich das Boot immer noch, allerdings deutlich weniger als die vergangenen 15 Stunden an den Leinen zerrt. Die Kaffeebecher rutschen immerhin auch nicht vom Salontisch, dass an und von Bord Gehen ist einfacher.

Gegen Mittag würden die Techniker kommen, hiess es. Die weiterhin von polnischer Seite angebotene Hilfe müssen wird leider ablehnen.

Abwarten.
Die beiden den Fischern und Seglern zur Verfügungs stehenden Duschen im Container sind zwar gut frequentiert, aber alle von uns finden ein Zeitfenster, um sich auch äußerlich wieder fit zu machen.

Ein uniformierter Mensch von der Hafenbehörde kommt an unseren unruhigen Liegeplatz und verlangt Unterlagen zu Schiff und Besatzung. Crewliste reicht nicht, alle Personalausweise werden aufgenommen. Wofür? Unklar. Wenn sie nun mal informiert wurden müssen sie diese Papierarbeit machen ….
War wenigsten ein Abwechslung beim Warten im Nieselregen.

Abwarten.
Skip und Co besuchen die Helfer vom SAR. Werden mit offenen Armen empfangen und zum Kaffee eingeladen. Herzliche Atmosphäre und nette Gespräche. Polnische Seekarten und Hafenhandbücher werden gezeigt. Tips gegeben. Die beiden von uns müssen sich dennoch verabschieden, denn es ist Mittagszeit, und die Techniker werden erwartet.

Abwarten.
Gegen Mittag, so denken wir sei vielleicht 12 bis 2 Uhr. Nach 2:30 rufen wir beim Vercharterer an, was denn nun Sache sei. Die Herren seien zeitig losgefahren. Stecken wohl im Stau.

Abwarten.
Zwei weitere Mitsegler wollen mit leckerem Kuchen bewaffnet den netten SAR Leuten eine kleine Freude bereiten. Es ist nicht zu verhindern, dass sie mit an der Kaffeetafel teilhaben - anschließende Schiffsbesichtigung inklusive. Im Regen zurück zu unserem Boot.

Abwarten.
Kurz vor 18 Uhr! Ein PKW mit deutschem Kennzeichen hält direkt neben unserer Yacht. Hurra, die Techniker sind da.

Erneute Erklärung unsererseits was genau, wann und wie passiert ist. Diesel Vor- und Hauptfilter werden gewechselt. Vorfilter zeigt nur kleine schwarze Flocken. Aus der Dieselleitung ist per Unterdruck kein Treibstoff absaugbar. Absperrhahn ausgebaut.
Etwa dort war ein schwarzes Etwas (vgl. Bild), das die Treibstoffleitung vollkommen verstopfte.
Aus dem Tank werden noch viele Liter abgesaugt. Keine weiteren bösen Überraschungen mehr.
Den Defekt am Autopiloten kann der Elektroniker der beiden Techniker nicht beheben. Es seien inkompatible Geräte verbaut (alte und neue Raymarine Teile).
Gegen vor 19:30 Uhr verlassen uns die beiden, haben aber noch gut mit geholfen die Dieselsauerei in Kabine, Salon und Plicht zu beseitigen.
Die Techniker wollen nach Hause, wollen weder etwas zu Essen noch zu Trinken annehmen.

Die Maschine läuft wieder! Wir verholen uns in den Fischereihafen. Nur ein Platz – genehmigt vom Hafenmeister – längsseits eines Fischkutters der nicht zu hohes Freibord hat, kommt in Frage. Es ist deutlich ruhiger als zuvor, aber auch hier ruckt die Yacht noch immer wieder in die Leinen, liegt aber sonst gut.

Die gesamte Mannschaft kann endlich die Yacht verlassen und gönnt sich ein köstliches Abendessen im Restaurant „Syrenka“. Es ist unser kulinarisches High-Light des Törns. Auch der „nicht Fischesser“ der Besatzung kommt zufrieden auf sein Kosten, der der wann immer möglich eine Fischsuppe als Vorspeise bestellt, meint auch noch nach dem ganzen Törn, es sei die Beste überhaupt.
Warme geräucherte Sprotten als Gruss des Hauses und immer freundliches und aufmerksame Bedienung runden die ausnahmslos gute Küche ab. Umgerechnet 10 Euro pro Person war die Rechnung inkl. der ein bis zwei großen Biere, die die Segler je nach Durst benötigen. Da gibt man gerne ein gutes Trinkgeld.

Einziger Wehrmutstropfen im Nachgang: wir liegen neben dem einzigen Fischkutter, der noch vor 5 Uhr morgens raus muss wie sich in der Morgendämmerung zeigt ….



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Das corpus delicti
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wurm.jpg




Zuletzt bearbeitet von bauruine am 15.09.2017 10:12, insgesamt einmal bearbeitet
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bauruine
Matrose


Anmeldungsdatum: 16.12.2011
Beiträge: 29

BeitragVerfasst am: 31.08.2017 15:38    Titel: Polnische Küste - Ziel nicht geschafft Teil 5 Antworten mit Zitat

Teil 5:

Donnerstag: Wetterprognose: endlich Wind – es hätte ruhig ein klein wenig mehr sein können, aber wir sind ja bescheiden geworden – heute für raumen Kurs für das ca. 35 sm entfernte Tagesziel Leba.
Leinen los kurz nach halb 10, Groß und Genua ziehen uns sieben Stunden lang im Schnitt mit 5 kn dem Ziel entgegen. Der erste wirklich schöne Segeltag und dabei noch gut Sonne!
Schon von Ferne sind in kurzen Abständen die Touristenkoggen auszumachen, die aus der Hafeneinfahrt bis einmal um die Ansteuertonne herum und wieder zurück fahren, um neue zahlende und durstige Urlauber aufzunehmen.


Wir navigieren in den nächst freien Liegeplatz der Marina Leba in die zweiten Boxengasse direkt vor dem Büro des Hafenmeisters, die noch 3,5m Tiefe haben soll. Sieht knapp aus in der Breite aber ausreichen. Fender raus und Leinen über.
Klemmt das Schiff zwischen den Fendern und den Schwimmauslegern? Die Letzten 30cm will das Schiff nicht mehr nach vorne. Egal, seitlich Ein- und Aussteigen ist angesagt. Es geht auf 17 Uhr zu und es ist Zeit für in leckeres Festmacherstöffchen.
Beim von Bord gehen fällt auf, dass doch genügend Platz beidseits des Schiffes ist.
Der im Revierführer "neue" Hafen wurde 2002 fertig gestellt. Das Meiste ist noch gut in Schuss, manche Kleinigkeit könnte mal ein Refit vertragen. Die Tankstelle sieht auch wie im Revierführer genant geschlossen aus. Gerne würden wir einen definierten Füllgrad im Tank haben, da die Tankuhr unzuverlässig erschien und eine nicht kleine undefinierbare Menge von den Technikern abgesaugt worden ist.
Der Besuch der berühmten Dünen ist für die Rückreise vorgesehen.

Diniert wird im Hafenrestaurant. Etwas skeptisch allerdings, weil nur wenige Tische besetzt sind. Bei einigen von uns waren die Augen größer als der Magen, obwohl wieder alles recht lecker war. Ein kleiner Woda hat bei dem Einen- oder Anderen wieder für Wohlbefinden in der Magengegend gesorgt.
Endlich soll es eine ruhig Nach ohne Schwell werden. Wenn, wenn da nicht der Höllenlärm wäre, den die bis in den Abend fahrenden Koggen machen.


Freitag: 9 Uhr Leinen los, weil wieder ca. 35 sm bis Wladyslawowo, aber weniger Wind, angesagt ist.
Der Rudergänger muss auffällig viel Gas geben, damit sich das Schiff bewegt. Der Grund: der Hafen ist hier schon ziemlich verschlickt, so dass wir mit unserem 2 m tiefen Kiel da durch buddeln müssen. Beim diskutieren darüber sehen wir kurz vorm Verlassen des Hafens, dass die Tankstelle doch geöffnet hat. Also kurz auf den Vorgänger warten und endlich die Gewissheit, wie viel Treibstoff zur Verfügung steht.
Dann raus auf die Ostsee und ein Tag mit viel Sonne erwartet uns, anfangs mit gutem, gegen Mittag stark abflauendem Wind, der dann durch die Eisengenua ersetzt werden muss. Eiegntlich ein Wetter um Schweinswale sehen zu können – leider nicht geklappt.
Um 16 Uhr geht es vorbei an der Ansteuertonne, dann vorsichtig durch die wegen veränderlicher Tiefen bekannt Einfahrt zum großen Fischereihafen, bis wir dann gegen 16:15 Uhr rückwärts an den Schwimmsteg für Yachten in Wladyslawowo anlegen.

Dabei ein ganz großes "Dummgelaufen". Die teure Gleitsichtbrille eine Mitseglers hat es auf unerklärliche Weise geschafft, beidseits dem Sicherungsbändlsel zu entkommen, welches noch locker um den Hals liegt. Schnell ist sie eine zarte Spur Luftblasen hinterlassend auf gut 4 Meter Tiefe gegangen. Sichtweite unter die Wasseroberfläche kaum 40cm!Dazu später mehr …

Die üblichen 40 PLN pro Nacht wechseln den Besitz zum freundlichen Hafenmeister, auch hier Strom 10 PLN extra, Wasser und Schlauch am Steg.
Sanitäre Einrichtungen sind im ca. 300 m entfernten Haus gegenüber vom Büro des Hafenmeisters zu finden. Hier kostet jeder, auch der ganz kleine Gang 2 PLN. Kostenlos ist dagegen das Schauspiel der fortwährenden Bungee Stringer vom Teleskop-Autokran direkt gegenüber vom Liegeplatz.
Zu Fuß ist der Kern von Wladyslawowo schnell erreicht und die wichtigsten Einkäufe für die Bordküche erledigt. Nur der Laden mit dem Räucherfisch hat kurz zuvor geschlossen. Da ist auch gar kein Wunder, den Räucherfisch gibt es ja an der polnischen Küste nahezu an jeder Ecke, zumindest in Strandnähe.
Nicht erfolgreich ist das Aufladen der SIM-Karte von "Play" für die ungezügelte Nutzung des Bordinternetnetzes. Die Karte war für eine Woche aktiviert und hat uns gute Dienste geleistet. Die Leute im Laden sehr Hilfsbereit, aber ausgerechnet für "Play" hatten sie keine Nachlademöglichkeit. Schließlich aber der Tip, dass im nicht weit entfernten "Bidronka" ein Verkaufsstand von „Play“ sei. Der habe wohl noch bis 20 Uhr offen. Pech, das der um 18 Uhr schon schließt, aber der unwilligen Dame war um 18:10 noch mühevoll abzuringen, dass der Stand am nächsten Tag von 8 bis 16 Uhr geöffnet habe.


Zuletzt bearbeitet von bauruine am 15.09.2017 10:14, insgesamt 3-mal bearbeitet
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bauruine
Matrose


Anmeldungsdatum: 16.12.2011
Beiträge: 29

BeitragVerfasst am: 05.09.2017 13:09    Titel: Polnische Küste - Ziel nicht geschafft Teil 6 Antworten mit Zitat

Teil 6:

Samstag: Hafentag für Einkauf, Fenderersatzsuche etc. und geplanten Austausch eine Crewmitgliedes.

Crewmitglieder, die Danzig noch nicht kennen, fahren mit der Bahn von nahegelegenen Haltestelle Porto nach Gdynia. Bis dorthin werden sie begleitet von dem Crewmitglied, welches den Flug vom internationalen Flughafen Lech Walesa nach München gebucht hatte. In Gdynia müssen getrennte Bahnen bestiegen werden, die in kurzen Taktraten ihre Ziele anlaufen.
Die in Wladyslawowo verbliebenen haben unterschiedliche Aufgaben:
Hier könnte es Ersatz für den verlorenen Fender geben, hier könnte man den Vorrat an Getränken für den Anlegeschluck aufbessern und nur hier hätte es Sinn einen Taucher zu organisieren, um der abtrünnigen Brille wieder habhaft zu werden.
Des weiteren die SIM Karte aufladen und Öl für die Maschine kaufen, denn der Ölstand bewegte sich auf 1/3 innerhalb der Messmarke zu. Die bei Übernahme und bei der Reparatur nochmals so schön geputzte Motorbilge sieht schlimm aus – da ist zumindest ein Teil des fehlenden Öls hin gesabbscht.

Durchweg hilfsbereite Polen, nur leider oftmals mit einer Sprachbarriere zwischen uns versuchen ihr Bestes.

Für die SIM-Karten Aufladung helfen Sprachsegmente, teils aufgeschrieben, teils gestikuliert. Eine neue wäre möglicherweise leichter und billiger gewesen. So gibt es im Ergebnis für 20 PLN unlimitiertes LTE/UMTS Internet für die zweite Woche. Der Versuch der Aktivierung im mitgebrachten Smartphone, das die ganze Zeit als Bord-WLAN-Hottspot dient, scheitert an den Deutschen Menüs. Umstecken in das Handy der Verkäuferin bringt den Durchbruch. Zurück im Bord-Handy lässt keine Wünsche diesbezüglich mehr offen.
Schon mal in der Stadt werden gleich ein paar Eight-Packs mit einheimischm Bier unter die Arme gepackt und mit an Bord gebracht.

Beim Taucher wird es schon schwerer. Laut Internetrecherche gibt es zwar einen Tauchclub in Wladylawowo. Zweifel daran ob dies die beste Lösung sei führen zur Anfrage nach professionellem Taucher. Das Internet gibt so schnell nichts dazu preis, aber ein uniformierte Hafenbehördenmensch mit brauchbarem Englisch will sich drum kümmern und bringt tatsächliche einen Zettel mit 3 Telefonnummer zurück. Leider sind am anderen Ende der Leitung ausschließlich polnisch sprechende Menschen zu erreichen.
Ein paar Yachten weiter ist ein Pole, der sich mit einer schwedischen Crew in englisch unterhalten hat, bereit die Nummern anzurufen. Er arrangiert, dass wir von einem englisch oder deutsch sprechenden zurück gerufen werden.
Warten auf den Rückruf.
Prima, der Rückruf kommt und ein recht gut sprechender polnischer Taucher erklärt sich bereit, jetzt am Samstag zu kommen. Für beide Seiten fairerweise reden wir auch über den Preis seines Einsatzes. Der Genannte erscheint zunächst hoch, er meint die Anfahrt wäre auch lang. Erfolgsgarantie gibt es natürlich nicht. Wir verhandeln ein wenig (-10%) und denken aber bei Erfolg den erst genannten Preis zu zahlen.
Warten.
Anruf vom Taucher: er steckt im Stau. Das scheint in den Sommermonaten entlang der Küste üblich zu sein. Aber immerhin ein Anruf.
Fast 2 Stunden nach dem ersten Kontakt kommt er in Begleitung seiner Frau. Mit Blick ins Wasser hält er die Erfolgsaussichten für niedrig, bietet aber an bei der Gelegenheit das ganz Unterwasserschiff, insbesondere auch Ruder und Saildrive zu inspizieren.
Wir mögen doch bitte die genaue Stelle des Brillenuntergangs mit einer ins Wasser nicht ganz bis zum Grund laufenden Leine markieren, an der unten ein Gewicht hängt. Schnell ist der Neoprenanzug und die -haube angezogen, Flasche, Tarierweste und Flossen angelegt und die Handschuhe übergestülpt.
Professioneller Sprung ins trübe Nass.
Entlang unserer Pilotleine auf Tiefe gegangen und nach wenigen Dezimetern markieren noch seine Luftblasen seine ungefähre Position.
Image 1454
Das Schauspiel dauert nicht lange und aus dem Dunkeln taucht er wieder auf.
Zufrieden.
Die geschliffene selbst tönende Gleitsichtbrille mit braunem Gestell ist aus der Dunkelheit geborgen. Flugs noch die Yacht von unten inspiziert und bei Kaffee und Plätzchen feiern wir in der Sonne gemeinsam den Erfolg seines Einsatzes.

Auf zur nächsten Aufgabe. Einem Crewmitglied versuchen einen Fender aufzutreiben, da der Vercharterer vermutlich beim Preis nicht zimperlich sein wird. Die vorliegende Information besagt, ein Angelausrüster nicht weit hinter der Bahnhaltestelle Porto könnte Fender haben.
Der Fussmarsch dauert nicht Lange. Tatsächlich hat der Laden mit der netten, allerdings nur polnisch sprechenden Verkäuferin nur vier Sorten. Zwei normale Fender, für einen 38 Fuss Segler ist auch der größere der beiden nur ein Winzling. Daneben gibt es 2 Kugelfender. Wäre sowieso ganz schön, einen an Bord zu haben.
Ok, er ist zwar auch nicht besonders gross aber wird vernünftig seinen Dienst tun. Das Bezahlen scheitert natürlich nicht an der Sprachbariere.
Spannender wird es beim Versuch heraus zu bekommen, wie denn Luft in das Ding zu bekommen ist. Die Anfrage wird verstanden, aber der Laden hat offenbar nichts zum Aufpusten. So etwas wie Tankstelle bekommen wir in gemeinsamen Bild-Wortschatz hin und das Zeigen der Richtung klappt auch. Es sollen wohl 2 Kilometer bis dahin sein, etwas außerhalb von Wladyslawowo Richtung Hel. Auf und in die Richtung. An der nächsten Kreuzung gibt es zum Einen einen Stadtplan, in dem die Tankstelle eingezeichnet ist, und zum Anderen kann man sie auch in einiger Entfernung mit den Augen noch ausmachen.
Doch dem aufmerksamen Auge entgeht dabei nicht, dass viel näher ein Fahrradverleih einladend sein Tür geöffnet hat und auch zur Zeit scheinbar keinen Publikumsverkehr hat. Auch die Fahrräder in Polen werden Luftbereift sein Wink
Der freundliche Mensch dort ist recht gut des Englischen mächtig, das Anliegen wird umgehend verstanden und natürlich der Ansporn irgend eine Lösung zu finden entfacht Luft über das kleine (Majoni) Kugelventi in den Fender zu bekommenl. Nur einen Kompressor hat er nicht.
Die Ansammlung durchsuchter Adapter ist beträchtlich, doch letztendlich hilft die alte Methode mit etwas Tape ein Provisorium um einen Balladapter zu wickeln. Fleißiges Pumpen mit der Standpumpe füllt das rote zunehmend runder werdende Etwas bis es gut als stramm gefüllter Kugelfender unserem Wunsch entspricht.
Eigentlich will der gute Mensch als Dankeschön nur ein Bier haben, kann allerdings den Laden nicht verlassen um zu uns an Bord zu kommen. Und so wechseln ein paar PLN den Aufenthaltsort.
Zurück an Bord muss nur noch eine Leine an den neuen Fender gespleißt werden und das gute Stück findet außenbords einen Platz.

Die Danzig Ausflügler kommen fast zeitgleich mit dem neuen Crewmitglied bei uns am Steg an und es wird bald Zeit eine Lokalität zu finden, um bei fester und flüssiger Nahrung das jeweils Erlebte auszutauschen.
Zum Ölkauf ist es mittlerweile zu spät, die Tankstelle wurde ja nicht erreicht.

Dass wir unter der Fülle der vorhandenen einfachen Restaurants unweit des Hafens ausgerechnet das im Nachhinein vermeintlich primitivste ausgesucht haben, war nur bedingt absehbar und kann als Low-Light des ganzen Tages bezeichnet werden. Dafür haben wir auch nur gut 6.- € pro Person dort lassen müssen.
Keine 20 Meter zuvor wäre ein gut besuchtes Restaurant ein Ort, wo es wenigsten richtige Teller und Besteck gegeben hätte, und wie sich später herausstellte eines mit überwiegend guten Bewertungen im Internet.


Zuletzt bearbeitet von bauruine am 13.09.2017 08:45, insgesamt 3-mal bearbeitet
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BeitragVerfasst am: 07.09.2017 14:47    Titel: Polnische Küste - Ziel nicht geschafft Teil 7 Antworten mit Zitat

Teil 7:

Sonntag: Wieder gut ausgestattet geht es auf den Rückweg.

Das ursprüngliche geplante Ziele, in Danzig selbst festzumachen, ist nicht nur infolge des unglücklichen schwachen bzw. aus Osten kommenden Windes, des verlorenen Tages infolge Maschinenschadens sowie der Windprognosen für die Rückfahrt nicht mehr zu erreichen, sondern auch weil in Danzig selbst die Marina für die Teilnehmer einer großen Regatta belegt ist. Als Ausweichhafen war sowieso Sopot in Frage gekommen.

Von Wladyslawowo geht es ohne Eile überwiegend unter Segeln ab der Ansteuertonne die knapp 40 sm zurück nach Leba. Das kleine, niemals zu befahrende kreisrunde Sperrgebiet ist dabei natürlich zu meiden. Erwartungsgemäß sind anderen die Sperrgebiete 10 und 11 offen und wir machen knapp 30 Seemeilen gute Fahrt, bis gegen 15:15 der Wind einschläft.

Leba ist dieses mal recht voll, und wir finden nur im Teilbecken der Tankstelle ein Plätzchen, an dem es nur mit Hilfe einer freundlicherweise vom Hafenmeister bereitgestellten Kabeltrommel und einem zusätzlichen Adapter von weit her Strom gelegt werden kann. Die Batterie ist nämlich nicht gut drauf und bei dem doch eher warmen Wetter ist Kühlung notwendig.
Der Abend ist noch mild und wird lange von der Touristenkoggen untermalt. Erst als es häufiger Regnet wird es ruhiger.

Montag: Die Wetterprognosen sind uns einigermaßen gut gesonnen, wenngleich sich gelegentlich Schauern mit der Sonne abwechseln.

Die Attraktion, die großen Dünen locken. Sie sind von Leba gut zu erreichen, und so wird beschlossen den Tag vor Ort zu genießen und erst gegen Abend auszulaufen.

Entsprechend macht sich ein Teil der Crew auf den Weg dorthin mit Elektrokarren und per Pedes zurück zu legen und dann die Dünen zu erklimmen. Andere genießen den Tag, machen kleine Bordarbeiten (die Tankstelle hat Motor-Öl für uns!) oder versuchen bei gutem Kaffee den köstlichem Apfelkuchen mit großer Portion Schlagsahne sowie einer Kugel Eis in der Hafengastronomie. Zwischenzeitlich kann das Boot auch noch auf einen regulären Liegeplatz verholt werden.

Pünktlich kommen die Ausflügler zum vorgezogenen Abendessen zurück und gegen 19 Uhr verlassen wir Leba Richtung Heimatkurs.

Die Wetterprognosen sind nicht optimal, aber gut; alle Sperrgebiete westlich unseres Standortes bis auf das kleine Gebiet 6a sind offen, so dass keine weiten Umwege weg von der Küste oder das Abpassen eine Zeitfensters für dann erlaubte Durchfahrt gegen Mitternacht erforderlich sind.



vordemHafenvonLebea.jpg
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Allgegenwärtige Touristenkoggen in der Einfahrt zum Yachthafen Leba.
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Zuletzt bearbeitet von bauruine am 14.09.2017 13:06, insgesamt einmal bearbeitet
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BeitragVerfasst am: 13.09.2017 08:55    Titel: Re: Polnische Küste - Ziel nicht geschafft Teil 8 Antworten mit Zitat

Teil 8:

Zuvor sind natürlich die Regularien für die Nacht vom Schiffsführer bekannt gegeben und die Wacheinteilung geklärt.
Los geht es leider zunächst nur mit Maschine. Der Sonnenuntergang wird noch gemeinsam genossen, die Navigationslichter aktiviert und im schwachen Licht des Halbmondes verschwindet die Küsten langsam.

Gleichzeitig zeigt sich eine schier endlos lange Kette roter Lichter entlang der Küste nur gelegentlich unterbrochen von den weißen Kennungen der Leuchtfeuer Stilo FL 3 12s bei Osetnik weit hinter unserem Kielwasser und Czolpino OC(2) 8s Backbord voraus. Jedes rote Licht steht für einen Windkraftgenerator.
Nach und nach verschwinden Mitsegler der Freiwache um ein wenig zu ruhen.
Ruhe? Leider muss die Unterwassergenua noch lange für den Vortrieb in Marschfahrt sorgen.
Stilo verschwindet nach und nach, Czolpino wandert immer weiter nach Achtern und das Leuchtfeuer Utska OC 6s weist jetzt den Weg.

Fließender Übergang zu Dienstag:

Gegen 2 Uhr liegt Utska etwa querab. Der Mond ist schon eine Weile untergegangen, die die Nacht kohlrabenschwarz geworden, weil mittlerweile die Wolkendecke nahezu vollkommen geschlossenen ist. Aber das Feuer Jaroslawiec FL (2) steht schon etwa im Südwesten.

Jetzt, erst zögerlich, später segelbar, frischt es auf und es kann vorsichtig - weil man sie nicht sieht - die Genua (nicht ganz) aufgerollt werden und mit Wind etwas vorlicher als Backbord querab geht es mit gut 6 kn weiter 'gen Westen - die Maschine schweigt endlich. Zwar können wir nun ein klein wenig Strom sparen, da ja das Toplicht (umgangssprachlich besser Dampferlicht) nicht mehr benötigt wird, jedoch verlangt die schwache Batterie regelmäßig Spannungskontrolle.
Es wird langsam wieder hell und um 6 Uhr 30 liegt Darlowo querab, dessen FL (2) gerade noch gut auszumachen ist. Die Positionslampen können zwar ausgemacht werden, aber die Batterie ist bei unter 11,5V angelangt, so dass die Maschine etwas nachladen muss, damit die Navigationsgeräte die Spannung nicht noch weiter sinken lassen. Es ist traurig wie kurz die 140 Ah Batterie Positionslichter und Navigation versorgen konnte, ca. 6 Stunden – der Kühlschrank lief natürlich nur, solange die Maschine für Stromnachschub sorgen konnte und der Autopilot konnte ja sowieso nicht eingesetzt werden.
Leider verschwindet ca. 11:30 der Wind soweit wieder, dass nur um 2 kn Fahrt im Schiff zu halten ist. Daher wird beschlossen, wieder die Dieselhilfe hinzu zu ziehen. Andernfalls wäre im Ziel Kolberg zu wenig Zeit für den geplanten Stadtbummel.
In der Zeit bis zum Einlaufen wird noch angedacht den Loggenimpeller zu ziehen, da die Logge seit den Morgenstunden nichts mehr anzeigt, jedoch wird das Unterfangen mangels Blindstopfen nicht durchgeführt. Wer weiß, in welchem Zustand die O-Ringe und Dichtung des Loggengebers bei diesem 9 Jahre alten Schiff sind.
Gegen 14:30 fest im neuen Yachthafen von Kolberg, der in einigen Hafenplänen, aber auch bei Google noch nicht vorhanden ist. Knapp 90 Seemeilen sind in den vergangenen 19 Stunden zurückgelegt, davon leider nur knapp die Hälfte ohne Maschinenunterstützung.

Kolbergs Yachthäfen liegen dicht beieinander, haben aber unterschiedliche Hafenmeister und Büros sowie unterschiedliche Sanitärgebäude.
Unsere sind weiter weg. Ja, Segler müssen bisweilen etwas laufen, ob zum Anmelden beim Hafenmeister, dem Toilettengang oder zum erstehen von Wertmünzen, um den Wassertank in Einheiten von 150 Litern nach füllen zu können.
Auch wenn für die sanitären Anlagen, die mit Zahlenkombination ihre Pforten öffnen, viel Geld investiert wurde: An Gehirnschmalz hat es offenbar den Bauherren im Bereich der Duschen gefehlt.
Die Münzanlage für die 6 Duscheinheiten hat 12 Münzautomaten – Platz für eine Erweiterung der Duschanzahl ist nicht vorhanden. Den Wasserfluss des Duschprozedere kann man zwar unterbrechen, aber nur wenn man die Schiebetür öffnet, um die Ecke greift und einen Knopf betätigt. Zum Fortsetzen des Wasserflusses das gleiche Spiel. Wenn man nun meint, es sei ja nicht sonderlich schlimm, dass dabei jeweils Wasser auf den Boden kommt wird spätestens beim Einsatz des Wasserschiebers feststellen, dass es keinen Bodenabfluss im ganzen Sanitärbereich und den Duschkabinenvorräumen gibt, außer denen in unter den Duschen selbst. Die allerdings sind jeweils mit einer 3 Zentimeter hohen Kante für die Schiebetür für das zusammengeschobene Wasser unerreichbar.
UND: So nett es ist, dass in jeder Duschkabine ein zusätzliches Waschbecken eingebaut ist, so sehr wird man getrübt dadurch, dass keine Haken oder Ablagen vorhanden sind. Der pfiffige Segler nutzt dann das Waschbecken in Zweckumwidmung als Ablage Wink . Nur zu dumm, wenn der Vorgänger den Wasserhahn offen gelassen hat Shocked . Das Wasser, egal ob kalt oder warm, läuft erst, wenn man die Dusche aktiviert …....

Nun, der Ausflug in dieses feuchte Thema hat etwas lange gedauert. Sorry.


Zuletzt bearbeitet von bauruine am 15.09.2017 10:42, insgesamt einmal bearbeitet
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BeitragVerfasst am: 15.09.2017 10:37    Titel: Polnische Küste - Ziel nicht geschafft Teil 9 Antworten mit Zitat

Teil 9:

Die Crew hat mittlerweile einen Ausflug in Zentrum der Stadt gemacht, und zum Höhepunkt nahe dem Rathaus und unweit der Marienbasilika, des Kolberger Doms, eine Stärkung bei Kaffee und Kuchen zu sich genommen.
Nunmehr kann noch in einem Supermarkt auf dem Rückweg das Notwendigste für die kommenden Tage nach gebunkert werden, wenngleich das Abendessen im dem, dem Yachthafen nahe gelegenen rustikal eingerichteten Restaurant „Karczma Solna“, eingenommen wird.

Trotz Kaffeeimbiss werden wir Segler dort nicht übermäßig satt, obwohl etwa der „Räuberspies“ oder wie das Ding hieß nach einer ordentlichen Portion aussieht.

Kleiner Verdauungsspaziergang mit Aufsuchen der sanitären Anlagen des Yachthafens und zurück an Bord.

Mittwoch:
Super Wetter! Noch schnell Sad per Münzautomat am Anfang des Schwimmsteges Wasser bunkern, dann Leinen wenige Minuten vor 11 los und noch kurzer Halt an der Tankstelle direkt an der Yachthafenausfahrt.

Der Wind meint es wie so oft teils gut – er ist da und segelbar – aber eben genau aus der Zielrichtung. So wird es ein schöner See- und Segeltag mit 20 sm über Grund in's nur 10sm entfernt liegende Mrzezyno. Segeltag nur bis 15:20, dann wieder mit Motor in gemütlicher Fahrt den Rest.
Mrzezyno sollte man nur bei wenig Seegang anlaufen, wenn man etwas Tiefgang hat. Die Ostseite der Einfahrt ist schon beginnend mit den Molenköpfen stark versandet. Man muss sich einfahrend stark steuerbords halten. Regelmäßiger Blick auf's Lot ist unumgänglich. Weiter im Inneren wird es weniger spannend. Bei Schwell wird es noch spannender sein - besser meiden.

Der Hafenmeister empfängt uns freundlich und bittet, statt in das Hafenbecken besser außen längsseits fest zu machen. Dort gibt es auch Strom und Wasser und der Weg zum Leben in diesem kleinen Ort ist auch nicht nennenswert weiter. Um 17 Uhr sind die Leinen fest und das Festmacher-Kaltgetränk in der Nachmittagssonne schmeckt besonders gut.

Dafür sind wir etwas weiter von den beiden Musikern entfernt, die die Passanten unterhalten wollen. Sie spielen weder sehr laut, noch sehr lästig, noch allzu lange. Wir sind von den anderen Häfen Unangenehmeres gewohnt.

Die sanitären Anlagen sind einiges vom Hafen entfernt, und dort ist man auch gleich am Pulsschlag des Promenadenlebens. Variationsreiche Grill- und Räucherstände für den kleinen und großen Hunger, handwerkliche Stände für Souveniersammler oder auch für den täglichen Gebrauch und Austobmöglichkeiten für Kinder gibt es reichlich. Dabei ist es nicht so laut und voll, wie in den anderen strandnahen Orten die Tage zuvor. In unseren Augen einfach netter.
Zum Dinieren an Bord gibt es ein Menü aus von den Grill- und Räucherständen Mitgebrachtem und vom Smut frisch zubereitetem.


Donnerstag: Es sind bis Dziwnow (Dievenow) 25sm; wir sind also wieder nicht in Eile.
Erneut ein schöner Segeltag.
Hier laufen wir wie die Woche zuvor in den Fischereihafen ein, werden aber umgehend wieder heraus komplimentiert. Wir mögen doch bitte in die neue Marina gehen.

Na gut, wenn denn da noch ein Plätzchen frei ist.
Ja, glücklicherweise nahe an der Einfahrt können wir in an einen Schwimmausleger festmacen. Allerdings ist die Hafenanlage weniger für die eher langen Segler, als für breite Angel- und Motorboote ausgelegt. Vorteilhafterweise kann man aber schneller zu den Sanitärräumen und in das Hafenrestaurant, als vom Fischereihafen aus. Interessant: Die Vodkakarte hat 10 Verschiedene zur Auswahl, den einen oder anderen Versuch ist es wert.
Im Hafen ist nicht nur einiges von polnischer Seite los, sondern auch andere Deutsche sind anwesend, allerdings alle mit Eigneryachten. Sie genießen gleichermaßen den Abend.



mrzezyno.jpg
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Einfahrt nach Mrzezyno
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mrzezyno.jpg


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bauruine
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Anmeldungsdatum: 16.12.2011
Beiträge: 29

BeitragVerfasst am: 20.09.2017 11:40    Titel: Polnische Küste - Ziel nicht geschafft Teil 10 Antworten mit Zitat

[quote="bauruine"]Teil 10:

Freitag: Der letzte Segeltag an Bord.
Zum Abschied reichlich Wind; den brauchen wir auch, da die letzten ca. 20 Seemeilen schon wieder gegen an zu bewältigen sind, was sich laut GPS Aufzichnung in 40 sm über Grun wiederspiegelt. Wir machen große Schläge und nur knapp eine Handvoll Wenden sind nötig bis wir kurz vor der üblicherweise lebhaft frequentieren Einfahrt in die Swine bei recht kabbeligem Wasser die Segel bergen und eigentlich gleich einfahren wollen.

Nur da kommt ein riesiger Gasfrachter aus dem neuen Gasterminal, gezogen und bugsiert von einem halben Dutzend Schleppern und noch 2 weiteren Begleitfahrzeugen, die die Schifffahrt, nicht nur Kleinfahrzeuge, am Passieren hindern sollen. Nach und nach lösen sich die Hilfsfahrzeuge und die „Al Hamla“ bewegt sich aus eigener Kraft. Jetzt wollen die ungeduldigen Frachter und Fähren ihr Revier wieder erobern und wir müssen erneut warten.

Mittlerweile kommen aus dem Osten noch einige große Traditionssegler auf, die wir den ganzen Tag über hinter uns gesehen hatten, und es beginnt ein dichtes Drängen in der Einfahrt, in das wir uns einreihen.

Der Ausgangs- und Ziel-Yachthafen ist ziemlich voll, und wir finden dennoch ziemlich weit hinten im Hafenbecken gegenüber des Hafenmeisters ein schönes Plätzchen, ohne im Päckchen liegen zu müssen.
Dahin können wir sogar mit den PKW zum Umladen am nächsten Tag kommen. Und, eine weiteres kleines Sanitärgebäude ist recht nah – wir müssen nicht um das halbe Hafenbecken um mal zu müssen. Es stellt sich nur bald heraus, dass das mit dem High-Tech so eine Sache ist: eine unserer zum Öffnen der Tür erforderlichen Chipkarten tut an diesem Gebäude nie, die andere gelegentlich. Am anderen Gebäude funktionieren beide - ausnahmslos immer!
Mit dem High-Tech ist es auch an den Stromsäulen so eine Sache: regelmäßig schart sich eine Gruppe Segler um die begehrten Säulen und rätselt, wie man – auch unter Anwendung der in den Piktogrammen beschriebenen Schritte – an den begehrten Strom in sein Kabel kommen kann. Die Auswahl der Steckdose ist irgendwie vergessen worden, und das Vorhalten der Chip-Karte wenige 5 Sekunden (Aktivieren) bedeutet etwas anderes als länger als 5 Sekunden (Rückbuchen). Bei den Duschen ein ähnliches Ratespiel.
Nun, ich halte mich wieder zu lange bei diesem Thema auf. Rolling Eyes

Die Rückgabe der Yacht erfolgt (nach Rückbau der sich bewährt habenden Provisorien zum Bereithalten der Rettungsmittel) problemlos. Allerdings hat unser „Stützpunktleiter“, obwohl wir auch ihm auf die Sprach-Mailbox gesprochen hatten, nichts von unseren Maschinenproblemen gehört.

Wir geben ihm, zur Verwendung für Reparatur bzw. insbesondere Weitergabe an die Folgecrew die Liste der wichtigsten Mängel:
- Autopilot defekt
- Landstrom Wackelkontakt
- Batterie sehr schwach
- Rettungsmittel unzureichend vorgehalten
- Ölverbrauch der Maschine entgegen Angaben
- fehlenden Karten im Kartenplotter ab Kolberg ostwärts
- unklare Tankanzeige
- Defekt in der Klemme für die Rollgenua
- gelegentliches „nicht Sperren“ der Steuerbord Genuawinsch
- defektes Toplicht (und keine Reservelampe an Bord)
- nicht schliessendes Seeventil der Toilette

Als Hinweis erhält er noch die Information über den ursprünglich falschen Ersatz-Impeller, den wir von den Technikern in Utska durch den richtigen ersetzen ließen, sowie den Ersatz des ursprünglichen Fenders durch den neuen Kugelfender und das nun vorhandene Reserveöl.

Nicht erwähnenswert finden wir die Dinge, die wir sinvollerweise frühzeitig selbst korriigiert haben, wie etwa zwei verdreht am Voriek des Großsegels angebrachte Mastrutscher oder viel zu großes Spiel der Kette der Ruderanlage oder nicht gekonterter und gelöster Spanner der Seereling oder Korrektur der falsch montierten Winsch.

Insgesamt ist die Bavaria aber prima gesegelt, egal ob bei wenig oder viel Wind und es war eine interessante neue Erfahrung entlang der polnische Küste zu segeln - wenn man das Kapitel am Dienstag und Mittwoche, also dem dritten und vierten Tag mal etwas ausblendet.
Wenige Segler bzw. insgesamt Sportboote auf dem Wasser, spannende Einfahrten miest mit VHF Anmeldung in die ungewohnten Häfen. Für uns Preiswerte Liegeplätze und Restaurants mit zuvorkomemnden Menschen.

Das Motorproblem in Kombination mit langem Warten auf die Techniker und in beiden Wochen eher ungünstigen Windverhältnisssen hat bewirkt, dass wir unser Ziel die Danziger Bucht nicht erreichen konnten. Das hat aber dem guten Gelingen des Restlichen Teils keinen Abbruch getan.

Beim nächsten Mal muss mehr Zeit im Seesack sein ...



swinemuende.jpg
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Swineünde, Pfeil zeigt auf Yachthafen.
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swinemuende.jpg


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